Hamed Abdel-Samad
Nachdem die Giordano Bruno Stiftung den Mordaufruf gegen Hamed Abdel-Samad öffentlich machte und darin auch die Bundesregierung aufforderte, sich für den bekannten Publizisten einzusetzen, passierte erst einmal gar nichts.
Wir haben darüber diskutiert, ob das eventuell eine Art Stillhaltetaktik des Staates wäre, um Hamed nicht zu gefährden. Ähnliches kenne ich aus der Zeit, als die beiden deutschen Journalisten Marcus Hellwig und Jens Koch im Iran verhaftet und eingesperrt wurden.
Die (deutsche) Nachrichtenagentur dpa tickerte allerdings am Montag eine entsprechende Meldung, die zwar von keiner deutschen Zeitung oder gar dem Fernsehen aufgenommen wurde – aber Niederschlag in einem kurzen Artikel beim Schweizerischen Rundfunk fand.
Hierzulande berichtete einzig der Spiegel in seiner Online-Ausgabe – und führte ein Interview mit Hamed Abdel-Samad. Hamed sagt dort:
Obwohl diese Seiten mehrfach gemeldet wurde, ist sie mit kurzen Unterbrechungen seit fast einer Woche online. Die Vorwürfe gegen mich wurden schließlich auch auf mehreren ägyptischen Fernsehsendern wiederholt und Video-Ausschnitte aus meinem Vortrag gezeigt. Am Freitagabend hat Abdel-Maged dann auf dem Sender Al-Hafez alle Ägypter dazu aufgerufen, mich sofort zu ermorden.
Die entsprechende Facebook-Seite wurde inzwischen gelöscht.
Dem Protest der GBS schloss sich auch die “Aktion 3.Welt Saar” an. In einem Blogbeitrag heißt es dort:
Die Aktion 3.Welt Saar fordert die Bundesregierung auf, bei dem ägyptischen Präsidenten Mursi zu intervenieren und Druck auszuüben, damit die Mordaufrufe von Islamisten gegen den Publizisten und ARD-Autoren Hamed Abdel-Samad gestoppt werden“, erklärt Klaus Blees vom Kompetenzzentrum Islamismus der Aktion 3.Welt Saar. In Ägypten rufen Mitglieder der Muslimbrüder, denen auch Mursi angehört, auf Internetseiten zur Ermordung des aus Ägypten stammenden Hamed Abdel-Samad auf.
Heute früh dann endlich melden sich auch überregionale Zeitungen zu Wort. So schreibt die Süddeutsche in einem guten Artikel davon, dass es – wie vermutet – bereits diplomatische Kontakte zwischen der deutschen und der ägyptischen Regierung gab. Dort heißt es u.a.
Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, die Bundesregierung rufe die ägyptischen Behörden dazu auf, die Veröffentlichung von Mordaufrufen zu unterbinden. Dies habe man habe dem Geschäftsträger der ägyptischen Botschaft persönlich erklärt.
Auch bei Telepolis findet sich heute ein kurzer Artikel, der darauf hinweist, dass Hamed Abdel-Samad “um sein Leben fürchten muss.” (Der Artikel verweist übrigens mit Recht darauf, dass es die GBS war, die auf diese Bedrohung hingewiesen und Forderungen an die Politiker gestellt hat.)
Doch dann kam die TAZ. In Gestalt eines Daniel Bax, der bereits bei seiner “Berichterstattung” über die Kritische Islamkonferenz dadurch auffiel, dass er nicht einen Hauch dessen begriffen hat, was da geschah. 1 Bax schreibt allen Ernstes – während es für Hamed Abdel-Samad tatsächlich um sein Leben geht -:
In Deutschland gehört Abdel-Samad zur Riege jener „Islam-Kritiker“, die ihre Herkunftskultur mit dem vermeintlich authentischen Blick des angeblichen Insiders kritisieren. …
Es gibt nicht wenige, die ihn deshalb für einen Wichtigtuer und Selbstdarsteller halten.
Bax maßt sich hier allen Ernstes an, darüber zu bestimmen, was kritische Menschen – Menschen, die nicht seine Meinung teilen – zu denken und zu sagen haben. Er hält sich für jemanden, der den Löffel in der Hand hat, mit dem die Weisheit gefressen wird.
Er relativiert die tatsächliche Gefahr, die von religiösen Extremisten ausgeht. Er ist und bleibt ein lernresistenter “Islamversteher” und Kulturrelativist. Dass er damit den Muslimen, die unter uns leben, keinen Gefallen tun; dieser Gedanke kommt dem studierten Islamwissenschaftler nicht einmal.
Es wäre einfach, ihm einfach nur ein Lehrwissen zu unterstellen, dass er seit seinem Studium nicht mehr hinterfragt hat. Doch leider ist es nicht so einfach: ist er doch der (nicht unumstrittene) Meinungsmacher in Integrationsfragen bei der ehemals linken, inzwischen mainstreamig-grünen TAZ. Diese ehemals gute Zeitung hat ja bekanntermaßen ein Problem mit der Giordano Bruno Stiftung.
Immerhin sind die Leser der TAZ noch nicht ganz so einseitig, wie die Kommentare zu dem Artikel beweisen. Dort wird dem Schreiber ordentlich Pfeffer unter den Hintern gemacht.
Nic