Quelle: Helmut Mühlbacher
"Die Lebensklugheit eines Menschen erkennt man daran,
Dass er begreift, dass nicht nur ein Weg zum Ziel führt,
Sondern dass es etliche alternative Wege gibt."
Alexander Rykow
Quelle: Astrid Müller
Ihr Lieben,heute möchte ich Euch eine Geschichte von Gabriele Ramos erzählen:
"Das leere Boot"
"Nimms nicht persönlich. Kennst Du das nicht auch, dass Dir irgendetwas widerfährt und Du von jetzt auf gleich wütend oder ärgerlich reagierst?
Vielleicht hast Du ja sogar einen guten Grund für Deinen plötzlichen Ärger,
vielleicht ist er aber auch bei näherem Betrachten ziemlich überflüssig und nutzlos.
Wie auch immer, irgendetwas in Dir hat innerhalb von Sekundenbruchteilen die Kontrolle übernommen und in einer mehr oder weniger gewohnten Weise reagiert.
www.stern.de
Es gibt da eine alte Geschichte von einem Mann, der im Dunklen über einen See rudert und plötzlich bemerkt, wie ihm ein anderes Boot entgegenkommt. Er regt sich fürchterlich über den anderen Steuermann auf, ruft ihm entgegen, dass er gefälligst aufpassen und ihm aus dem Weg steuern solle.
Doch so sehr er auch ruft und sich immer mehr ärgert, das andere Boot bewegt sich
unverändert immer weiter in seine Richtung.
Also bleibt unserem guten Mann nichts anderes übrig, als selbst den Kurs zu ändern,
um den Zusammenstoß zu vermeiden.
Und wie er das fremde Boot so an sich vorüberziehen sieht, bemerkt er, dass gar niemand drin sitzt. Und so schnell, wie seine Wut gekommen war, so schnell ist sie auch wieder verraucht - als er nämlich feststellt, dass da gar niemand ist, den er beschuldigen und über den er sich aufregen konnte.
Quelle: Helmut Mühlbacher
Was hält Dich eigentlich davon ab, alle Situationen in Deinem Leben wie ein leeres Boot zu betrachten? Es gibt wirklich nichts, worüber es sich tatsächlich aufzuregen lohnt.Es sei denn, Du nimmst die Dinge sehr persönlich oder suchst nach Schuldigen.
Doch wenn Dir nur noch leere Boote begegnen, gibt es keine Schuldigen.
Also bist da nur noch Du - und wenn Du die Dinge nicht mehr so persönlich nimmst..." Ihr Lieben,
in meinen Gedanken zu den Geschichten, die ich erzähle, habe ich auch schon des Öfteren von meiner Kindheit und Jugend berichtet, in der ich Schläge, Folter und sexuellen Missbrauch erdulden musste. Das war eine sehr schlimme Zeit.
Rückblickend muss ich feststellen, dass es besonders traurig war, dass auch die Zeit als junger Erwachsener durch die Erlebnisse in Kindheit und Jugend verdunkelt wurde.
Viele Jahre suchte ich nach den Schuldigen für das Erlittene und viele Jahre verdunkelten Gedanken des Zorns, Gedanken der Wut und Gedanken der Rache mein Leben.
Wie schon in unserer kleinen Geschichte festgestellt, haben wir Menschen immer die Tendenz, einen Schuldigen zu suchen für das, was uns zustößt.
Das ist sicher richtig und gut, wenn es darum geht, die Schuldigen zu bestrafen,
aber damit verschwinden nicht die Gedanken des Zorn, der Wut und der Rache.
Ich habe mich schon oft gefragt, warum wir eigentlich immer so eifrig einen Schuldigen suchen für das, was uns im Leben zustößt und ich bin zu der Antwort gekommen, dass wir es deshalb tun, weil es uns von dem, was wir erlitten haben, ablenkt.
Aber das ist leider ein ganz großer Irrtum:Als ich als junger Mensch im Alter von 13 Jahren meinen lebensklugen Großvater einmal wieder in den Sommerferien besuchte, da wollte er, dass ich meine sechs Wochen Ferien in vollen Zügen genoss und nicht immer an das dachte, was mir in Bremen widerfahren war.
Er ging mit mir zu dem sehr großen und scheußlich riechenden Misthaufen und forderte mich auf, meine rechte Hand tief in den Misthaufen hineinzustecken.
Nur weil ich meinen Großvater so sehr liebte, tat ich ihm den Gefallen.
Anschließend wusch er mir persönlich meine Hand und ließ mich dann noch zwei Mal meine rechte Hand in den Misthaufen stecken.
Dann sagte er zu mir: „Du kannst noch so oft Deine rechte Hand in den Misthaufen stecken, sie wird hinterher immer schmutzig sein, es wird Dir nicht gelingen, sie sauber herauszuziehen. Dasselbe gilt für Deine Ferien: Wenn Du Deine Ferien voller Freude genießen willst, dass vergisst für sechs Wochen Bremen und lebe heute, als gäbe es kein Morgen.“
Da habe ich begriffen, warum es so schädlich ist, sich mit der Suche nach den Schuldigen für das, was wir erlitten haben, aufzuhalten:
Die Beschäftigung mit dem Schuldigen verdunkelt auch unser Leben. Sie hindert uns daran, fröhlich zu leben, das Glück unseres Lebens doch noch zu finden und zufrieden und dankbar zu werden.
Die Suche nach einem Schuldigen kann unser Leben so sehr beherrschen, dass wir uns irgendwann selbst bei Kleinigkeiten aufregen.
Unser Leben ist aber zu kurz, als dass wir uns nicht über Kleinigkeiten aufregen sollten.
Unser Leben sollte von Fröhlichkeit und Heiterkeit erfüllt sein und wir sollten nicht mit anderen Menschen in Streit geraten. Wie uns die kleine Geschichte lehrt, lohnt das auch in den allerwenigsten Fällen.
Ich wünsche Euch heute ein fröhliches, ein ärgerfreies und friedliches Wochenende
Ganz liebe herzliche friedvolle Grüße
Euer Werner vom Weserstrand
Quelle: Karin Heringshausen