Die Strohhalme der Nein-Sager

Die Strohhalme der Nein-Sager

Marriage may be contracted in accordance with law by two persons without distinction as to their sex?

Es ist eine einfache Frage, die derzeit die Schlagzeilen auf der Insel beherrscht. Klar und deutlich mit Ja zu beantworten, immerhin leben wir im Jahr 2015 und nicht in den Dark Ages - nun, die meisten von uns zumindest.

Und Irland wird die einfache Frage, ob die Heirat gleichgeschlechtlicher Paare endlich offiziell möglich und anerkannt sein soll, mit einem deutlichen "Ja" beantworten, wenn das Referendum im Mai stattfindet. Die Eindeutigkeit der Zustimmung aber wird geringer, je näher der Urnengang rückt. Innerhalb der letzten drei Wochen ging die Zustimmung zu dieser Frage von 76 auf 68 Prozent zurück.

Grund dafür mögen auch die Strohhalme sein, an die sich die Referendumsgegner im aussichtslosen Kampf, das Logische zu verhindern, klammern.

Allen voran natürlich die Kirche. Einmal mehr versucht eine religiöse Organisation, sich aktiv in Gesetzgebung einzumischen. Gesetze aber macht - auch in Irland - zum Glück der Staat und nicht eine Glaubensgemeinschaft, die ihre Entscheidungsfindung auf ein altes, angestaubtes Buch bezieht. So sehr auch manche Priester dämonisieren, selbst die Mehrheit der praktizierenden Christen wird sich für die gleichgeschlechtliche Heirat aussprechen. Der bittere Beigeschmack bleibt aber, weil unglaubliche Ausritte wie jener von Dave Doran, des Bischofs von Elphin, nahezu unbeantwortet, vor allem aber unbestraft bleiben.

Nebenbei sind sich die Gegner auch für nahezu nichts zu schade. Immer öfter werden Kinder instrumentalisiert. Oftmals halten sie Plakate hoch, dass Kinder ein Recht auf Vater und Mutter haben. Manche werden auch von den Eltern angehalten, handgeschriebene Briefe bei den Nachbarn einzuwerfen.

Der neueste Trend aber seit einigen Tagen: Surrogacy, die Leihmutterschaft. Obwohl in der Fragestellung nicht einmal erwähnt, haben die Referedumsgegner nun offenbar bemerkt, dass man mit gesundem Menschenverstand nicht gegen die Fragestellung angehen kann. Deshalb wird einfach ein anderes vieldiskutiertes Thema mit ins Boot genommen und intensiv beworben. Hat zwar nichts mit dem Thema zu tun, wird aber eventuell ein paar weitere Leute verunsichern und zu einem tendentiellen "Nein" zur Ausgangsfrage bewegen.

Das Positive aber zum Schluß: Egal, wieviele Themen noch in den Mix geworfen werden, wieviele Kinder noch "Vote No" auf ein Blatt Papier schreiben müssen oder wie oft ein führender Kirchenfürst noch Homosexualität mit diversen Krankheiten vergleicht - Irland wird sich nicht erschüttern lassen und in aller Deutlichkeit "Ja" zur gleichgeschlechtlichen Heirat sagen.

Und an diesem Tag kann man dann wieder ein wenig mehr stolz sein darauf, hier zu leben - in einer weltoffenen Gesellschaft, die sich auch von der größten Panikmache nicht nachhaltig beeindrucken lässt.

Die Strohhalme der Nein-Sager

Jahrgang 1975, seit 2008 in Irland ansässig. Nach zahlreichen Urlauben auf der Insel war es damals einfach Zeit, den Lebensmittelpunkt hierher zu verlegen. Schreibt gerne über Irland, und ist nach fünf Jahren Irland Live nun Betreiber dieses neuen Projekts.


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