Vor etwas mehr als zehn Jahren fand ein unbekannter Jugendlicher eine Fotokamera in einer U-Bahnstation von Paris. Dies sollte der Beginn eines auĂŸergewĂśhnlichen Abenteuers werden, das ihn dazu veranlasste, ganz Europa in einer Art zeitgenĂśssischer Suche zu bereisen, die darin bestand, die Werke von StraĂŸenkĂźnstlern zu dokumentieren, die er auf seiner ungewĂśhnlichen Rundreise in den verschiedenen Städten antraf. Dazu gehĂśrten die Kunst und die Botschaften, die anonymen Texte, die den alten Kontinent bedeckten und Ausdruck waren fĂźr den Puls, den Atemzug, die WĂźnsche, Erwartungen, Frustrationen und Anklagen, die die Mauern der europäischen Städte bedeckten. All jenes in der Ăœberzeugung, dass die wirkliche GrĂśĂŸe der StraĂŸenkunstwerke in der Unmittelbarkeit besteht, mit der sie all jenen den direkten Zugang zur Kunst ermĂśglichen, die nicht im Traum daran denken wĂźrden, ein Museum zu besuchen. Ob durch das Verwandeln der Stadt in eine riesige Leinwand, oder durch das Nutzen der Wände, um Botschaften mitzuteilen, die nirgendwo sonst zum Ausdruck kommen.
Sechs Jahre später, im Jahr 2006, machte dieser Jugendliche, der nur unter dem Pseudonym JR bekannt ist, den nächsten Schritt und begann, Personen zu fotografieren und somit gleichzeitig verstĂśrende und wunderschĂśne Portraits der Jugend der europäischen Vorstädte zu erschaffen. Dies war der Beginn seines meteorisch ansteigenden internationalen Marktwertes, wodurch er nach Banksy zum berĂźhmtesten, am meisten imitierten und am hĂśchsten gehandelten StraĂŸenkĂźnstler wurde. Nicht umsonst spielte er selbst die Hauptrolle in der von ihm bezeichneten grĂśĂŸten weltweiten Ausstellung illegaler Fotos, in der er die Fassaden von acht Städten Israels und Palästinas sowie die infame Mauer, die die beiden Gebiete voneinander trennt mit gigantischen Portraits von Palästinensern und Israeliten plakatierte und damit eine Fläche von insgesamt 15.000 Quadratmetern bedeckte.
Sein definitiver Ritterschlag folgte jedoch im vergangenen März mit der Auszeichnung des prestigeträchtigen Preises der Stiftung TED (Technologie, Entertainment und Design), einer einflussreichen nordamerikanischen Organisation, die ihn zum Kßnstler des Jahres 2011 kßrte. Die Auszeichnung ist nicht nur mit 100.000 Dollar (etwa 72.000 Euro) dotiert, sie steht auch fßr jedwede Unterstßtzung, die der preisgekrÜnte Kßnstler benÜtigt, um das nächste kßnstlerische Projekt seiner Wahl zu realisieren.
Im Falle von JR handelt es sich hierbei um ein ehrgeiziges Projekt, das den Namen Inside Out trägt und anstrebt, Personen der ganzen Welt in einer gemeinsamen Aktion zu vereinen, um somit, wie er es selbst ausdrĂźckte, „die Welt umzustĂźlpen wie einen Handschuh“. Ăœber seine Webpage http://www.insideoutproject.net/ bittet JR all jene, die Teil dieses Projektes sein mĂśchten, ein Foto ihres Gesichts oder irgendeiner anderen Person in schwarz-weiĂŸ auf neutralem Hintergrund an ihn zu schicken. Sobald JR dieses Foto erhalten hat, schickt er dem Absender ein Poster desselben Bildes in der GrĂśĂŸe 90 x 135 cm mit einer einzigen Bedingung: der Teilnehmer muss sich dazu verpflichten, dieses Poster an dem Ort grĂśĂŸtmĂśglicher Ăśffentlicher Wirkung, den er sich vorstellen kann, aufzuhängen und darĂźber hinaus diese Aktion mit einem weiteren Foto zu dokumentieren, welches dann in den Katalog des globalen kĂźnstlerischen Projektes aufgenommen wird.
Dieses Projekt steht im Einklang mit der fĂźr JR Ăźblichen Intention, die Menschen zu den Hauptdarstellern seiner Aktionen zu machen. Wenn Sie eins der appartments in Berlin mieten, werden Sie entdecken, dass wenige europäische Städte so sehr fĂźr derartige Initiativen, sowie die Werke der StraĂŸenkĂźnstler im Allgemeinen geeignet sind wie Berlin.
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