Die Stimme der ROMY SCHNEIDER -oder auch nicht

Erstellt am 29. Mai 2012 von Verdin @verdinguenter


Von Günter Verdin
"In Filmen bin ich alles. Im Leben bin ich nichts." hat Romy Schneider einmal gesagt. Dass sie im Film allerdings doch nicht alles war, davon konnte man sich am Sonntag im Vorfeld ihres 30. Todestages  im Fernsehen überzeugen. 

ORF2 zeigte am Nachmittag "Wenn der weisse Flieder wieder blüht" aus dem Jahr 1953. Das ist Romys erster Film überhaupt, mit dem der Teenager sein zuckersüßere Image begründete, das später in der "Sissi"-Trilogie zum klebrigen Markenzeichen wurde, und dem sie später  durch die Flucht nach Frankreich zu entkommen suchte. Hier war auch zum ersten Mal der weiche, dezent Wienerische Tonfall zu hören, den man in späteren Filmen oft vergeblich sucht, weil die Schneider - das hatte wohl Zeitgründe - sich nicht immer selbst synchronisierte. Das ist zum Beispiel bei Viscontis "Ludwig II." (3SAT) der Fall, wo nicht nur Helmut Berger nicht selbst spricht, sondern von Juergen Clausen synchronisiert wurde. Die Schauspielerin Marion von Stengel wiederum lieh Romy , die hier zum letzten Mal die Sissi gab, in den meisten Szenen, die später neu eingefügt worden waren, die Stimme. "Servus TV" zeigte dankenswerterweise am Sonntagabend einen der weniger bekannten Filme mit Romy Schneider, nämlich   "Abschied in der Nacht". In dem Kriegsdrama aus dem Jahr 1975 spielt Romy die schillernde und lebenslustige  Ehefrau  Clara des französischen Arztes Julien. Dieser will Clara und die gemeinsame Tochter 1944 vor den einmarschierenden deutschen Truppen auf einer alten Burg in Sicherheit bringen, doch die beiden werden von den Nazis grausam hingemetzelt. Julien übt an den von franzoesishen Partisanen eingekesselten Deutschen blutige Rache. "Servus TV" zeigte die für Deutschland zensierte gemaessigte Fassung. Romy Schneider brilliert hier neben Phillippe Noiret. Ihre Stimme ist aber auch hier nicht zu hören, sondern die von Eva Manhardt. Zeitgründe, wie gesagt. Nur beim letzten Film, "Die Spaziergängerin von Sans-Souci", war die Ursache für die Fremdstimme schlicht Schicksal: nach Abschluss der Dreharbeiten starb Romy Schneider, die Ausnahmeschauspielerin, am 29.Mai 1982 an Herzversagen.