Ein Spaziergang entlang des Flussufers Crișului Repede ist ein Muss, wenn ihr die Stadt Oradea besucht. Verirrt euch in den Gassen der Innenstadt, besucht das Theater und verbringt Zeit mit den Einwohnern.
Oradea gehört ohne Frage zu den schönsten Städten Rumäniens. Früher war die erstmals im Jahr 1113 erwähnte Stadt unter dem lateinischen Namen Varadinum bekannt. Die Wurzeln hingegen reichen zu den Römern und Dakern, was archäologische Funde in der Stadt sowie rund um Băile Felix beweisen. Weitere Völker, die die Stadt im Laufe der Jahre geprägt haben: Rumänen, Ungarn, Türken, Österreicher und Juden.
Wir waren von dem schönen Stadtbild äußerst entzückt; Oradea hat viele alte, aber restaurierte Gebäude im Barok- und Art-nouveau-Stil zu bieten. Man fühlt sich ein wenig wie in Ungarn. Die Stadt Oradea ist die Einzige aus Rumänien, die dem Réseau Art Nouveau Network angehört.
Statuen Holnaposok: Ady Endre, Dutka Akos, Juhasz Gyula und Emőd TamasOradea wollten wir eigentlich schon lange besuchen, hatten aber nie Zeit gefunden. Kurz vor Deians Geburtstag schlich sich eine kleine Freizeit ein, die Alina nutzte, um ihn mit einem spontanen Ausflug zu überraschen. Wir packten unsere beiden Tortuga-Air-Reiserucksäcke, schliefen wenige Stunden und wachten früh auf, um in aller Herrgottsfrühe gegen 04:30 Uhr zum Bahnhof zu laufen. Dort stiegen wir in den ersten Zug von Temeschwar nach Oradea ein.
Einige Stunden später waren wir schon in der Stadt Oradea und erreichten unseren Airbnb-Gastgeber Lucian, der uns mit seiner Freundin und der Hündin Didi erwartete.
Unseren ersten Tag in der Stadt Oradea verbrachten wir am Ufer des Flusses Crișului Repede, wo wir unter einem mächtigen Baum einen hölzernen Tisch fanden. Es bot sich an, unsere Notebooks auszupacken und für wenige Stunden zu arbeiten – schließlich sind wir nicht im Urlaub.
Wenige Stunden später schlenderten wir durch das historische Stadtzentrum und bewunderten mit großen Augen die architektonische Kunst in Piața Unirii.
Unsere Neugier erweckte dabei die Kirche mit einem Mond (Biserica cu Lună), die zwischen 1784 und 1790 errichtet wurde und einen einmaligen Mechanismus besitzt: Im Turm der Kirche befindet sich eine Kugel, die zur Hälfte schwarz und zur anderen Hälfte golden gefärbt ist. Die Kugel bewegt sich und zeigt die Mondphasen an – das ist einzigartig in Europa.
In der Kirche des Heiligen Ladislau (Biserica Sfântul Ladislau) könnt ihr den ältesten Altar der Stadt Oradea bewundern (1730). Die Kirche ist recht simpel gestaltet, jedoch passt sie unserer Meinung nach gut zum Stadtbild.
Stadthaus & Kirche Heiliger LadislauWeitere nennenswerte Gebäude: Das Rathaus im Stil der Neorenaissance, das nach den Plänen von Kálmán Rimanóczy innerhalb von zwei Jahren errichtet wurde; das Schloss des Griechisch-Römischen Bistums (Palatul Episcopiei Greco-Catolice), welches 1905 vollendet wurde. Den Turm des Rathauses könnt ihr auch besichtigen. Oben angekommen werdet ihr von einem schönen Ausblick auf die Stadt Oradea belohnt.
Auf der anderen Seite von Piața Unirii findet ihr Pasajul Vulturul Negru, ein kommerzielles Gebäude im Stil Art nouveau mit drei Eingängen. Es ist das mit Abstand bekannteste Gebäude der Stadt Oradea.
Von Piața Unirii hatten wir genug gesehen. Wir gingen als Nächstes in die nahe gelegene Fußgängerzone (Calea Republicii), die mit vielen Läden, Restaurants, Cafés und schönen, zum Teil in Rennovation befindlichen Gebäuden entzückt. Wir aßen, machten einige Fotos und ruhten uns ein wenig aus, bis unser Blick auf das Schloss Moskovits (Palatul Moskovits) fiel. Verantwortlich für dieses schöne, im Jahr 1905 fertiggestellte Gebäude war der Architekt Kálmán Rimanóczy jr.
Das Schloss besitzt sehr runde Formen, viele Gesichter sowie Keramikfliesen. Einen Besuch wert ist auch die römisch-katholische Kirche Der Heilige Geist (Sfântul Spirit), dessen Fassade sehr neu auszusehen scheint. Die Kirche wurde ursprünglich zwischen 1732 und 1748 errichtet, wurde aber mehrmals verändert. Sie erschien ursprünglich im Barockstil, erhielt später eine neue Fassade sowie einen Turm; anschließend erstellte Kálmán Rimanóczy jr. ein Projekt, um der Kirche ein Aussehen im Stil Neorenaissance zu verleihen.
Nicht weit vom Stadtzentrum entfernt könnt ihr das Gebäude besuchen, in dem sich das rumänische (Teatrul de Stat Regina Maria) und ungarische Staatstheater (Teatrul Maghiar Szigligeti) befinden. Direkt daneben findet ihr Palatul Sztarill, das aktuell das Zuhause des Hotels Astoria ist. Dieses eindrucksvolle Schloss wurde von 1902 bis 1906 errichtet und ist, genauso wie das zuvor genannte Gebäude, ein Paradebeispiel für den Eklektizismus, einer Architektur, die im 20. Jahrhundert ihren Höhepunkt fand.
Im Café im Erdgeschoss des Schlosses Sztarill traf sich der ungarische Poet Ady Endre mit seinen Freunden. Schloss SztarillDas Theatergebäude gefiel uns nicht nur äußerlich, wir wollten auch einen Blick in sein Innenleben werfen. Deshalb gingen wir abends ins Theater, um Die Verliebten aus Ancona (Îndrăgostiți din Ancona) zu sehen. Die Schauspieler improvisierten große Teile des Theaterstückes und bezogen das Publikum in ihr Schauspiel mit ein. Eine gelungene Vorführung für alle Altersgruppen.
Theater Regina MariaAm nächsten Tag kehrten wir zurück und besuchten das ungarische Theater für das Stück Unsere Klasse (Clasa Noastră), das von echten Handlungen inspiriert ist, nämlich das Massaker in der polnischen Stadt Jedwabne. Dort verbrannten Einwohner mehr als 1.500 Juden in einer Scheune. Im Theaterstück wird das Leben von zehn Schülern dargestellt, und was sie im 20. Jahrhundert alles eerlebteen.
Alle Theaterstücke des ungarischen Staatstheaters enthalten rumänische Untertitel.Der Artikel Die Stadt Oradea – Rumäniens unentdeckter Juwel erschien zu erst auf Life Simply Rocks.