Die Spuren meiner Mutter

Die Spuren meiner Mutter

| Die Spuren meiner Mutter | Jodi Picoult | Übers. Elfriede Peschel | C. Bertelsmann, 2016 | 978-3570102367 | 19,99 € | 

Die Spuren meiner Mutter

Die dreizehnjährige Jenna sucht ihre Mutter. Alice Metcalf verschwand zehn Jahre zuvor spurlos nach einem tragischen Vorfall im Elefantenreservat von New Hampshire, bei dem eine Tierpflegerin ums Leben kam. Nachdem Jenna schon alle Vermisstenportale im Internet durchsucht hat, wendet sie sich in ihrer Verzweiflung an die Wahrsagerin Serenity. Diese hat als Medium der Polizei beim Aufspüren von vermissten Personen geholfen, bis sie glaubte, ihre Gabe verloren zu haben. Zusammen machen sie den abgehalfterten Privatdetektiv Virgil ausfindig, der damals als Ermittler mit dem Fall der verschwundenen Elefantenforscherin Alice befasst war. Mit Hilfe von Alices Tagebuch, den damaligen Polizeiakten und Serenitys übersinnlichen Fähigkeiten begibt sich das kuriose Trio auf eine spannende und tief bewegende Spurensuche – mit verblüffender Auflösung.

Die Spuren meiner Mutter

Jodi Picoult begeisterte mich zuletzt mit ihrem Roman „Bis zum Ende der Geschichte“. Meine Rezension könnt Ihr HIER nachlesen.

Aufgefallen ist mir der neue Roman nicht etwa durch Werbung. Gefallen hat mir das Cover, denn es erinnerte mich an meine Oma, die Elefanten sehr gemocht hat. Geschickt gemacht, ist das Cover, denn zuerst will der geneigte Leser keinen Zusammenhang zwischen den Spuren einer Mutter und den abgebildeten Elefanten herstellen.

Ich kann Euch schnell noch eine lustige Anekdote von meinem Erlebnis mit Elefanten erzählen. Ich wollte unbedingt Elefanten füttern in einem Zoo. Aus Vorsicht bekam ich damals eine Plastiktüte über die Hand gezogen, darauf das Futter für eben jene magischen, grauen Riesen. Das Ende vom Lied war allerdings, dass ich anfing zu weinen, denn der Elefant war recht stürmisch, ich konnte kaum die Tüte an meiner Hand behalten. Es knisterte, der Rüssel kam immer näher, ich war klein und das Gefühl an meiner Hand komisch. Das Erlebnis verfolgt mich noch heute, ich habe nie wieder versucht einen Elefanten zu füttern 😉

Im Roman gibt es aber auch menschliche Protagonisten. Allen voran die junge, neugierige Jenna. Sie wohnt bei ihrer Großmutter, denn ihre Mutter verschwand. Ihr kleines Herz ist schwer und alles was Jenna blieb, waren Forschungsaufzeichnungen von ihrer Mutter. Sie beschäftigte sich mit dem Trauerverhalten von Elefanten und Jenna meint, daraus etwas ablesen zu können, denn keine Mutter verschwindet einfach so und lässt ihr Kind zurück. Leider versteht niemand Jennas Ahnung und nimmt sie ernst. Ihre Großmutter ist stoisch davon überzeugt, dass ihre Tochter tot ist. Die Polizei hat alles getan- nur Jenna glaubt an ein Happy End.

Das kleine Mädchen hat mir gut gefallen. Sie ist ein aufgewecktes Mädchen, das sehr realistisch denkt. Sie versteht die Menschen und ihre Reaktionen und verlangt gar nicht getröstet zu werden. Aber sie ist ebenso hartnäckig, wenn es um ihre eigene Forschung zum Verbleib ihrer Mutter geht. Es ist diese Hartnäckigkeit, die Serenity überzeugt, dem Mädchen zu helfen. Etwas später vervollständigen wir das Trio mit einem alten Polizisten.

Das Trio könnte eigenartiger nicht sein. Serenity will eigentlich gar nicht helfen, Jenna treibt an und der Polizist hat teilweise ein ganz schön schlechtes Gewissen. Die Charaktere sind haarklein ausmodelliert. Sie haben Ecken und Kanten, was ich positiv werte. Sie werden alle (!) mit einer detaillierten Vergangenheit ausstaffiert. Wie wurde Serenity zum Medium? Was dachte der Polizist, als er das Verschwinden von Jennas Mutter untersuchte?

Die Geschichte wird in Bruchstücken erzählt. Jenna, Jennas Mum, Serenity und der Polizist erhalten eigene Kapitel. Jeder steuert einen Teil der Geschichte zum Gesamtbild bei. Es kann eine schöne Sache sein, einen Augenblick aus acht Augen zu sehen. Aber es kann einen Roman in die Länge ziehen. Kleinigkeiten werden ausgewalzt, die für den Leser nicht lange von Belang sind. Dadurch entstehen Längen, die der Roman nicht vertragen kann. Der Leser wird abgelenkt, verliert den Faden und braucht einige Zeit, um den richtigen Blickpunkt wieder einzunehmen.

Die Geschichte hat Charme, aber auch viel Wissen. Wie trauern Elefanten? Wie alt werden sie? Warum ziehen sie zu einem bestimmten Ort? Gibt es Elefantenfriedhöfe? Alles Fragen, die ich nach der Lektüre wenigstens ansatzweise beantworten kann. Wissen wollte ich es so genau jedoch nicht. Mit Wissen voll gepackt zu werden, kann hinderlich sein, denn Alice, um die sich die ganze Suche dreht, wirkt seltsam blass. Für sie stehen scheinbar nur die Elefanten im Vordergrund und ich fragte mich manchmal: Und wo bleibt ihre Tochter?

Das Ende haut den Leser, wenn er den Mittelteil überlebt hat, sprichwörtlich „aus den Socken“. Damit kann niemand rechnen, vielleicht bahnt sich im Verlauf eine Ahnung an, aber die 100% Lösung? Die ist eine Überraschung.

Durch das fuchsteufelswilde Ende und Jenna, die wirklich herzensgut ist, verdient der Roman drei Bücherpunkte. Er ist kein Meisterwerk, dass kann Jodi Picoult besser. Zudem fehlt mir etwas der gesellschaftliche Grundton, um den Roman perfekt zu machen.

Die Spuren meiner Mutter


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