Die Spieluhr - eine faszinierende Erfindung

Von Hotnewsblogger @hotnewsblogbywg
Vor kurzem war ein toller Tag, auch wenn es draussen regnete. Denn wir waren bei meinem Bruder zu Besuch und haben mal wieder eines seiner alten Erbstücke ausgegraben. Eine ganz alte Lochplatten- Spieldose. Er hat sie vor vielen Jahren von seinem Taufpaten als Geschenk bekommen und sie immer gut aufbewahrt.  Dieser hat die Spieluhr wiederum von seinem Vater geschenkt bekommen und so haben wir gerätselt, wie alt diese Spieluhr wohl sein mag. 

das ist das alte Ding:o) Die Lochplattenspieldose


Die Spieluhr ist klein und in eine alte Zigarrenschachtel eingebaut, (oben auf dem Bild ein etwas luxuriöseres Modell), die auswechselbaren Lochplatten so gross wie eine heutige CD. Zuhause hat mich das Interesse dann geweckt, ich wollte wissen, woher die Spieldose kommt und wie alt dieses Ding ist. Und siehe da, wer hat`s erfunden? Natürlich ein Schweizer!
Spieldosen 1796 - 1820. Die Erfindung der Musikdose geht auf den Genfer Uhrmacher Antoine Favre-Salomon zurück, welcher 1796 das Prinzip der klingenden Stahllamelle für eine musizierende Taschenuhr anwendete.


Die eigentliche Spieldose - wie wir sie heute kennen - wurde etwa ab 1815 hergestellt. Es entstand eine neue Bauform von Musikwerken, welche in Kamin- und Wanduhren eingebaut wurden. Das sogenannte cartel. Damals war es eine Bezeichnung für den Sockel einer Wanduhr- wurde aber später zu einem Begriff der größeren Musikwerke an sich.


Im Zentrum der Spieldosenindustrie - im schweizerischen Genf und Sainte Croix - wurden um 1813 ca. 3000 Stück produziert. Das Wachstum dieser neuen Industrie war so erstaunlich, dass 1827 bereits mehr als 16500 Spieldosen hergestellt wurden.
So richtig ging es dann aber in 1860iger Jahren los. Enorme Mengen wurden in das Europäische Ausland und nach Übersee exportiert.
Eine weltweite Wirtschaftskrise zwischen 1875 - 1880 unterbrach diesen Trend abrupt. Die zweite Wachstumsphase setzte um 1878 ein und intensivierte sich ab ca. 1881. Bereits 1887 ging über ein Drittel des gesamten Spieldosen-Exports nur in die USA. Innerhalb von nur 11 Jahren - zwischen 1883 - 1894 - verdoppelte sich die Jahresproduktion von 100 000 auf 200 00 Stück (!)


Am Ende des 19. Jahrhunderts kündigt sich erneut eine große Krise an. Ab 1896 begann die Nachfrage nach Spieldosen rapide zu sinken, der Untergang einer spezialisierten Industrie stand bevor. Was war geschehen?
Die Lochplatten-Spieldose wurde erfunden! In Leipzig-Gohlis erfand 1886/87 Paul Lochmann die Lochplatten-Spieldose. 
Dadurch wurde eine große Konkurrenz zur Walzen-Spieldose geschaffen, denn diese Erfindung vereinigte den Vorteil der Austauschbarkeit der Melodien mit bedeutend geringeren Herstellungskosten.

Die Fabrikation einer Lochplatte war um einiges einfacher und billiger als das Zeitraubende Bestiften einer Zylinderwalze.

Die Schweizer Konstrukteure aus St. Croix ließen sich aber nicht entmutigen und versuchten mit den Konkurrenten - vor allem aus Deutschland - mitzuhalten.
Eine andere Erfindung hatte dann allerdings eine noch viel einschneidendere Konsequenz als die Erfindung der Platten-Spieldose. Der Phonograph !
Entscheidend war, dass bereits 1877 Thomas Alva Edison den Phonographen als Patent anmeldete. Damit begann ein neues Zeitalter der Tonaufzeichnung. 
Erstmals konnten Töne aufgenommem, und danach wiedergegeben werden. Wenn auch noch in erbärmlicher Qualität. Das war natürlich eine Sensation. Wer macht sich heute - im Zeitalter der digitalen Aufzeichnung auf CD´s und DVD´s - schon darüber Gedanken?! 
Und bereits 10 Jahre später -1887 - erfindet der deutschstämmige Amerikaner Emile Berliner das Grammophon. Die Schallplatten-Vervielfältigung mittels Schellack-Schallplatte erfand man in den Jahren 1892-95.

Nicht nur der Phonograph, auch die elektrischen Klaviere und Orchestrione begannen ihren Siegeszug - eine Industrie - die vor allem in Deutschland und den USA ansässig war und ihren Höhepunkt um das Jahr 1923 erreichte. Doch die Krisenzeit der 30-iger Jahre brach auch dieser Industrie das Genick.
Interessanterweise ist sie heute völlig verschwunden, während die Spieldosenindustrie - wenn auch in sehr kleinem Rahmen - auch heute noch aktiv ist.
Am selben Ort, an dem früher für Fürsten, Kaiser und Könige Musikdosen hergestellt wurden, werden immer noch Spieldosen hergestellt. Wo?
Richtig! St. Croix in der Schweiz ist auch heute noch ein Begriff für viele begeisterte Kunden in der ganzen Welt.