Die Spaß-Skala

Von Lukas Röthlisberger @Adekagabwa

Vor nunmehr fünfundzwanzig Jahren kam der Begriff der „Spaßgesellschaft“ auf. Linke Kreise kritisierten damit den Kapitalismus und die rechten Kreise verstanden ihn als Verlust der Traditionen.

Ich lebte damals in Südamerika und war immer wieder mal auf Vortragsreisen unterwegs in der Schweiz und in Deutschland, um über meine Projekte der Entwicklungshilfe zu berichten und dafür Geld zu sammeln.

Ich konnte die Spaßgesellschaft nie so richtig einordnen, denn die Menschen sahen gar nicht so aus, als hätten sie viel Spaß. Klar gab es die Shows am Fernseher oder allerlei Bierfester, aber so richtig nach Spaß sah das für mich auch nicht aus. Vielleicht war der Begriff verfänglich.

Was ist Spaß? Ich habe mir eine Zeit lang bei allen möglichen Dingen überlegt, wie viel Spaß es macht. Zu dem Zweck versuchte ich, die Dinge auf einer Skala von eins bis zehn einzuordnen.

Dabei habe ich festgestellt, wie unglaublich schwierig das ist:

  • Es gibt Dinge, die machen in der Vorfreude mehr Spaß als wenn man sie ausführt.
  • Bei anderen Dingen macht es mehr Spaß, davon zu erzählen (wenn man es hinter sich hat).
  • Wieder andere machen nur Spaß, wenn man dazu den richtigen Partner hat.
  • Meist hängt der Spaß mehr an der inneren Stimmung als an der Sache an sich.
  • Oft hält man etwas für spaßig, und nachher merkt man, dass man sich beeinflussen ließ.
  • Es gibt Dinge, die machen Spaß aber sehen so aus, als wären sie schrecklich.

Sobald dann zwei Personen ihre Listen vergleichen, wird der Spaß vollends unfassbar. Was für den Einen großartig ist, ist für den anderen schrecklich, was dem einen Lust verschafft, verschafft dem Anderen Qual.

Man ist versucht, die Existenz des Phantoms SPASS anzuzweifeln – denn es lässt sich kaum fassen. Lass Dich anstecken, und analysiere mal den “Spaß” in Deinem Leben!


Öl / 45cm x 65cm / Acryl auf Aquarellpapier / 2005 / Nr.05-030