Der Fraktionsgeschäftsführer der deutschen SPD, Oppermann, fordert das Bundesverdienstkreuz für die Steuerfahnder, gegen die von der Schweiz ein Haftbefehl erlassen wurde.
In deutschen Foren liest man Sätze, die man zuletzt vor siebzig Jahren gehört oder gelesen hat. Die Schweizer werden gleichsam in Sippenhaft in übelster Form beschimpft. Ein Schurkenstaat voller Alpenmafiosi, der nur einem einzigen Zweck diene: „hochkriminellen Steuerhinterziehern“ zu helfen ihr unrechtmässig erworbenes Geld zu verstecken.
Handelsbeziehungen müssten eingefroren werden, sogar Einmarschieren wird gefordert. Für alle Banker müssten im Gegenzug in Deutschland Haftbefehle ausgestellt werden.
Die Schweiz, Liechtenstein, Luxemburg und Österreich müssten wegen massenhafter, vorsätzlicher Beihilfe zur Steuerhinterziehung vor dem Europäischen Gerichtshof angeklagt werden.
Deutschland müsse der Schweiz die Souveränität aberkennen, fordern einige sogar. Und übrigens hätten die deutschen Beamten keinen Rechtsbruch begangen. Deutsches Recht gelte auch in der Schweiz, wird unterstellt, und kommt dann in Sätzen zum Ausdruck wie: „Es geht hier um Schweizer Gesetze, die bundesdeutschen zuwider laufen.“
Arroganz vermischt sich mit blankem Hass und Neid. Klischees und Ignoranz vermengen sich mit Unwissenheit.
Je mehr ich lese, desto mehr wundere ich mich und mir sträuben sich die Haare.
Nachdem man sich in Griechenland und Italien so beliebt gemacht hat, ist nun offenbar die Schweiz dran. Was zum Teufel ist nur in diese Schreiberlinge, was in gewisse Politiker gefahren?
Ich kann mir das nur so erklären:
Deutschland steht mit dem Rücken zur Wand. Wer nicht gerade träumt, weiss, dass 800 Milliarden zur Rettung der Banken in der EU nicht genügen werden. Noch vor Ende Jahr wird die Billionengrenze weit überschritten sein. Europa ist auf dem Weg in eine Fiskalunion, in der Deutschland zahlt und die anderen profitieren. Das wird nicht gut gehen. Fachkräfte wandern aus (allein 300‘000 Deutsche arbeiten zurzeit in der Schweiz), ungelernte schlecht Integrierfähige wandern dafür ein und machen sich in den Sozialnetzen breit. Die Löhne sinken – ausser für Politiker und Beamte, zum Erhalt der Infrastruktur fehlt das Geld. Es fliesst in einen völkerrechstwidrigen Angriffskrieg in Afghanistan, in die Südstaaten der EU und in ein immer mehr strapaziertes soziales Netz. Die importierte Kriminaltität hat erschreckende Ausmasse angenommen, gewisse Stadtteile sind zu No-go-Gebieten geworden, in die sich die Polizei nicht mehr traut.
Noch läuft die Industrie – vor allem bei Automobilen und Waffen. Doch das Exportwunder ist eine Illusion. Die Exporte zahlt Deutschland häufig selber mit Krediten, die von seinen Banken gewährt werden. Zur Not werden Rüstungsgüter auch verschenkt – zum Beispiel U-Boote.
Die politische Kaste ist durch und durch korrupt und kümmert sich nicht mehr um ihr Volk, sondern nur noch um die eigene Macht.
Und das alles in einem Umfeld, in dem sich ein unkalkulierbarer Krieg im nahen Osten zusammenbraut, an dem man sich als treuer Vasall wird beteiligen müssen und der die Benzinpreise in die Erdumlaufbahn katapultieren wird.
In dieser verfahrenen Situation braucht man dringend Sündenböcke. Vorzugsweise von ausserhalb.
Ich habe mich gefragt, wieso Deutschland ein so grosses Problem mit Steuerbetrügern hat, während das hierzulande kaum ein Thema ist. Die meisten Schweizer bezahlen ihre Steuern ohne zu murren.
Vermutlich weil wir wissen, dass unser Geld im Land bleibt und uns zugute kommt und weil unsere Verwaltung den Bürgern dient und nicht umgekehrt. Weil hier das Volk der Souverän ist und nicht ein geldgeiler Haufen von korrupten Politikern. Und schliesslich auch, weil unser Steuersystem einfach, transparent und einigermassen gerecht ist und nicht das komplizierteste der Welt wie in Deutschland.
Gute Freunde sind besonders in schwierigen Zeiten wichtig. Deutschland hat nicht viele und sollte zu den verbliebenen Sorge tragen.
Euer Traumperlentaucher
Bild: Wo bleibt nur die Kavallerie?