Die sexlose Macht der Frauen

Die sexlose Macht der Frauen

«Hasta cuando?», steht auf den T-Shirts der kolumbianischen Frauen. «Wie lange noch?» Seit einer halben Ewigkeit warten sie darauf, dass endlich eine ordentliche Straße in ihr Dorf führt. Genauer gesagt zieht sich der Ausbau der Landstraße in die nächste größere Stadt seit 18 Jahren hin, auf der derzeitigen Piste dauern die 200 Kilometer 20 Stunden.

Wenn die Gesichter der Frauen über dem Schriftzug «Hasta cuando?» so griesgrämig dreinschauen, hat das noch einen anderen Grund. Sie haben nämlich beschlossen, solange keinen Sex zu haben, bis die Straße in Angriff genommen wird. Und jetzt die gute Nachricht: 110 Tage lang mussten sie enthaltsam sein. Nur.

Es gibt offenbar noch Sachen, die ziehen in dieser Welt. Guter Wille, Plakate, Massenaufmärsche, Schmiergelder – alles versandet und versackt. Aber die Urbedürfnisse des Menschen sind allmächtig, und offenbar macht ihr Entzug richtig Eindruck. Denn es sind ja nicht einmal die betroffenen Männer selbst, die an den entscheidenden Hebeln sitzen und jetzt offenbar den Ausbau der Straße nach Barbacoas angeordnet haben.

Die Frauen haben noch einen im Köcher

Tatsächlich scheint der Entzug eines elementaren menschlichen Bedürfnisses auch Menschen zu beeindrucken, die sonst mit allen Wassern gewaschen sind. Sie müssen förmlich mitgelitten haben mit den armen Wichten aus Barbacoas. Und denen, die sich bisher nicht so sehr um das Anliegen der Frauen geschert hatten – schließlich war es deren Problem, ihre Waren in der Stadt zu verkaufen oder zum Kinderkriegen in ein ordentliches Krankenhaus zu gelangen – wurde richtig Feuer unterm Hintern gemacht.

Gut zu wissen! Sicher ist auch den Frauen die Zeit lang geworden. Aber sie haben ja nur einmal im Monat ihre fruchtbaren Tage, das sind dreimal in 110 Tagen – den Rest der Zeit fiel ihnen die Enthaltsamkeit vermutlich nicht ganz so schwer. Das kommt ihnen entgegen, wenn man bedenkt, dass auch die Wasserleitungen nach Barbacoas ziemlich marode sind und ein neues Krankenhaus seit langem von Nöten wäre.

Denn wenn es richtig hart auf hart kommt, können sie immer noch eine Schippe drauflegen und «Hasta siempre» auf ihre T-Shirts drucken. Das sagt man im Spanischen, wenn man einen guten Freund für immer verabschieden muss. «Bis immer» – bis in alle Ewigkeit. Dann können sie richtig fies grinsen und heimlich «hasta la victoria siempre» denken. Diese unter Revolutionsromantikern legendären Worte schrieb Che Guevara in seinem Brief an Fidel Castro, als er 1965 Kuba verließ, um seinen Kampf im Kongo weiterzuführen. «Immer bis zum Sieg.»

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Quelle:
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Gesellschaft Nachrichten -
Die gute Nachricht – Die sexlose Macht der Frauen

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Tags: Barbacoas, Frauen, Kolumbien, Macht, Massenaufmärsche, Schmiergelder, Urbedürfnisse

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