Eine erschütternde Geschichte aus dem Jahr 1944 las ich gestern in der NZZ. Sie spielt in Saint-Gingolph am Genfersee, einem schweizerisch-französischen Grenzdorf. Am 22. Juli kommt es auf französischem Boden zu einer Schiesserei zwischen Résistance-Kämpfern und einer deutschen Patrouille, ein deutscher Soldat und eine unbeteiligte Frau sterben. Es ist klar, dass die Deutschen brutal zurückschlagen werden. Der Präsident der Schweizer Gemeinde Saint-Gingolph verhandelt mit dem deutschen kommandierenden Offizier und erreicht immerhin, dass die Kirche, die zwar in Frankreich steht, aber beiden Gemeinden gehört, verschont wird, zusammen mit dem unteren, schweizerischen Dorfteil. Im Übrigen habe er den Befehl erhalten, das Dorf dem Erdboden gleichzumachen, sagt der Offizier. Am 23. trifft die SS ein, glücklicherweise sind Frauen und Kinder da schon in die Schweiz geflohen, der Schweizer Grenzposten hat spontan die Schranke geöffnet. Der obere Dorfteil wird in Brand gesetzt, am Schluss brennen 80 Gebäude nieder. Die sechs Menschen, die nicht vor den Deutschen geflohen sind, werden exekutiert, darunter der Pfarrer. Soweit die traurige Begebenheit aus dem schönen Dorf am See.