“Mami, mer händ e Schlange im Garte!!!”
Etwas Schlimmeres können die Kinder eigentlich gar nicht rufen. Ich kann mit vielem umgehen, aber nicht mit Schlangen.
Nun, nach dem ersten Schreck setzt das Denken wieder ein, und das sagt mir: “Die Kinder meinen es ernst, die Panik in der Stimme der perfekten Tochter ist echt. Wahrscheinlich eine Blindschleiche. Eventuell eine Ringelnatter.” Hier stoppt das Denken und blendet alle unwahrscheinlichen Eventualitäten, die es sich theoretisch ausmalen könnte, aus. Dafür kommt mir in den Sinn, dass der perfekte Sohn erzählt hat, sie hätten heute mit dem Chindsgi im Wald eine Schlange gesehen. Bis jetzt habe ich diese Info ignoriert, aber nun wird sie plötzlich aktuell.
Heldenhaft und mit Herzklopfen stürze schleiche ich mich in den Garten.
Uff. Blindschleiche. Harmlos. Die herbeieilende Nachbarin bestätigt dies, und die eben noch panische perfekte Tochter wird zur Forscherin.
“Darf ich sie alänge?”
“Spinnst du?”
“Macht sie öppis?”
“Weiss ich doch nicht!”
“Ich länge sie a! AAAAAAAH, die het mi welle bisse!!!!”
“AAAAAAAH! Die meinte wohl, du seist ein Vogel, der sie packen wollte!”
“Sie züngelt!”
“Ich will das nicht sehen. Aber ich bin jetzt ganz mutig und mache ein Foto.”
“Wow! Mami, du bisch denn muetig.”
Nach der Fotosession züngelt und schlängelt die Beinahe-Schlange davon, die Kinder beobachten weiter, und ich ziehe mich diskret zurück und finde, dass ich die Sache gut gemeistert habe.
Kurz darauf postet ein Nachbar das Foto einer Ringelnatter auf Facebook. Ich schlucke. Sie sind in der Nähe. Aber nicht in meinem Garten!
