Die Sache mit der Milch – gesund oder nicht?

Die Sache mit der Milch – gesund oder nicht?

Dieses Thema beschäftigt mich doch schon seit einiger Zeit: MILCH - gesund oder nicht? Wohl kaum ein Lebensmittel ist so umstritten wie dieses. Die Einen sagen Milch gehört allein wegen dem Kalzium schon täglich auf den Speiseplan. Die Anderen wiederum meinen Milch ist nichts für den Menschen weil, 1. wer mag dem Kalb schon die Muttermilch klauen und 2. kein anderes Säugetier konsumiert selbst im Erwachsenenalter noch Milch. Ich habe also mal etwas Recherche-Arbeit geleistet und hab so einiges rausgefunden ...

Zuerst mal: Wie läuft das in der 0/8/15 Milchproduktion so ab?

Also, Kuh bekommt Kalb und die Milchproduktion läuft auf Hochtouren. Davon hat Kalb ein paar Tage (unter manchen Haltungsbedingungen auch länger) was, dann wird es ziemlich bald von der Mutter getrennt. Mama Kuh hört deshalb aber noch lange nicht auf Milch zu produzieren und der gute Bauer zapft eben die für den Eigengebrauch ab. Mama Kuh gibt rund ein Jahr Milch und ein paar Monate nach der Geburt wird die gute Kuh gleich wieder besamt. Das läuft allerdings weniger spaßig ab als wir uns das vielleicht für die Kuh wünschen würden. Ein Bulle ist da nämlich nur von der Ferne involviert. Wie auch immer, während Mama Kuh also immer noch Milch produziert ist sie auch schon wieder mit dem nächsten Nachwuchs schwanger. Ergo - die Kuh gibt das ganze Jahr hindurch Milch. Klingt stressig oder? Vor allem weil das ganze Prozedere ziemlich auf die Hormone und Gesundheit der Kuh schlägt. Nach ungefähr 3 Schwangerschaften wird sie deshalb auch in Rente geschickt und landet über kurz oder lang am Teller. Manchen Kühen wird allerdings auch eine Stillpause gegönnt. Das Endergebnis ist dennoch das Gleiche. Man mag sich fragen was mit dem Kalb passiert? Naja, hier ziehen die Männlein mal den Kürzeren und werden zuerst ziemlich gemästet und dann schnell zu Kalbsschnitzel verarbeitet. Die weiblichen Kälber dürfen sich auf eine Karriere als Milchkuh freuen. Die kann sich vorwiegend im Stall abspielen oder - wenn sie Glück hat - sieht so eine Milchkuh in besserer Haltung auch schon mal eine Weide. Die Haltungsbedingungen in der Milch- und Fleischproduktion können natürlich von Bauer zu Bauer und Land zu Land unterschiedlich sein. Ziemlich interessant finde ich, dass sich die Menge der Milch welche eine Kuh gibt seit den 50er Jahren verdreifacht hat. Gezielte Züchtung in der Milch Branche hat dafür gesorgt, dass die Euter der Kuh um ein vielfaches größer sind als „normal". Natur pur also.

Erst kürzlich habe ich einen Artikel gelesen in dem geschildert wurde, dass die Milchbranche es aber auch nicht gerade leicht hat. Milchbauern in unseren Breitengraden produzieren eigentlich viel zu viel Milch und sind daher vom Export abhängig. Afrikanische Bauern freuen sich darüber ganz besonders wie man sich vorstellen kann. Die Weltmarktpreise für Milch sind ziemlich am stagnieren. Unseren Bauern bleibt also nicht wirklich viel. Kein Wunder also, dass es Hochleistungskühe benötigt die an die 7000 Liter Milch pro Jahr geben. Billig und viel ist die Devise. Während die Nachfrage nach Bio-Milch zwar steigt, ist es nicht einfach auf Bio umzustellen. Die Erzeugungskosten, das Mehr an Land das für die Produktion benötigt wird und die Auflagen die dazu kommen gehen ins Geld. Keine leichte Branche!

Eigentlich vertragen wir ja keine Milch

Der in der Milch enthaltene Milchzucker (Laktose) kann von uns Erwachsenen nicht wirklich verdaut werden. Uns fehlt das Enzym Laktase welches die Spaltung des Zuckers zur Folge hat. Besagtes Enzym steht uns eigentlich nur im Kindesalter zur Verfügung. Dann brauchen wir es nämlich um die Muttermilch optimal aufzunehmen. Fehlt es uns allerdings dann später und der Dünndarm hört auf es zu produzieren, kann die Laktose nicht mehr vom Darm aufgenommen werden, sie verweilt im Dickdarm wo sie mit Hilfe zahlreicher Bakterien zu den verschiedensten Verdauungsbeschwerden führen kann. Stellt sich die Frage, warum wir überhaupt erst auf die Idee gekommen sind Milch zu konsumieren und schließlich auch zu zahlreichen Produkten wie Butter und Co zu verarbeiten?! Forscher fanden raus, dass der Ursprung im Bereich Rumänien und Ungarn liegt. Mit dem Aufkommen der Landwirtschaft wurde dort die Milch der Nutztiere problemlos konsumiert. So konnte man Ernteausfällen trotzen. In Europa hat sich unser Körper über die Jahre im Großen und Ganzen an den Konsum von Milch gewöhnt und die Milchverträglichkeit hat sich ausgebreitet. Vor allem in den nördlich gelegenen Ländern wie Irland oder Skandinavien wird Milch auch heute noch besser vertragen. Im Süden hingegen - not so much. Verträgt man Milch, kann dies trotzdem als Mutation bzw. Gendefekt bezeichnet werden. Immer noch haben viele von uns eine eigentlich völlig „natürliche" Unverträglichkeit. In Asien beispielsweise verträgt kaum ein Mensch Laktose. Logisch irgendwie. Dort gab es auch eine ganz andere Entwicklung in der Landwirtschaft.

Die moderne vs. alte Milch

Ich muss ja aufpassen, dass ich nicht zu weit aushole, sonst kann ich gleich ein Buch über Milch schreiben. Also komm ich gleich zum Punkt: die Milch die wir heute konsumieren - die aus dem Tetrapack - hat rein gar nichts mit der eigentlichen Milch zu tun die unsere Vorfahren konsumiert haben und die ihnen über ihre Ernteausfälle hinweg half. Sorry! Warum?

Eine glückliche Kuh könnte rund 20 Jahre alt werden, würde sich frei auf der Weide bewegen und dabei gemütlich Löwenzahn, Klee und Gras verspeisen. Milch geben würde sie wenn sie ein Kalb hat, welches dabei an nicht überdimensionierten und vor allem nicht entzündeten Eutern nuckelt.

Die moderne Kuh aus konventioneller Haltung wird im Schnitt gerade mal 5. Sie isst etwas Heu und Gras sowie extra zusammengestelltes Kraftfutter aus Getreide, Mais, Soja, Proteinen, Fetten, Vitaminen und Zucker. Sie muss ja schließlich ziemlich ackern. Da tut der Löwenzahn einfach nicht mehr. Nachdem pro Jahr rund 750 Millionen Tonnen Milch produziert werden und pro Kopf in Europa 300 Liter verschlungen werden, ist eine weltweite Tierhaltung mit Auslauf und natürlichem Futter vermutlich auch etwas unrealistisch. Die moderne Ernährungsweise der 0/8/15 Kuh hat auf jeden Fall zur Folge, dass das Tier krank wird und Entzündungsherde im Körper entwickelt. Getreide verträgt die Kuh nämlich eigentlich gar nicht. Ebenso muss für den Anbau des ganzen Kraftfutters selbst der gute Regenwald herhalten. Von der Qualität des Futters und den Antibiotika-Rückständen in der Milch will ich hier gar nicht erst anfangen.

Erwiesenermaßen ist also die Milch von der Weidekuh gesünder und enthält weitaus mehr Omega 3 Fettsäuren als die Milch der Kraftfutter-Kuh. Bio-Milch schneidet in dem Fall aufgrund der Haltungsvorschriften mit Weidegang auch besser ab. Das schlägt sich zwar im Geschmack nieder, wenn es um die Nährstoffe geht, bringt sich das nur auch nicht wirklich viel - man lese weiter.

Die Sache mit der Rohmilch

Früher kannte man den Ursprung der Milch genau. Vermutlich wusste man sogar den Namen der Kuh die eben diese produzierte. Heute muss man damit rechnen, dass in einem Tetrapack die Milch von gleich mehreren Kühen aus verschiedensten Bundesländern zusammengepanscht wurde. Aufgrund der Hygienebedingungen und Fettangst der Bevölkerung wird sie dann nicht nur erhitzt (pasteurisiert), geschleudert (homogenisiert) sondern wird ihr auch gleich noch das Fett und in manchen Fällen sogar die Laktose entzogen. Das Fett in der Milch könnte übrigens dabei helfen Vitamine besser aufzunehmen und würde laut einiger Studien sogar im Umgang mit Diabetes und dem allseits ersehnten Gewichtsverlust helfen. Milch soll außerdem weitaus besser verträglich sein wenn sie ihren kompletten, natürlichen Fettgehalt hat. Außerdem gilt immer: wenn Fett entzogen wird, wird künstlich Zucker beigemischt, sonst schmeckt es nämlich nach nichts. Wie auch immer, durch das Homogenisieren der Milch spalten sich dann auch noch die Fettkügelchen und die Mich rahm nicht mehr auf. Bei naturbelassener Milch würde sich der Rahm nämlich oben absetzen. Es gibt Quellen die besagen, dass dieser Prozess der Grund ist warum die einst so verbreitetete MilchVERträglichkeit zurück geht und immer weniger Menschen in unseren Breitengraden Milch vertragen. Durch das starke Erhitzen der Milch werden dann jedenfalls auch noch jegliche Bakterien abgetötet und durch besonders starke Erhitzung die Milch haltbar gemacht. Außerdem wird das Enzym Laktase welches bei der Verdauung von Laktose (dem Milchzucker) helfen soll durch diesen Prozess gespalten. Die nützlichen Milchsäurebakterien, Verdauungshelfer und zahlreiche Vitamine gehen hier logischerweise flöten. Wenn ihr mich fragt, hat das mit Milch im eigentlichen Sinn nichts mehr zu tun. Omega 3 kann ich mir auch von Leinöl holen.

Alternativ zur stark bearbeiteten Milch gibt es selbstverständlich auch noch Rohmilch. Die wurde früher quasi direkt vom Euter getrunken und wird auch heute noch unbehandelt abgefüllt. Allerdings wird man dieses Naturprodukt nur mehr selten finden. Wie in so vielen Branchen, haben auch hier die großen Konzerne einfach die Überhand. Außerdem wird der Handel mit Rohmilch stark vom Staat eingeschränkt. In Österreich darf sie beispielsweise nur mit dem Vermerk „Vor dem Verzehr abkochen" verkauft werden und ist in Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten oder anderen Institutionen mit Gemeinschaftsversorgung (Altenheime) nicht erlaubt. Logisch irgendwie. Die Gefahr einer Verunreinigung mit schlechten Bakterien ist bei rohen Produkten nun einmal gegeben. Wenn man Rohmilch also erwerben will, dann wird man sie am ehesten in Bioläden finden. Diese werden ab und an von kleinen, heimischen Bauern mit Milch von glücklichen und grasgefütterten Kühen beliefert. Rohmilch ist also ein ziemlich natürliches, fett- sowie vitaminreiches und weitaus nachhaltigeres Produkt als die in Massen produzierte Milch aus dem Packerl. Nun gibt es Leute die hier einen Panikanfall bekommen und vor lauter Bakterienangst die Flucht ergreifen. Andere wiederum meinen, diese Milch sei die Gesündeste überhaupt und bezeichnen sie sogar als Superfood. Was stimmt?

Beides. Damit Rohmilch auch so gesund ist und voller Vitamine steckt, sollte die Kuh natürlich reichlich Gras und Heu futtern, gut gehalten werden und auch mal auf die Weide dürfen. Außerdem sollte der Bauer sauber arbeiten. Genau deshalb werden Rohmilch-Produzenten auch sehr stark kontrolliert. Auf diese Art und Weise produzierte Rohmilch steckt dann voller Nährstoffe, Vitamine, guter Bakterien für unseren Darm und gilt als absoluter Immunsystem-Booster. Es gibt übrigens auch Studien die sagen, dass Kinder die regelmäßig Rohmilch trinken weitaus weniger oft Asthma und Allergien entwickeln als Kinder die keine Rohmilch trinken. Weiters ist die Darmgesundheit dank Rohmilch und der enthaltenen gesunden Bakterien besser und JETZT KOMMTS: selbst rund 80% der Menschen mit einer LaktoseUNverträglichkeit haben nach dem Konsum von Rohmilch plötzlich keine Beschwerden mehr. Interessant oder?

Jeder muss sich hier natürlich sein eigenes Bild machen und für sich entscheiden ob Rohmilch das Richtige in seiner oder ihrer individuellen Situation ist. Ich persönlich konsumiere selten Milchprodukte. Einzig meine Rohmilch-Butter und das gelegentliche Rohmilch-Joghurt von glücklichen Bio-Kühen darf ab und zu nicht fehlen. Achja, und Bio-Parmesan kommt auch hin und wieder auf den Teller. Geschmacklich sind diese Bio- bzw. Rohmilch-Produkte im Übrigen sensationell und kein Vergleich zu herkömmlichen Produkten.

Brauchen wir Milchprodukte überhaupt?

Immer wieder heißt es, dass wir Milchprodukte benötigen um genügend Kalzium aufnehmen zu können. Im Grunde stimmt das aber nicht wirklich. Phosphor stört die Aufnahme von Kalzium im Körper. Das Verhältnis von Phosphor und Kalzium in Milchprodukten ist teils so ungünstig, dass Letzteres nicht wirklich gut verwertet werden kann. Das trifft vor allem auf Käse zu. Immer mehr Studien besagen, dass der Konsum von Milchprodukten nicht notwendig ist um Knochenbrüche und Osteoporose zu vermeiden. Ganz im Gegenteil. Regelmäßiger Milchkonsum soll sogar eher negative Auswirkungen auf den Körper haben. Die Aufnahme von Kalzium über Gemüse (vor allem grünes Gemüse und auch Hülsenfrüchte) soll weitaus besser klappen als via Milch. Außerdem ist Vitamin D sehr wichtig um Kalzium verwerten zu können. Reichlich in die Sonne zu gehen und ab und an Fisch oder auch Wild zu konsumieren kann hier also nicht schaden. Einer Studie der Harvard School of Public Health zu Folge wird unsere Ernährungspyramide zu stark von der Lebensmittelindustrie beeinflusst und Mich sei kein notwendiges Lebensmittel. Ganz im Gegenteil. Zu viel Milchprodukte können das Risiko verschiedener Krebserkrankungen erhöhen. Zu viel Milchprodukte sind außerdem starke Säurebildner, können somit auch Ursache von Entzündungsherden sein und werden vermehrt mit Hautproblemen in Verbindung gebracht. Weiters profitieren all jene mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten davon (herkömmliche) Milchprodukte aus der Ernährung zu streichen. Mehr zur sogenannten FODMAPS Ernährung findet ihr hier.

Mein persönliches Fazit:

Milch und Milchprodukte sind keine Grundnahrungsmittel.

Herkömmliche 0/8/15 Milch aus konventioneller Haltung sowie daraus entstandene Produkte sind nicht nur unnötig sondern aufgrund der Tierhaltung, Tierfütterung, Verarbeitung und dem negativen Effekt auf unsere Umwelt völlig unnatürlich und können in größeren Mengen sogar unserer Gesundheit schaden.

Wer seine Darmgesundheit als Argument für den Konsum von Joghurt und Co verwendet, findet eine tolle Alternative in eingelegtem Gemüse oder Wasserkefir. Wer Kalzium als Argument für Milchkonsum verwendet, soll einfach mehr grünes Gemüse essen!

Bio-Milchprodukte sind definitiv eine bessere Wahl als Produkte aus konventioneller Herstellung.

Rohmilch und Rohmilchprodukte von biologischen, glücklichen Kühen die auf heimischen und vor allem sauberen Höfen produziert werden, sind die gesündeste und natürlichste Art Milch zu konsumieren. Mal abgesehen vom besseren Geschmack und der potentiellen Superfood-Qualitäten. Hier muss sich jeder selbst ein Bild machen und vor allem auf den eigenen Körper hören.

Die Produktion herkömmlicher Milch lässt auf Tierhaltung und daraus entstehende Produkte im Allgemeinen schließen. Was ich tue: ich esse eben solche Lebensmittel mittlerweile selten. Wenn, dann lege ich auf gute Qualität wert und achte darauf, dass sie von kleinen, heimischen Bauern meines Vertrauens stammen. Hier habe ich bereits über die Vorteile von solchen Ab Hof Lieferanten geschrieben.

Wer braucht Milch wenn es Pflanzenmilch gibt? Hierzu gibt es in ein paar Tagen einen Bericht mit zahlreichen (kostengünstigen) Rezepten. Pflanzenmilch muss nämlich nicht immer aus Nüssen bestehen. Wobei, dazu hätte ich hier ein Rezept.


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