"Du hast einen neuen Kommentar auf deinem Blog."
Yippie, denke ich mir.
"Ich finde deinen Blog total toll und deswegen habe ich dir auch diesen Award verliehen."
Yippie, denke ich mir wieder und fühle mich im wahrsten Sinne des Wortes "ausgezeichnet".
Doch dann passiert etwas, was ich mir irgendwie so nicht gedacht habe.
Beim Anblick meines Dashboards (für alle Nicht-Blogger-Blogger und Überhaupt-Nicht-Blogger: dort sehe ich immer die neusten Beiträge meiner abonnierten Blogs), muss ich feststellen, daß dieser Award scheinbar eine Art Eigendynamik entwickelt hat. Das ganze Dashboard ist voll mit dieser einen Auszeichnung und Beitrags-Überschriften á la "Danke für den Award" in Hülle und Fülle. Ist er etwa so von sich eingenommen und exhibitionistisch veranlagt, daß er sich heimlich still und leise auf sämtlichen Blogs eingenistet hat? Oder, oh mein Gott, ist er womöglich gar ein Virus?
Oder sollte es tatsächlich eine vollkommen unspektakuläre Erklärung für seine rasante Verbreitung geben?
Ich beschließe, der Sache auf den Grund zu gehen.
Bei näherem Betrachten des Textes, der zusammen mit der Auszeichnung bei mir eingetrudelt ist, wird mir so einiges klar.
Regeln, steht da als erstes in fett und unterstrichen formatiert.
Ähm, Regeln???
Ich muß Regeln befolgen, wenn ich als Blogger einen Award verliehen bekomme? Und ich spreche hier nicht von einer Auszeichnung in Form eines Pokals der womöglich mit Gold- und Silberpartikeln verziert ist und wo am Fuß eine Platin Plakette angebracht wurde, auf der in einer Schönschrift-Schriftart mein Name eingraviert wurde. Eine richtige und wahrhaftige Auszeichnung, die ich erhalten habe, weil ich etwas tolles geleistet habe und die ich danach auf meinem Kaminsims dekoriere und hoffe, dass meine Besucher sie auch mit neidischen und bewundernden Blicken eben bewundern.
Nein, nein! Wovon wir hier reden, ist eine Grafik Datei!
Ein kleines Bildchen was aus vielen Pixeln besteht und wo Sachen drauf stehen wie: "Liebster Blog Award" oder "Schönstes Design Award" uns so weiter und so fort.
Nix mit Gold und Platin und auch nix mit Kaminsims. Von den bewundernden Blicken will ich erst gar nicht sprechen.
Aber zurück zu den mitgelieferten Regeln.
Nicht dass es nicht schon schlimm genug wäre, mich von der Goldsache verabschieden zu müssen, nun muß ich auch noch lesen, daß ich diesen, meinen, mir verliehenen Award, WEITERGEBEN muß. Ich soll ihn teilen! TEILEN! T-E-I-L-E-N! Mit anderen. Soll ihm die Individualität und damit den emotionalen Wert nehmen, ihn vervielfältigen und weiterreichen.
Jetzt kommt der Moment wo ich erleichtert bin, dass das mit der Goldangelegenheit schief gelaufen ist. So nen vergoldeten Pokal in mehrfacher Ausfertigung nachmachen zu lassen, hätte mich finanziell ruinieren können!
Aber mit dem "Liebster Blog Award" Bild-Pixel-Dateichen sieht das schon wieder ganz anders aus. Rechte Maustaste - Speichern unter und mit der Kopieren/Einfügen Geschichte ist das absolut kostenlos und wunderbar schnell erledigt.
Nachdem ich den 1. Schock überwunden habe und ich mir Gedanken über MEINEN Lieblingsblog mache, folgt der nächste Schlag mit dem vergoldeten Pokalteller.
Ich soll den Award an 10 andere Blogs weiterreichen! An 10! An 10 Lieblingsblogs wohl bemerkt. Nach dem Motto: "Hey, du bist mein Lieblingsblog. Aber die 9 anderen auch!"
Aufmerksame Leser werden nun auch des Rätsels Lösung der schlagartigen Verbreitung dieses Awards erkannt haben.
Das nimmt einem doch absolut die Freude, die Ehrung und den Stolz den man in der 1. Phase der eigenen Verleihung noch verspürt hat.
Egal ob Gold, Platin, Diamanten oder virtuelles Pixel Bildchen, schlußendlich ist mir ein netter Kommentar auf meinen Blog tausendmal lieber, der nicht mit dem Satz endet "...und deswegen verleihe ich dir diesen Award" sondern mit "...und deswegen mag ich deinen Blog".
Danach fühle ich mich dann wirklich "ausgezeichnet".