Die Sache mit dem ZVK

Von Kinomaniac

Bevor wieder jemand fragt, nächster geschilderter Fall ist nur zur ANSCHAUUNG dargelegt und reine Fiktion…

Die Studentin stand neben mir in der Einleitung und sah mir interessiert bei Legen eines zentralvenösen Katheters zu. Frau Müller war dement und 90 Jahre alt, trotzdem musste sie sich noch einem größeren intraabdominellen Eingriff unterziehen. Die Liste ihrer Vorerkrankungen war so lang wie mein Arm. Herzinsuffizienz, Diabetes, Vorhofflimmern… um nur einige zu nennen. Geduldig erklärte ich der Studentin, wie ich beim Legen des Katheters vorging.
“Du stichst mit der Nadel hier neben der Arteria carotis ein und hoffst, dass du daneben die Vena jugularis intern findest.” Ich stach der guten Frau in den Hals und hatte das seltene Glück, das Gefäß nicht wie sonst erst nach längeren Manipulationen zu treffen. “… dann aspirierst du, und wenn es so aussieht, als könne es venös sein, also nicht hellrot ist und beim Abnehmen der spritze pulsatil heraussprudelt, dann legst du den Draht ein.” Ich nahm den Seldinger Draht vom Tablett und schob ihn vor. Ich hatte einen guten Tag, er verfing sich nicht irgendwo, sondern ging gerade durch. “Wo soll der Draht denn hingehen?”, fragte ich die Studentin. Sie überlegte kurz. “Also, idealerweise geht er in Richtung des rechten Vorhofs und schlägt nicht vorher in irgendein anderes Gefäß um.” Ich nickte begeistert hinter meinem Mundschutz. “Und wie bekomme ich einen starken Hinweis, dass ich mit meinem Draht richtig liege?”, schob ich enthusiastisch nach. Sie überlegte erneut.

“Das weiß ich leider nicht.”
“Macht nichts!” Mein Lehreifer war ungebrochen. “Pass auf, was liegt denn im rechten Vorhof für eine wichtige Struktur?”
“Der Sinusknoten?” Die Studentin hatte vor Aufregung schon ganz rote Wangen.
“Richtig! Wenn ich also meinen Draht ein wenig hin und her bewege…” Ich vollführte  eben diese Bewegung mit dem Draht. “…dann sehe ich kurzzeitig im EKG Extrasystolen.” Das ist der Moment, in dem wahrscheinlich jeder medizinisch gebildete Mensch entsetzt die Luft anhält. Tatsächlich, auf dem Monitor zeigten sich nicht nur kurz Extrasystolen, sondern etwas, das man mit viel gutem Willen als Vorhofaktionen ohne Überleitung bezeichnen könnte. Was heißt das? Nun, das Herz schlägt gerade nicht… eine halbe Monitorlänge  und ein entsetzter Schrei der Studentin später setzt glücklicherweise wieder eine normale Herzaktion ein.

Und ich durfte der Studentin erklären, dass man bei Patienten mit Vorhofflimmern solche Aktionen doch tunlichst unterlassen sollte. Aus den eben dargelegten Gründen. Und wieder einer für die Kategorie: Satz mit X…