Die russische Herzogin - Petra Durst-Benning

Von Bluena @BlueNa85
Ehejahre einer Zarentochter
Olga, Tochter des ehemaligen russischen Zaren Nikolaus und Kronprinzessin von Württemberg lebt in ihrer nicht sehr glücklichen Ehe mit Kronprinz Karl, die leider kinderlos geblieben ist. Olly hatte sich immer Kinder gewünscht, deshalb nimmt sie freudig an, als ihr Bruder, Zar Sascha, sie darum bittet ihr Patenkind Wera zu sich nach Stuttgart zu holen und sich um ihre Erziehung zu kümmern. Was Olly nicht weiß: Wera wird in Russland als sehr schwierig eingestuft, mit ungestümen Temperament und wilden Wutausbrüchen. Nach ihrer Ankunft wirbelt Wera Olgas und Karls Leben gehörig durcheinander. All das hält die Kronprinzessin und spätere Königin von Württemberg nicht davon ab, ihrer Nichte eine Engelsgeduld und ganz viel Liebe entgegenzubringen und sie so durch die schwierige Kinderzeit fern ab ihrer russischen Heimat und ihrer Eltern zu leiten. Auch als junge Frau ist Wera Wirbelwind und Sonnenschein, doch dann verliebt sich Ollys Ziehtochter unsterblich in einen württembergischen Herzog und unbelehrbaren Weiberhelden…
Mit „Die russische Herzogin“ hat Durst-Benning die Fortsetzung ihres wunderschönen Historischen Romans „Die Zarentochter“ geschrieben. Und dieser hat meine hoch liegenden Erwartungen voll erfüllt! Erneut konnte ich ins Höfische Leben um 1836 eintauchen und erfuhr neben gut recherchierten historischen Fakten viel über die Gefühlswelt von Königin Olga und ihrer Tochter Wera. Auch konnte die Autorin mir durch ihren überaus bildlichen Erzählstil Stuttgart und seine Umgebung näher bringen. Auf ihren Wanderungen mit Lutz von Basten lernt Wera nicht nur ihre Hyperaktivität in den Griff zu kriegen, sondern entdeckt auch ihre Liebe zu Büchern und ihre Begabung zur Poesie. Nur Olga, die niemals aufgibt, hat das Mädchen es zu verdanken, dass sie nicht in einer Irrenanstalt gelandet ist. Heutzutage bezeichnet man ihr Leiden als ADHS.
Der Schreibstil der Autorin hat mich sofort wieder in den Bann geschlagen. Ihre bildliche Art zu erzählen hat mich an die Seiten gefesselt und diese waren äußerst flüssig zu lesen! Petra Durst-Benning hält die Geschichte über die 500 Seiten des Buches lebendig und auch wenn kein wirklicher Spannungsbogen existiert, wird man doch nie müde, dass Buch wieder zur Hand zu nehmen um mehr über Olly und Wera zu erfahren.
Olga ist eine Wohltäterin, wie sie ihresgleichen sucht! Viele Kinderheime und Heilanstalten hat die Kronprinzessin und spätere Königin von Württemberg, oftmals mit ihrem Privatvermögen, ins Leben gerufen. Sie hatte sehr viel Liebe zu geben, die von ihrem Mann Karl nicht erwidert mehr wurde und die sie voll und ganz ihrer Nichte Wera schenken konnte. Wera hatte als Kind ihre Emotionen und auch ihre Gliedmaßen nicht unter Kontrolle. Sie war ein verängstigtes Mädchen, dem immer eingeredet wurde, sie sei ein böses Kind. Doch durch Ollys und Karls Liebe konnte sie zur Blume heranwachsen. Der König Karl selber ist launen- und sprunghaft, hat sich oftmals nicht unter Kontrolle. Mir war er fast immer, bis auf wenige Momente, unsympathisch.
Die Umschlaggestaltung des Hardcovers ist sehr stilvoll und im klassischen Stil. Eine hübsche junge Dame vor einem grünen Hintergrund blickt hoheitsvoll auf den Leser hinab. Aufgefallen wäre mir die schlichte Aufmachung wohl nicht.
Mir hat der Ausflug ins 19. Jahrhundert wiedermal sehr viel Spaß gemacht, denn ich habe eine sehr schöne Geschichte, voll Liebe, Leid und Hoffnung gelesen, die ich sehr gerne allen Liebhaber/innen dieses Genres weiterempfehlen kann!

Die russische Herzogin
von Petra Durst-BenningGebundene Ausgabe: 510 Seiten Verlag: List (8. September 2010) Sprache: Deutsch ISBN-10: 3471350284 ISBN-13: 978-3471350287
Rezension vom 31.01.2011