Wer seit dem Hervorsprießen diverser Dystopien nun hofft, dass Die rote Königin uns nach etlichen Wiederholungen endlich etwas Neues beschert, den muss ich leider bereits an dieser Stelle enttäuschen. Auch die Reihe von Victoria Aveyard verläuft nach den bekannten Mustern und bietet uns nicht wirklich eine Überraschung am breiten Horizont der brutalen und negativ ausgeschmückten Zukunftsvisionen im Jugendbuchbereich.
Mare ist betrüblicherweise nicht unbedingt das, was man eine starke Protagonistin nennt. Ich fand sie an vielen Stellen sehr nervig, einfach nicht clever genug für jemanden, der das Gesicht einer Rebellion werden soll, und oftmals wie eine Möchtegern-Katniss, die sich, im Gegensatz zu ihrem Vorbild, aber nicht wirklich regte, wenn sie den Grausamkeiten der ihr noch so fremden Welt ausgesetzt wurde. Das Buch las sich somit wie eine Mischung aus der oberflächlichen Selection-Reihe (mit Dreiecksbeziehung ... nein, Vierecksbeziehung muss man diesmal sagen) und der kampfbereiten Bestimmungs-Trilogie, gespickt mit ein paar fantastischen X-Men-Kriterien. Ja, ich finde übersinnliche Fähigkeiten auch echt cool, aber wenn sie die Handlung dadurch lächerlich simpel erscheinen lassen und einem die "überraschenden" Wendungen schon klar sind, bevor sie der "Heldin" einfallen, dann kann ich darauf auch gut und gerne verzichten.
Ich möchte nicht behaupten, dass Die rote Königin schlechter ist als ihre Dystopie-Schwestern, aber sie ist eben auch keine Neuheit, kein BAMM-Sowas-hast-du.noch-nie-gelesen-Buch und weckte in mir damit nicht einmal den Ansatz des Wunsches die Reihe weiterzulesen. Wer Lust auf eine dystopische Welt mit fantastischen Zügen hat, der sollte doch lieber einmal einen Blick auf The Bone Season werfen, oder, wenn eine gute Rebellion reicht, Die Tribute von Panem (nochmal)lesen. Wem es jedoch egal ist, dass er die gleiche Story immer wieder in einem anderen Gewand liest, oder eben mit Dystopien bisher noch nicht viel am Hut hatte, der wird mit diesem Buch sicherlich auch glücklich werden.