Inhalt
Penelope Devereux wird mit 18 Jahren an den Hof der alternden Königin Elizabeth I. gerufen. Zwischen Machtspielen, unbarmherziger Rivalität und mörderischen Intrigen versucht sie zurecht zu kommen. Als Penelope in eine Ehe gezwungen wird beschließt die junge Frau sich nicht weiter bevormunden zu lassen und nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand. Mit ihrem Charme und ihrer Intelligenz schmiedet sie Allianzen, um ihre Familie vor jeglichen Intrigen zu beschützen. Doch ihr größter Widersacher Robert Cecil, ist einer der wichtigsten Berater der Königin und bald spitzt sich die Lage zu, denn die Königin altert und sie hat noch keinen Thronfolger bestimmt.
Ein historischer Roman der zunächst etwas Anlauf brauchte, um mich doch noch zu überzeugen.
Als ich bei C. Bertelsmann gesehen habe, dass Elizabeth Fremantle einen neuen Tudor Roman herausgebracht hat wollte ich das Buch unbedingt lesen. Ihr Roman „Im Schatten der Königin“ hat mir bereits sehr gut gefallen und das erste Buch der Autorin steht auch noch in meinem Regal. Ich habe „Die Rivalin der Königin“ direkt beim Bloggerportal von Randomhouse angefragt und das Buch freundlicherweise zugeschickt bekommen. Herzlichen Dank an dieser Stelle.
Der Einstieg in das Buch ist mir jedoch recht schwer gefallen. Die Geschichte der Familie Devereux ist mir nicht bekannt gewesen. Ich hatte zwar von dem Tudor Blut in der Familie, durch die Mutter, gewusst, aber das war es auch schon. Die genauen Familienverhältnisse, die Schicksale der einzelnen Familienmitglieder und die Vorgänge am Hof der bereits älteren Königin Elizabeth I. sind mir recht unbekannt gewesen. Da ich aber bereits sehr viele Tudor Romane gelesen habe und mich auch darüber hinaus recht gut damit auskenne hat es nicht sehr lange gedauert, bis ich mich auch zu dieser Zeit zurecht gefunden habe. Trotzdem musste ich ab und an das Internet nach einigen Begebenheiten und Familienverhältnissen befragen. Elizabeth Fremantle setzt einiges an Wissen voraus und es hat mir tatsächlich sehr geholfen das vorangegangene Buch von ihr gelesen zu haben, obwohl die Bücher eigentlich unabhängig voneinander sind. Ein klein wenig war ich dann schon enttäuscht und habe schon damit gerechnet, dass es eher schwieriger wird mich in diesem Buch zurecht zu finden, doch dann, nach knapp 200 Seiten, hat es plötzlich klick gemacht. Ich weiß nicht recht was passiert ist, aber plötzlich bin ich in der Geschichte angekommen.
„Dum Spiro, Spero. – Solange ich atme, hoffe ich.“ (S. 192)
Am Anfang habe ich nur schwer Zugang zu Penelope gefunden. Sie war so jung, unerfahren und naiv. Ich konnte in ihr niemanden erkennen, der sich am Hof behaupten kann. Dann ändert sich das Blatt jedoch und Penelope wird langsam aber sicher erwachsen. Sie erkennt wo ihre Stärken liegen und arbeitet so für ihre Familie. Sie möchte sich nicht mehr herumschubsen lassen, sie will kämpfen. Nicht wie die Männer, sondern im Hintergrund. Ihre Schönheit hilft ihr natürlich dabei sich in dieser Welt durchzusetzen und Penelope weiß, dass sie der Königin schmeicheln muss, um in ihrer Gunst zu steigen. Es ist ein Drahtseilakt für sie, denn die Interessen der Königin sind nicht immer die Interessen der Devereux.
Penelope möchte unbedingt, dass die Königin einen Thronfolger benennt, doch die Königin selbst möchte nicht daran denken, dass ihr Ende womöglich naht und weigert sich. Trotzdem setzt Penelope sich für Kontakte ein, damit ihre Familie nach dem Tod der Königin auf der sicheren Seite steht. Was die Politik angeht ist sie sehr bedacht und achtet auf jede Feinheit. Es ist ihr wichtig, dass nichts an die Öffentlichkeit gelangt und dieser Drahtseilakt scheint ihr zu gelingen.
Ihr Privatleben hingegen ist alles andere als harmonisch und glücklich. Ihre Ehe ist nur zweckmäßig und von Anfang an völlig lieblos. Bis Penelope etwas herausfindet und damit alles ändert. Sie lässt sich nicht mehr bevormunden und trifft eigene, unabhängige Entscheidungen. Sie scheint damit auch mehr als einen Schritt zu weit zu gehen, doch es schadet ihrem Ansehen nicht. Viele bewundern sie für das, was sie sagt, tut und bewegt. Und diese Bewunderung hat auch auf mich abgefärbt. Penelope ist eine so starke und selbstbewusste Frau, der es völlig gleichgültig scheint, was andere von ihr denken. Und für ihre Zeit, ist sie schon sehr viel weiter. Sie hat erkannt, dass Frauen nicht völlig Spielzeuge von Männern sein müssen, denn sie können ihren Verstand ebenso gut nutzen wie Männer Stahl. Ihre Art zu denken, ihre Entschlossenheit und ihr Mut haben mich sehr beeindruckt.
„Niemals wieder würde sie ihr Schicksal allein Gott überlassen.“ (S. 161)
Doch nicht nur Penelope ist in diesem Buch zu Wort gekommen, sondern auch ihr größter Widersacher Robert Cecil. Die beiden sind im selben Alter und doch grundverschieden. Cecil ist körperlich entstellt, wird von der Königin als Zwerg beschimpft und scheint nichts und niemandem gerecht werden zu können. Er ist ein überaus intelligenter Mann, der schon früh mit Intrigen und Machtspielchen in Berührung gekommen ist. Trotzdem leidet er an seinem Aussehen und hat aus diesem Grund nur wenig Selbstvertrauen. Sein Vater ist ihm eine große Stütze und von ihm lernt er alles, was er wissen muss, um am Hof der Königin bestehen zu können.
Penelope ist für ihn auf der einen Seite ein absoluter Dorn im Auge und auf der anderen hegt er ein unglaubliches Verlangen nach ihr und ihrer Schönheit. Er kann seine Gefühle ihr gegenüber nicht kontrollieren und verfängt sich immer wieder in ihrem Charme. Sie verwirrt ihn, denn ihre Miene ist nur schwer zu ergründen. Auch wenn er eigentlich Penelopes schärfster Gegner ist habe ich ihn gemocht. Er hat auf ganz andere Weise bei den Spielchen des Hofes teilgenommen und, ebenso wie Penelope, versucht seine Familie auf der Siegerseite zu halten. Auch er hat versucht sich selbst aus der Sacher herauszuhalten, um sich zu schützen und trotzdem seine Interessen zu vertreten und es ist ihm, ebenso wie seiner Gegnerin, meisterhaft gelungen.
Die Ränke der Familien am Hof der Königin zu verfolgen hat mir nach der Hälfte des Buches großen Spaß gemacht. Gegen Ende hat sich die Lage rasant zugespitzt und das Buch ist richtig spannend geworden. Wie ich bei meinen Recherchen, und im Nachwort der Autorin, später herausgefunden habe, hat sich Fremantle sehr genau an die historischen Begebenheiten gehalten und das habe ich besonders an diesem Buch geschätzt. Natürlich ist es immer noch ein Roman, trotzdem hat sie alle belegten Fakten mit eingearbeitet und lediglich die Leerstellen mit ihren möglichen Lösungen gefüllt. Es gibt noch einige mehr Möglichkeiten, sie hat sich jedoch für etwas entscheiden müssen und mir hat jede dieser Entscheidungen sehr gefallen. Sie hat die Charaktere unwahrscheinlich lebendig dargestellt und die Welt, in der sie gelebt haben toll beschrieben.
Fazit
Auch dieser Tudor-Roman aus der Feder von Elizabeth Fremantle hat mir wieder sehr gut gefallen. Auch wenn es Anlaufschwierigkeiten gegeben hat, bin ich doch wieder in diesem Buch aufgegangen und habe mich erneut wohl am königlichen Hof gefühlt. Für Anfänger in diesem Genre ist das Buch jedoch wirklich nichts, denn sehr viele Fakten rund um die Herkunft Königin Elizabeths I. werden vorrausgesetzt. Wer noch nie etwas über die Tudor Zeit gelesen hat, sollte nicht mit diesem Buch den ersten Versuch starten. Für alle, die bereits einiges darüber gelesen haben, kann ich das Buch sehr empfehlen.