Die richtige Zielsetzung – wie du Ziele nicht aus den Augen verlierst

Von Triarsten @triarsten

Ziele definieren und den Weg dahin planen - das sind wichtige Aspekte nicht nur in unserer eigenen Persönlichkeitsentwicklung, sondern auch im Sport. Wenn du dich sportlich weiterentwickeln möchtest, musst du dir Ziele setzen. Denn ohne ein Ziel wird es schwer, dann am Ball zu bleiben, wenn du so gar keine Lust auf Training hast.

Im ersten Teil 1 unserer Blogreihe zum Thema Ziele und Saisonplanung erklären ich dir, wie du dir als AusdauersportlerIn die richtigen Ziele setzt.

Spätestens wenn die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr kommen, geht bei den meisten von uns das Gedankenspiel rund um Pläne, Wünsche und vor allem Ziele für das Neue Jahr los. Was wollen wir im Neuen Jahr besser machen? Was sind unsere Ziele?

Auf den Sport bezogen, geht es dabei meistens um geplante Wettkämpfe und konkrete Ziele, die wir erreichen wollen. Eine neue Bestleistung soll es z.B. sein. Oder das Erreichen einer bisher noch nie absolvierten Distanz.

In diesem Blogpost erkläre ich dir, worauf du bei der Zielsetzung für eine neue Saison achten solltest. Schritt für Schritt gebe ich dir auf den Weg, wie du eine Idee in die Form eines konkreten Zieles bringst.

Wettkampfplanung

Die Wettkampfplanung für eine neue Saison beginnt bereits dann, wenn du anfängst dir Gedanken über Wettkämpfe der neuen Saison zu machen. Bei uns passiert das meistens schon im Laufe der aktuellen Saison, manchmal auch schon in der vorherigen Saison.

Achtung! Emotionale „Verführung"

Es kommt durchaus vor, dass wir auf Wettkämpfen oder im Training mit anderen AusdauersportlerInnen unterwegs sind und dann konkrete, mögliche Wettkampfteilnahmen in den Raum gestellt werden.

Also ich starte im nächsten Jahr wieder bei der Challenge Roth. Warst du schon mal dort? Ein absolutes Muss, wenn du auf der langen Distanz unterwegs bist. Die Atmosphäre dort ist absolut einmalig und der Solarer Berg - den muss man einfach erlebt haben. Challenge Roth, hmm. Da habe ich schon einiges von gehört, bisher wirklich nur gutes. Vielleicht wäre das auch etwas für mich?

Viele unter uns, die Ausdauersport betreiben, kennen solche Unterhaltungen und das Gefühl, das man im Austausch mit Gleichgesinnten hat. Wenn jemand von einem Wettkampf schwärmt und dieser ganz gut in dein eigenes Wettkampfportfolio passt, dann bist du geneigt, dich am besten auf der Stelle für diesen Wettkampf anzumelden. Denn dein Gegenüber hat dich emotional gepackt. Du willst das Gefühl, den Solarer Berg hochzufahren und dabei von unzähligen, verrückten Menschen angefeuert zu werden, auch erleben.

Motivation, die durch Emotionen hervorgerufen wird, ist natürlich erstmal etwas Positives. Nichtsdestotrotz solltest du gerade wenn es um deine Wettkampfplanung für die neue Saison geht, erst die Situation nüchtern betrachten, bevor du dich irgendwo anmeldest. Auch wenn das häufig verdammt schwer fällt.

Erst denken, dann anmelden!

Ich höre AusdauersportlerInnen oft Witze darüber machen, dass sie sich aus einem emotionalen Moment heraus, wie dem oben beschriebenen, für einen Wettkampf angemeldet haben. Der lustige Standardspruch, den diese Leute benutzen, ist: Erst anmelden, dann nachdenken. Auch wenn ich mich damit zur Spaßbremse mache, muss ich dem als Trainerin vehement widersprechen. Die richtige Vorgehensweise lautet: Erst denken, dann anmelden!

Denn der tollste Wettkampf wird dir am Ende keine Freude bereiten, wenn dieser nicht zu dir und deinem sportlichem Jahr passt. Ein positives Fazit für den Wettkampf und deinen Weg dorthin wirst du am Ende nur ziehen, wenn der Wettkampf zu dir, deiner Leistungsfähigkeit, deiner Trainingsplanung und deiner allgemeinen Lebenssituation passt.

Was musst du also bedenken, bevor du dich für einen Wettkampf anmeldest?

Realistische Wettkampfplanung

Bevor du dich für einen Wettkampf anmeldest, solltest du dir darüber klar werden, was du eigentlich in der bevorstehenden Saison erreichen willst. Was sind die Ziele, die du dir setzen möchtest?

Hast du schon Langdistanzerfahrung und möchtest jetzt auch das Erlebnis Challenge Roth mitnehmen? Oder hast du dich in den letzten Jahren auf der Mitteldistanz etabliert und möchtest jetzt den Schritt zur Langdistanz wagen? Dann könnte eine erfolgreiche Teilnahme an der Challenge Roth ein tolles Ziel sein.

Andersherum - wenn du z.B. bereits Langdistanz-Erfahrung im Triathlon gesammelt hast und dein Ziel ist, dich für den Ironman Hawaii zu qualifizieren, dann wäre eine Teilnahme bei der Challenge Roth im gleichen Jahr nicht sinnvoll, da du die Qualifikation für Hawaii nur bei einem Rennen der Marke Ironman - und eben nicht bei der Challenge Roth - erreichen kannst.

Wenn du bisher nur auf der Olympischen Distanz unterwegs warst, solltest du dir genau überlegen, ob du schon bereit für eine Langdistanz - und noch viel wichtiger - für das Langdistanztraining bist.

Kurz zusammengefasst: Prüfe, ob die Wettkampfteilnahme und dein damit verbundenes Ziel (z.B. Bestzeit oder erstes Langdistanzfinish) für dich und deinen aktuellen Leistungsstand realistisch sind.

Allgemeine Lebensplanung

Ein ganz simpler, aber durchaus wichtiger Punkt ist deine generelle Lebensplanung für das Neue Jahr. Stehen irgendwelche beruflichen oder privaten Veränderungen an, die sich auf deinen Sport auswirken? Welche Termine sind bereits im Kalender festgehalten? Was sagt die Urlaubsplanung?

Hierbei solltest du deine privaten und beruflichen Termine mit den Wettkämpfen, die du für dich in Betracht ziehst, abgleichen. Passt der Wettkampf in deine Lebensplanung? Wenn du z.B. einen langen Familienurlaub mit wenig Zeit für dein Training ein paar Wochen vor der Challenge Roth geplant hast, dann würde ich dir von einer Teilnahme abraten. Denn das wäre genau der Zeitpunkt, zu dem du die umfangreichsten Trainingswochen für eine Langdistanz absolvieren solltest.

Steht dir ein beruflich eher entspanntes Jahr bevor? Du hast deine Arbeitsstunden pro Woche reduziert und hast damit mehr Zeit für Training und Regeneration? Dann könnte wiederum das umfangreiche Training für eine Langdistanz für dich gerade in dieser Saison zu schaffen sein.

Bedenke also genau, ob der Wettkampf in deine allgemeine Lebensplanung passt. Dabei ist es wichtig, dass du ehrlich zu dir selbst bist. Denn wenn du dich für einen Wettkampf anmeldest, der mit deiner privaten oder beruflichen Lebensplanung kollidiert, dann sind Konflikte in deinem Leben vorbestimmt. Und solche Konflikte haben immer auch eine negative Auswirkung auf dein Training und damit am Ende auch auf deine Wettkampf-Performance.

Konkrete Zielsetzung: Das SMART-Prinzip

Das sogenannte SMART-Prinzip ist sicher einigen aus der Business-Welt bekannt. Auch bei der Definition deiner sportlichen Ziele ist eine Orientierung am SMART-Prinzip sinnvoll.

S für spezifisch

Wenn du dir ein sportliches Ziel setzt, dann sollte dieses möglichst spezifisch sein. Ein zu unpräzises Ziel kann dazu führen, dass deine Motivation auf dem Weg zum Ziel auf der Strecke bleibt. Denn du weißt eigentlich gar nicht genau, worauf du hin arbeitest und hast damit auch keinen konkreten Plan für dein Ziel.

Ein Beispiel, wie es nicht sein sollte: Ich möchte fitter werden.

Was heißt denn fitter werden? Wie definierst du fit sein und wie kannst du bewerten, ob du fitter bist?

Besser wäre z.B.: Ich möchte 5 Kilometer am Stück ohne Pause laufen können.

M für messbar

Ein Ziel, das man sich setzt, sollte immer messbar sein. Im Ausdauersport ist da sicherlich die naheliegendste Variante eine konkrete Zielzeit für deinen Wettkampf. Ein anderes Ziel könnte z.B. ein konkretes Gewichtsziel sein, wenn du abnehmen möchtest.

A für ambitioniert

Hier weiche ich bewusst von der klassischen SMART-Variante ab. Sportliche Ziele sollten aus meiner Sicht immer ambitioniert sein. Denn nur, wenn du dich für dein Ziel anstrengen musst, ist es auch ein gutes Ziel. Alles, was du mit links erreichst, bedarf keiner Zielsetzung.

R für realistisch

Auch wenn du dir ein ambitioniertes Ziel vornimmst, muss dein Ziel trotzdem immer auch realistisch sein. D.h. ein ambitioniertes Ziel nützt dir gar nichts, wenn du es nicht erreichen kannst. Wenn sich z.B. ein Triathlonanfänger zum Ziel setzt in einem halben Jahr einen Ironman zu absolvieren, ist das zwar ein schönes Ziel, aber auch eines, das nicht realistisch ist.

T für time/trackable

Dein Ziel sollte immer auch zeitlich definiert sein.

Ich möchte einmal einen Marathon laufen.

Das ist ein schöner Wunsch, aber kein klar formuliertes Ziel.

Besser: Ich möchte im kommenden Herbst beim Frankfurt Marathon meinen ersten Marathon laufen.

Sei ehrlich zu dir selbst!

Bei all den Schritten, die ich dir auf dem Weg zu einer passenden Zielsetzung und einer guten Saisonplanung beschrieben habe, ist eines ganz wichtig: Sei immer ehrlich zu dir selbst!

Wenn du dich von einem Bekannten zu einer Wettkampfanmeldung verführen lässt, für einen Wettkampf, der für dich nicht realistisch ist, dann belügst du dich nur selbst. Daher denke immer daran: Erst denken, dann anmelden!

Bleibe realistisch in deiner Wettkampfplanung und beziehe deine allgemeine Lebensplanung mit ein. Das letzte, was du willst, ist, dass dein Sport mit deinem privaten und beruflichen Leben kollidiert.

Formuliere deine Ziele nach dem SMART-Prinzip. Nur dann wirst du dich auch zu deinen Zielen comitten.

Ausblick

In Teil 2 der Blogpostreihe zum Thema Zielsetzungen werde ich dir erklären, wie du deine Zielsetzung mit einer guten Saisonplanung verbindest und somit den Grundstein dafür legst, dass du auf dem Weg zu deinem Ziel am Ball bleibst und am Ende dein Ziel erreichst.