Die richtige Nährstoffversorgung

Egal für welche Fütterungsart man sich als Hundehalter entschieden hat, das Hauptaugenmerk liegt in der Regel auf der ausreichenden Nährstoffversorgung. Und so machen sich viele Hundehalter Sorgen, ob diese bei ihrem Hund überhaupt gewährleistet ist. Dies ist insofern nicht falsch, weil sowohl zu viel als auch zu wenig gesundheitlichen Schaden anrichten kann.

Futter

Ein Hund hat natürlich einen anderen Nährstoffbedarf als ein Mensch. Um einschätzen zu können, ob der Hund alles bekommt, was er braucht, ist eine Gegenüberstellung von Soll und Haben die beste Methode. Man nimmt also die vorgegebenen Bedarfswerte und stellt ihnen die praktizierte Fütterung gegenüber. So weit so gut. Oder?

Naja, ganz so einfach ist es denn doch nicht. Es sei denn, man füttert ein herkömmliches Fertigfutter. Diese werden nach genau diesem Prinzip zusammen gebaut.

Man nehme: 130 mg Calcium, 100 mg Phosphor, 20 mg Magnesium, 26 mg Natrium, 140 mg Kalium, usw. … multipliziere dies mit dem metabolischen Körpergewicht* des Hundes, füge noch einige weitere Komponenten hinzu, die Proteine, Fette etc. liefern, … und voilà … fertig ist das perfekte und ausgewogene Hundefutter.

Baukastenprinzip

Das sieht ja ganz schön nach einem Baukastenprinzip aus. Und das ist es auch. Allerdings spielen dabei nicht nur das Gewicht des Hundes, sondern eine ganze Reihe Faktoren eine wichtige Rolle. Diese sind:

  • (Metabolisches) Körpergewicht
  • Aktivitätsniveau
  • Alter (besonders Unterscheidung Wachstum / ausgewachsen)
  • Kastration
  • Gesundheitszustand
  • Haltungsform
  • Muskelmasse
  • Unterhautfettgewebe/Fell
  • Temperament
  • Bei Hündinnen Trächtigkeit / Laktation / Läufigkeit

All diese Faktoren können den Nährstoffbedarf des Hundes verändern. Das hat man so festgestellt in vielen Versuchen, Studien, Berechnungen und auch Kalkulationen. Das ist auch der Grund, weshalb es so viele verschiedene Fertigfutter gibt. Für Welpen, Junioren, adulte Hunde, Senioren, kleinwüchsige Rassen, großwüchsige Rassen, langhaarige Rassen, aktive Hunde, trächtige Hunde, kranke Hunde … Weiter lassen diese vielen verschiedenen Faktoren wiederum unzählige Kombinationsmöglichkeiten zu, als da z. B. wären: großwüchsige Welpen, kleinwüchsige Welpen, aktive Senioren, weniger aktive großwüchsige Rassen, trächtige kleinwüchsige Hunde, usw., usw.

Dabei muss man sich weiter vorstellen, ein Fertigfutter besteht aus einer starren Formel. Aber anhand dieser starren Formel wird versucht, die Natur nachzuahmen. Fertigfutter wurde ja nicht entwickelt, weil die Natur etwas nicht leisten konnte, sondern um die ganze Angelegenheit zu vereinfachen und auch um auf besondere Umstände (z.B. Krankheiten) eingehen zu können.

Das Problem dabei ist aber, was drin ist, ist drin. Sind z.B. im Futter umgesetzt auf die Ration jeden Tag 650 mg Calcium drin, dann sind 650 mg Calcium drin. Deshalb ist es z. B. keine gute Idee, ein Futter, das den Nährstoffbedarf eines Welpen decken soll, einem erwachsenen Hund zu geben. So benötigt ein kleinwüchsiger Welpe im 3. Monat etwa 400 mg Calcium pro kg KM, während ein ausgewachsener Hund etwa 80 mg Calcium pro  kg KM benötigt.

Einflussfaktoren

Aber das ist ja noch lange nicht alles. Es gibt eine weitere Reihe Einflussfaktoren, die die Nährstoffversorgung des Hundes beeinflussen. Bei einem Fertigfutter sind z.B. der Herstellungsprozess und die Lagerung ein wichtiger Faktor. Beides beeinflusst den Nährstoffgehalt des Futters und muss bei der Herstellung berücksichtigt werden. Dies führt dazu, dass sogenannte Sicherheitsaufschläge vorgenommen werden. Denn bei einer Haltbarkeit von vielen Monaten muss natürlich auch am Ende noch immer gewährleistet sein, dass der Bedarf gedeckt ist.

Aufnahme und Synthetisierung

Auch diese beiden Punkte spielen eine Rolle. Nährstoffe beeinflussen sich z.B. nach der Aufnahme auch noch gegenseitig, je nach Gehalt und auch je nachdem, in welcher Form sie vorliegen.

Ein Beispiel hierfür ist das berühmte Calcium-Phosphor-Verhältnis. Dies sollte idealerweise etwa bei 1,2:1 liegen. Wird dieses Verhältnis zueinander maßgeblich über- oder unterschritten, wird die Absorption der Mineralstoffe beeinträchtigt. Ein weiteres Beispiel ist Zink. Dessen Bioverfügbarkeit hängt schon von der Herkunft ab, so ist Zink aus tierischen Quellen weitaus besser verfügbar als aus pflanzlichen Quellen.

Manche Nahrungskomponenten oder Nährstoffe können die Aufnahme mancher Nährstoffe hemmen. So wird z.B. die Aufnahme von Zink, Magnesium und auch Eisen durch pflanzliche Komponenten im Futter herabgesetzt. Dies ist bei den offiziellen Bedarfswerten übrigens ebenfalls schon berücksichtigt, da der pflanzliche Anteil in Fertigfutter meist recht hoch ist. Sehr hohe Mengen von Eisen, Zink und Calcium senken die Bioverfügbarkeit von Kupfer, der Körper kann dann also von dem zugeführten Kupfer weniger aufnehmen.

Natürliche Schwankungen

Legt man nun die ermittelten Bedarfswerte zugrunde und möchte selber die Rationen bedarfsdeckend zusammen stellen, kommt man an einen weiteren schwierigen Punkt, nämlich die Nährstoffschwankungen der Nahrungsmittel. Auch hier ist es ja so, dass die offiziellen Werte irgendwann einmal ermittelt wurden. Da steht dann in der Tabelle z.B. drin, dass in 100g Rindfleisch 2,2mg Eisen enthalten sind. Dieser Wert sinkt aber, je fetter das Fleisch ist, bzw. steigt, je magerer. Weiter ist der Wert natürlich auch vom Gesundheitszustand des verwendeten Tieres abhängig, von dessen Haltung, dessen eigener Nährstoffversorgung, Alter etc.

Viele Nährstoffe verflüchtigen sich mit der Zeit und werden durch Transport/Lagerung der Lebensmittel beeinflusst. Meist weiß man ja gar nicht, welchen Weg das Nahrungsmittel schon hinter sich hat und kann so gar nicht wissen, was tatsächlich an unterstellten Werten noch zutrifft. Dies ist auch der Grund, weshalb es sogar besser sein kann, auf TK-Produkte zurück zu greifen, statt auf frische. TK-Gemüse z.B. wird gleich nach der Ernte (wenn der Nährstoffgehalt noch hoch ist) schockgefroren. Die Nährstoffe werden so ebenfalls “konserviert” und stehen nach dem auftauen noch immer in hoher Menge zur Verfügung.

Und apropos Obst und Gemüse. Auch der Anbau spielt eine wichtige Rolle bei den Nährstoffgehalten. So enthält Bio – Obst und – Gemüse nachweißlich mehr Nährstoffe als herkömmliches. Weiter stellt sich die Frage, ob die zugrunde gelegten Nährstoffmengen gleichzusetzen mit Bio oder herkömmlichem Anbau? Beinhalten sie einen langen Transport und eine längere Lagerung, oder gelten sie für einen Apfel unmittelbar nach der Ernte?

Eigentlich zeigen all diese Punkte, dass man bei der selbstgestalteten Rationsfütterung ruhig “die Kirche im Dorf lassen kann”. Im Grunde geht es nur darum, die Nährstoffe in Mengen und Verhältnis einem im Prinzip geschätzten Bedarfswert anzupassen. Dabei sollten hohe Schwankungen nach oben und unten im Großen und Ganzen vermieden werden. Nicht nur, weil die hohen oder niedrigen Werte an sich ein Problem bilden würden, sondern weil sie auch (oft schwer einschätzbare) Folgen auf die Verfügbarkeit und Verwertung anderer Nährstoffe und Nahrungskomponenten haben können. Die exakten, individuell tatsächlich zutreffenden Werte wird man allerdings schwer abdecken können.

Naturnahe Fütterung

Eine recht sinnvolle Vorgehensweise ist hierbei die Fütterung nach dem BARF-Konzept. Durch die Orientierung am Beutetier schafft man es, die Nährstoffe in eine auf den Bedarf gerichtete Relation zueinander zu bringen. Dies ist aber natürlich nicht uneingeschränkt möglich, weshalb einige Knackpunkte unbedingt Beachtung finden müssen. So ist z.B. die Jodversorgung ein wichtiges Thema oder auch die Versorgung mit Vitamin D und A.

Jagdhund

Aber auch hier gilt, bitte die “Kirche im Dorf lassen”. Es ist sinnvoll, einen individuell angepassten Plan zur Fütterung an den Anfang zu stellen. Da es sich dabei aber im Prinzip eh nur um Richtwerte handeln kann, macht es keinen Sinn, hier ständig Milligramm – genau nachzurechnen, ob denn wirklich dies und das und jenes abgedeckt ist. Die Natur schlägt einem hier eindeutig ein Schnippchen, weil sie sich nicht in Rechentabellen quetschen lässt.

* Das metabolische Körpergewicht berücksichtigt nicht nur die Körpermasse des Hundes, sondern auch das Verhältnis von Körperoberfläche zur Körpermasse (Gewicht). Dies hat sowohl damit zu tun, dass es bei Hunden durch die Rassenvielfalt extreme Unterschiede in Größe und Gewicht gibt, als auch mit  der Körperenergie, die über die Haut verloren geht. Man berechnet das metabolische Körpergewicht, indem man das Gewicht mit 0,75 potenziert, also Gewicht kg0,75.


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