Die Revolution frisst ihre Kinder, wie immer
Das Internet ging, wie allseits bekannt, aus einem Projekt des US Verteidigungsministerium, dem ARPANET, hervor und war ursprünglich ein Kommunikationsmedium für einen kleinen Kreis, der es primär für Textnachrichten benützte.
http://de.wikipedia.org/wiki/Internet
Der Übergang zum "graphischen" WWW machte es plötzlich für viele interessant. Es ist halt einfacher Bildchen zu schauen, als zu lesen bzw. auf links zu drücken, als mühsam Code einzutippen. Jedenfalls tat sich plötzlich ein riesiger Markt auf.
In seinem Buch The World is flat beschreibt Thomas Friedman (http://en.wikipedia.org/wiki/The_World_Is_Flat ), wie zu dieser Zeit eine gezielte Deregulierung des Telekommunikationsmarktes und die riesigen Geldmengen der dot.com Blase dafür verwendet wurden, das WWW in jedes Haus zu bringen.
Ziel war es nicht denen, die sich die Luxusausgabe des Brockhaus nicht leisten können, den Zugang zu wikipedia zu ermöglichen. Die "Wiki" begann erst 2001!
Ziel war natürlich noch mehr Geld zu verdienen, in dem wir -an den nationalen Steuersystemen vorbei - unsere Einkäufe bei Amazon und Ebay tätigen und auf irgendwelchen off shore Servern unsere Kreditkarten abschlanken können.
Auch die Möglichkeiten der vermehrten Interaktion im WEB 2.0 (http://de.wikipedia.org/wiki/Web_2.0) dienen dazu Geld zu verdienen, indem wir über Interaktionen (maps.google, facebook, Blogs, ...) unsere Archillessehnen der Webeindustrie offenbaren und der Provider gezielter (und damit höherpreisiger) unsere Identität dieser Industrie verkaufen kann..
Und nun WIKILEAKS:
Nun hat man uns alle am backbone des WWW, jedes Schulkind findet via Google was es braucht, Mails gehen in Sekundenbruchteilen um den Erdball, Echelon (http://de.wikipedia.org/wiki/Echelon) -oder wie die aktuellen Spione heißen- stellen sicher, dass wir nix Böses über die Macht sagen und dann bildet sich ein australischer Hacker ein, er könnte das Spielzeug Internet gegen die Mächte verwenden, die damit Brot und Spiele für uns und Geld für sich meinten.
Die Story hat was - jedenfalls ist sie besser als die Geschichte des Facebook, wo es primär halt nur um ein bißchen mehr Sex ging ... jetzt kommt man dort natürlich genauso zu cash wie auf google et al.
Ich weiß zu wenig über den Herrn Assange, um mir ein moralisches Urteil über diese Don Quichoterie zu erlauben, aber kann Florian Klenk im aktuellen Falter in seiner vorsichtigen Analyse nur allzu gut folgen:
http://www.falter.at/web/print/detail.php?id=1289
Lösung ist das unreflektierte und unselektierte zur Schau stellen von Infos keine, aber ob es in dieser Welt noch eine andere Chance gibt, die "Banalität der Macht" zu offenbaren, wage ich zu bezweifeln.
Übrigens finden Sie Wikileaks nun auf http://213.251.145.96/ , weil die wikileaks.org gesperrt wurde!
Das dass mit den Vergewaltigungsvorwürfen gegen Herrn Assange was zu tun hat, glaubt wohl kein Schwein, aber dass hier mächtige Kräfte am Werk sind, ist mehr als evident.
Seit Jahren hören wir, dass es kaum möglich ist, einen Kinderpornoring oder Neonazimaterial vom Netz zu verbannen, aber es scheint relativ erfolgreich möglich zu sein, Druck auf große Provider auszuüben, wikileaks vom Server zu nehmen.
Wie gesagt, eine gute story ... vielleicht in 5 Jahren in Ihrem Kinocenter ;-)