Die Reise eines Ehepaars

Filmkritik zu ‘Willkommen bei den Rileys’

Seit dem 17. März ist Schauspielerin Melissa Leo in den deutschen Kinos in dem Film "Betty Anne Waters" zu sehen. Am 7. April starten gleich zwei weitere Filme mit der Oscar-Preisträgerin. Zum einen "The Fighter", für den sie in diesem Jahr besagte Trophäe als beste Nebendarstellerin erhalten hat, zum anderen "Willkommen bei den Rileys", einer Independent-Produktion von Jake Scott, dem Sohn von Regisseur Ridley Scott. Ganz unerfahren ist der 46-jährige Sprössling des "Alien"-Regisseurs nicht. 1999 inszenierte er mit "Plunkett & Macleane" sein Spielfilm-Debut. Aber weitaus erwähnenswerter dürften seine zahlreichen Auszeichnungen für seine Videoclips (u.a. für R.E.M., U2, No Doubt, George Michael und Lily Allen) und Werbespots (Nike, Adidas, Amazon oder American Express) sein, die er zwischen 2003 und 2008 realisiert hat. Mit "Willkommen bei den Rileys" macht er seinen zweiten Ausflug auf die Kinoleinwand – und das nicht ohne Eindruck zu hinterlassen.

Mit viel Ruhe schildert der Regisseur das Leben des Ehepaares Riley, das sich nach dem Tod ihrer Tochter durch einen Autounfall immer mehr voneinander entfernt hat. Den Verlust kann weder seine Frau Lois (Melissa Leo), noch er selbst verkraften. Auf einer Geschäftsreise trifft Doug Riley (James Gandolfini) in einem Stripclub in New Orleans auf die 16-jährige Ausreißerin Mallory (Kristen Stewart). Sie erinnert Doug an seine Tochter, woraufhin er sich auf väterlicher Weise der jungen Frau annimmt und beschließt, in New Orleans zu bleiben. Eine Entscheidung, die seine Ehefrau aus ihrer Erstarrung reißt und die Ehe der Rileys durcheinanderwirbelt.

Wenn der Zuschauer in den Film hineingeworfen wird, ist die Ehe der Rileys alles andere als heile. Während sich Melissa Leo als Lois in die heimischen vier Wände einschließt und die Welt dort draußen meidet, gibt sich James Gandolfinis Doug jedem Laster hin, das dahergelaufen kommt. Sei es harmloses Glückspiel in der Männerrunde, Kettenrauchen oder Fremdgehen. Während seine Frau ihr Leben abgeschlossen und bereits Grabsteine mit ihren Namen drauf auf dem Friedhof hat aufstellen lassen, will Doug leben. Die beiden Ehepartner können in diesem gegensätzlichen Zustand nicht mehr miteinander umgehen und haben sich auseinander gelebt. Aber auch getrennt voneinander wirken sie verloren in ihren jeweiligen Welten.

Filmkritik zu ‘Willkommen bei den Rileys’

Kristen Stewart

Erst der Schritt durch die Bordelltür markiert die Schwelle zu einem neuen Leben für Doug Riley. Auch wenn hier das nächste Laster vermutet wird, zeigt die Kamera durch eine langsame Fahrt auf die Tür zu, dass sich hinter dieser Schwelle alles ändern wird. Doug lernt Mallory kennen. In ihm werden die Vatergefühle wach, die so lange brach gelegen haben. Von hier an beginnt die Harmonie zwischen den Darstellern James Gandolfini und Kristen Stewart immer weiter zu wachsen. Gerade Stewart scheint Spaß an diesen kaputten Rollen zu finden. Auch als Joan Jett in "The Runaways" konnte sie weitaus mehr von ihren schauspielerischen Qualitäten vorzeigen, als es bei den "Twilight"-Verfilmungen der Fall war. Hier zeigt sie wie facettenreich sie wirklich spielen kann, mit welcher Intensität sie trotz der Anwesenheit des einnehmenden Charakters von Gandolfini, Szenen an sich reißen kann. Dieser wiederum wirkt immer einschüchternd. Seiner Präsenz schwingt immer ein Hauch von "Sopranos" mit, aber wenn er dann ein Lächeln hervorbringt, fühlt man sich sofort geborgen und würde ihm jederzeit gerne die Vaterrolle zusprechen. Liebevoll kümmert er sich hier um Mallory, ihr Leben und ihr Umfeld. Sie gibt ihm wieder einen Sinn für sein Leben, eine fühlende Person, die seine Aufmerksamkeit und Liebe benötigt.

Melissa Leo wirkt da zuerst fehl am Platz, dennoch weiß Jake Scott sie mit ihrer ganz eigenen Geschichte zu versehen, während Doug und Mallory langsam ihr Vater/Tochter-Verhältnis aufbauen. Lois nimmt ihren Mut zusammen, überkommt ihre Angst vor dem Leben und macht sich selbstständig auf den Weg nach New Orleans, wo sie natürlich erst einmal skeptisch die Stripperin beäugt, sich dann aber ihrem Mann anschließt und ebenfalls eine gewisse Erfüllung in dem Umgang mit Mallory erlebt. Dort ist jetzt wieder ein junges Mädchen in ihrem Leben, das von ihrer Erfahrung profitieren kann, das das Wissen der fürsorglichen Mutter beansprucht. Lois öffnet sich Mallory, wodurch der Zuschauer insofern profitiert, dass er erfährt welche tragischen Ereignisse zum Tod von Emily Riley geführt haben. Die Gespräche von Frau zu Frau wirken wie Balsam für Mallory und Lois. Mit leuchtenden, strahlenden Augen erzählt Lois ihrem neuen Schützling von ihrer Tochter, erfährt vom ebenfalls tragischen Tod der Mutter von Mallory und so wird eine Bindung zwischen den beiden Menschen erzeugt, die emotional die rührendste Szene des Filmes sein dürfte.

Filmkritik zu ‘Willkommen bei den Rileys’

Melissa Leo & James Gandolfini

Es ist die Reise eines Ehepaars. Aus ihrem trauten Heim, einer Idylle in der die Ehe nicht mehr funktionieren wollte, in eine heruntergekommene Behausung in New Orleans, wo das Zusammenleben von Doug und Lois wieder aufblüht. Aber selbst in diesen guten Momenten liegt immer eine gewisse Schwere in der Luft. Die Atmosphäre ist stets bedrückend, weil der Zuschauer ganz dicht an das Geschehen und das Leben der drei Protagonisten herangeführt wird. Man erlebt den Schmerz, den Regisseur Scott nachempfindsam auf die Leinwand gebannt hat.

"Willkommen bei den Rileys" erzeugt eine ruhige und düstere Atmosphäre und paart diese mit gleich drei wunderbar schauspielerischen Leistungen von James Gandolfini, Melissa Leo und Kristen Stewart. Für letztgenannte wird es ein Segen sein, wenn die "Twilight"-Saga endlich vollständig abgedreht und sie von diesem Leid erlöst sein wird. Bis dahin dürfen sich die Zuschauer auf solche Perlen freuen. Da kann man nur hoffen, dass sich Ridley Scotts Sohnemann nun ein wenig mehr auf die Filmwelt konzentrieren wird. Das nötige Handwerkszeug beherrscht er einwandfrei, wie er es hier unter Beweis gestellt hat.

Denis Sasse


Filmkritik zu ‘Willkommen bei den Rileys’

"Willkommen bei den Rileys"

 Originaltitel: Welcome to the Rileys

Altersfreigabe: ab 16 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA/GB, 2010
Länge: ca. 110 Minuten
Regie: Jake Scott
Darsteller: James Gandolfini, Kristen Stewart, Melissa Leo

"Willkommen bei den Rileys" läuft ab dem 7. April 2011 in den deutschen Kinos.


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