Die Räuberbraut - Astrid Fritz

Von Thingsbooksandmore
Die in Stuttgart lebende Autorin Astrid Fritz hat im Verlag Wunderlich ihren neuesten Roman: „Die Räuberbraut“ veröffentlicht.
Die Geschichte der Räuberbraut: Juliana Blasius spielt um 1800. Die junge Frau, war die Gefährtin und spätere Ehefrau des als bekannten Räuberhauptmannes „Schinderhannes“, bürgerlich Johannes Bückler. Es finden sich leider wenig Quellen über das schicksalshafte Leben der jungen Frau, die schon mit knappen 18 Jahren ihren späteren Ehemann kennengelernt hat. Aus ärmlichen Familienverhältnissen stammend, wusste Juliana Blasius offensichtlich sich durchzusetzen. Das Julchen wie sich auch genannt wurde, überlebte ihren Mann und starb im Alter von 70 Jahren an der Wassersucht. Das meiste, was man von historischen Quellen über Sie entnehmen kann, stammt wohl aus den Prozessakten – sie wurde selbst als Mittäterin, Komplizin auf zwei Jahre Haft rechtmäßig verurteilt.
Die Autorin Astrid Fritz befasst sich natürlich nicht nur mit Juliana (Julchen) Blasius, sondern schildert ihr Leben an der Seite der legendären Figur des Räubers Schinderhannes.
Doch wer war dieser Räuber überhaupt?! Schon zu Lebzeiten wurde der Schinderhannes eine Legende: ein Freiheitskämpfer, der gegen die französische Besatzungsmacht kämpfte, ein deutscher Robin Hood, der die Reichen bestahl und mit dem Diebesgut, die armen Menschen versorgte?! Ein Hallodri, ein charmanter Verführer? Glaubt man den Balladen, Theaterstücken und den Verfilmungen, so soll er das mit seiner schillernden Persönlichkeit wirklich gewesen sein.
Doch Dichtung und Wahrheit driften stark auseinander. Glaubt man der Autorin Astrid Fritz, so war der Schinderhannes nichts anderes, als ein rücksichtsloser Verbrecher. Er war feige, brutal, ein Verräter – er war ein Räuber und wahrscheinlich auch ein Mörder, er war gewalttätig und raubte, erpresste die jüdische Bevölkerung, die sowie unter den antisemitischen Hass der Bevölkerung, kaum Unterstützung fand.
Astrid Fritz erzählt allerdings auch eine ganz andere Perspektive. Sie erzählt von einem Familienvater, der stolz auf seinen Sohn war, von einem Mann, der ein Meister der Manipulation war, dass gleich in mehrerer Hinsicht. Charismatisch – eindrucksvolle Rhetorik, ein gutes Aussehen und brillante Überzeugungskraft.
Die wesentliche Stärke des Romans liegt in der Authentizität. Astrid Fritz katapultiert den Leser eine romantisch-/unromantische Räuberpartnerschaft mit all ihren Höhen und Tiefen, familiären Problemen. Es gibt keine klassische Lagerfeuerromantik, sondern sie beschreibt ein raues Leben. Immer wieder die Flucht vor den polizeilichen Behörden, immer wieder betteln um eine sichere Unterkunft, immer die Sorge, dass sie überführt, oder sogar getötet werden können. Ein Leben auf der Straße, im Wald, in Scheunen, unter Freunden, späteren Feinden und Verrätern.
Die gesamte Geschichte umkreist und konzentriert sich auf die Welt von Juliana und dem Schinderhannes. Es gibt viele, fast schon zu viele Nebencharaktere und eine Vielzahl von Schauplätzen. Die Spannung des Romans erklärt sich dadurch, dass man ja weiß, dass der Schinderhannes in Mainz hingerichtet wird, aber nicht wie ist es dazu gekommen!? Es ist eine kleine, sehr fein ausgearbeitete Persönlichkeitsanalyse eines Räuberhauptmannes, eines kriminellen – der nichts anders gewesen sein mag, als ein trauriger, nach Aufmerksamkeit strebender Versager.
Fazit
Astrid Fritz ist ein Profi, wenn es darum geht, historische Quellen spannend und unterhaltsam zu erzählen. Weder wird etwas beschönigt, oder offensiv mit Klischees durchsetzt. Im Anhang befindet sich neben dem Nachwort, auch ein Glossar mit den herkömmlichen Begrifflichkeiten und Erklärungen aus dieser Epoche.
„Die Räuberbraut“ ist eine spannende, authentische Räuberpistole mit Tiefgang.

Michael Sterzik