Die Ratten – Philip Klose

Studiobühne TWM

„Die Ratten“ von Gerhart Hauptmann ist ein Millieustück von 1911. Philip Klose hat versucht, dieses schwierige Stück mit 9 Darstellern auf die Bühne zu bringen. Er „befreite“ das Stück vom Berliner Dialekt und ließ Direktor Hassenreuter und Erich Spitta nicht über Wiener Klassik und Naturalismus streiten, sondern über dramatisches und postdramatisches Theater.

Ich bin fassungslos. Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll.

Philip Klose möchte zurück zum Drama, zurück zu den Geschichten. Diese Forderung habe ich schon öfters gehört und ist durchaus legitim, man muss es nur richtig machen und Geschichten erzählen können. Hier war kein Spannungsbogen, keine wirkliche Dramatik zu finden. Eine schwache Inszenierung, in der das Stück runtergebetet wurde.

Die Figuren waren völlig überzeichnet, viel zu dramatisch und überhaupt nicht authentisch. Nur drei Darstellern habe ich ihre Rollen abgenommen, alle anderen waren so was von drüber. Mit großen Gesten und überschwänglicher Betonung wurde versucht die Tragik des Stückes darzustellen. Doppelrollen waren keine Doppelrollen, sondern zwei Mal die gleiche Figur in verschiedenen Kostümen. Es wurden keine Emotionen ersichtlich, kein wirkliches Spiel. Die einzigen beiden, die mich wirklich fasziniert haben waren Max Horch als Erich Spitta und Benjamin Zock in einer Doppelrolle, die leider auch völlig gleich gestaltet war. Die körperliche Präzision der beiden fand ich dagegen wunderbar.

Klose versucht die Postdramatik, hier vor allem „Ping Pong d`Amour“ von Rene Pollesch, zu kritisieren und stellt seine eigene Theatertheorie dar. Er zitiert sich sozusagen selber, indem er Erich Spitta genau das sagen lässt, was er auch privat immer sagt. Es ist sehr mutig in seiner ersten Inszenierung schon so radikal vorzugehen. Da er seinen eigenen Theorien nicht sehr gut umsetzen kann, fehlte es der Inszenierung an allem.

Hätte er eine wirklich bemerkenswerte Inszenierung hingelegt und wäre seinen Idealen gefolgt, hätte ich Beifall geklatscht . Hier hat die Hälfte des Publikums am Ende gelacht, weil ein tragisches Ende zur Komödie wurde. Schauspieler die versuchen besonders tragisch zu spielen und ein Publikum was sich nicht mehr zurückhalten kann vor lachen. DAS war wirklich traurig.

Zwei Aspekte der Inszenierung waren gelungen.  Zum einen das Bühnenbild und die Anordnung der Zuschauer und zum anderen die Videos, die zwischendurch abgespielt wurden. Hinter diesen Ideen hat man ein Konzept durchscheinen sehen, dass man viel mehr hätte ausbauen sollen.

Man kommt aus der Inszenierung und weiß gar nicht, was man dazu sagen soll. Ich konnte gestern die Kritik nicht schreiben, weil ich nicht wusste wie und was ich schreiben sollte. Man fragt sich einfach nur: Warum?

Wenn man fordert Geschichten zu erzählen, sollte man diese durchaus schwierige Kunst auch beherrschen, ansonsten sollte man es lassen.

Die Ratten – Philip Klose


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