Die Radikalisierung eines Ministers

oder: irgendwie auch in eigener Sache.

Die Anonymität ist es! Innenminister Hans-Peter Friedrich hat nun des Breiviks Lösung. Weil das Internet ein anonymer Raum sei, könne dort die Radikalisierung wachsen und gedeihen. Die Geschehnisse auf der Insel flankieren indes seine These. Denn die Experten wissen: Nicht Jugendliche stürmen aufmüpfig Englands Straßen - Twitter randaliert. Der Anonymus ist die Gefahr. Und dort will Friedrich ansetzen. So einfach kann Welt manchmal sein.

Broder und Sarrazin schrieben niemals anonym. Sie sind namentlich bekannte Brandstifter. Sie schrieben auch nicht im vermeintlich anonymen Internet, jedenfalls nicht ausschließlich. Friedrichs Erkenntnisse sind hanebüchen. Quatsch! Aber für ihn ausreichend, um mit Konsequenzen zu fuchteln. Er fordert nun ein Internet, in dem Vor- und Zunamen selbstverständlich sein sollten. Nur so verhindert man ein nächstes Utøya. Friedrich blendet dabei aus, dass die Radikalisierung der bürgerlichen Mitte, aus der auch Breivik stammte, völlig transparent verläuft - niemand muß sich heute hinter einem Nickname verstecken, um Hetzparolen unter Kennwörtern wie "Islamkritik" oder "Sozialmissbrauch" zu verströmen. Das geht unter Namen und unter Applaus. Und es braucht dazu kein Internet - wenige Seiten Qualitätsjournalismus' reicht völlig auch.

Was Friedrich vorschwebt ist die namentliche Erfassung derer, die via Internet kommunizieren und publizieren. Dabei hat er vermutlich weniger Rechtsradikale im Sinn, als Linke, gegen die er von jeher kartätscht. Friedrich hat schon vor seiner Zeit als Minister die linke Gewalt verurteilt, während er die rechte Gewalt weitestgehend einen guten Mythos sein ließ.

Ich schreibe seit Jahren unter meinem Namen. Das hat sicherlich hin und wieder Nachteile. Wenn Friedrich nun die namentliche Erfassung fordert, die nicht alleine Erfassung, sondern folgerichtig auch Beobachtung bedeuten muß, so darf auch ich mich fortan bespitzelt fühlen. Kein Zweifel, dass der nächste Schritt zur Sperrung unliebsamer Seiten führt. Vielleicht bilde ich mir zu viel ein, aber unter Friedrichs Argusaugen, wäre das Ende des Spiegelfechters, der NachDenkSeiten oder ad sinistrams jedenfalls nicht undenkbar - linke Radikale, die die Leute beunruhigen, gehören schließlich mundtot gemacht. Die waren zwar alle vormals schon mit Namen bekannt, aber erst nach der friderizianischen Radikalreform des Internets, konnte man mit solchen Aufwieglern auch aufräumen. Seht nach Norwegen!, seht nach England!, könnte der Innenminister dann mahnen.

Dass Radikalisierung und Namenlosigkeit in keinem Verhältnis zueinander stehen, dafür ist der Innenminister selbst bestes Beispiel. Bei Islamkonferenzen gibt er sich radikal arrogant und überheblich; seine feuchten Träume zur Überwachung sind geradezu diktatorisch und stinken nach MfS; Linke hält er ausnahmslos für Stalinisten und für Feinde des Grundgesetzes - und all das geschieht namentlich, das heißt: mit der Unterschrift des Herrn Hans-Peter Friedrich. Der Innenminister war immer schon ein radikaler Schwadroneur, doch hat man in den letzten Monaten den Eindruck, als ob er sich wöchentlich noch weiter radikalisiere. Seine Radikalisierung läuft jedoch namentlich bekannt ab. Er ist somit der wandelnde Beweis dafür, dass seine These großer Unsinn ist.

Bewahre man uns davor, dass dieser Mann seine perversen Phantasien am realen Objekt erproben darf. Dann ist es mit Meinungsfreiheit ganz vorbei. Interessant wäre es allerdings dann schon, ob er rechte Seiten sperren ließe oder eher solche, die sich kritisch mit seiner Person auseinandersetzen. Die NPD hetzte munter meinte - ad sinistram gäbe es dann vielleicht nicht mehr...


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