Es ist 19.30 Uhr. Das Licht geht aus und mein kleines Mädchen kuschelt sich vermeintlich müde in ihr Bettchen. „Mama, Du sollst aber noch bei mir bleiben!“, sagt sie. Natürlich bleibe ich. Einschlafbegleitung ist für sie sehr wichtig. Und ich liebe es zu beobachten, wie sie zur Ruhe kommt, ihre Atemzüge langsamer werden und sie schließlich friedlich einschläft.
Doch halt!
Neuerdings sieht das nämlich ganz anders aus. Mit Ruhe ist erst mal nicht viel. Denn es gibt so unglaublich viele wichtige Dinge, die noch vor dem Einschlafen geklärt und hinterfragt werden müssen.
Das hört sich dann zum Beispiel so an:
Pusteblume: „Mama, wann gehen wir denn endlich wieder zum Ameripark (Safaripark)? Ach nein, wir gehen ja nicht – wir fahren mit dem Autooooo!“
Ich: „Bestimmt fahren wir bald noch einmal dort hin. Aber jetzt gerade schlafen die Tiere sicher auch.“
Pusteblume: „Aber warum schlafen die Tiere denn? Wann stehen die denn wieder auf? Müssen die Tiere wirklich schlafen? – Weißt Du Mama, die Giraffe, die hat an Wildfangs Scheibe geleckt. Das war lustig!!! Und da war auch eine Babygiraffe, die war sooo süß! Und Mama, warum waren denn da auch Schweine?“
Ich: ??? „Keine Ahnung, warum da auch Schweine waren. Vielleicht, damit die Leute sie angucken können?“
Pusteblume: „Mama, wo ist mein Haargummi?“ (Sucht ihren Kopf ab…)
Ich: „Das habe ich doch vorhin raus gemacht. Es liegt auf dem Regal.“
Pusteblume: „Mama, da ist ein Knubbel in meinem Bett!“
Ich: „Komisch. Da ist tatsächlich ein Knubbel in der Matratze. Ich drehe sie um, okay? Und jetzt wird geschlafen, gut?!“
Zwei Minuten Stille…
Pusteblume: „Mama, ich habe die ChickenNuggets in mein Eis getan. Das war lecker!“ (Kichert…) „Mama, ich möchte jetzt baden!“
Ich: „Du gehst morgen baden, aber heute nicht mehr. Du liegst doch schon im Bett.“
Pusteblume: „Okay, dann morgen. Mama? Ich möchte mein Portemonnaie haben. Jetzt. Wo ist das?“
Ich: „Mäuschen, das liegt auf dem Regal. Aber das brauchst Du doch jetzt nicht zum Schlafen, oder? Ich gebe es Dir morgen früh, okay?“
Pusteblume: „Na gut.“
Einige Sekunden Stille…
Pusteblume (flüstert): „Mami? Ich hab Dich lieb! Du bist die beste Mama von die ganze Welt!“
Ich (schmilze dahin): „Oooohhhh, Du bist so süß. Ich habe Dich auch lieb, mein Schatz!“
Pusteblume: „Du bist eine Maus!“ (Kichert…)
Pusteblume (singt): „Was müssen das für Bäume sein, woooo die großen Elefanten pazieren gehn, ohne sich zu toßen. Rechts sind Bäume, links sind Bäume, woooo die großen Elefanten pazieren gehen, ohne sich zu toßen…“
Pusteblume flüstert wirres Zeug.
Ich: „Jetzt versuche bitte mal die Augen zu zu machen und zu schlafen, okay Maus?“
Pusteblume kichert.
Stille. Kurz.
Pusteblume: „Mama, wo ist der blaue Hase? Der von Oma. Der muss in mein Bett.“
Ich: „Der liegt hier neben dem Bett.“ (Gebe ihr den Hasen.)
Pusteblume: „Nein, ich möchte den Hasen nicht. Ich will Max (Puppe)!“
Ich gebe ihr Max. Sie redet etwa fünf Minuten mit Max. Den blauen Hasen habe ich unter mein Kinn geklemmt, als Kopfstütze quasi. Ich schließe meine Augen, in der Hoffnung, dass sie es mir gleichtut. Es ist ein paar Minuten ruhig.
Pusteblume (zieht mir den Hasen unterm Kinn weg) (flüstert): „Meiner, meiner, meiner, meiner, meiner, meiner, meiner, meiner, meiner, meiner, meiner, meiner, meiner…“
Ich ignoriere das schmunzelnd und lasse die Augen zu. Einige Sekunden später höre ich einen tiefen Atemzug und sie ist schließlich eingeschlafen. Ich bleibe noch ein paar Minuten neben ihr liegen und höre, wie sie ganz leise atmet. Dann decke ich sie noch einmal zu und schleiche mich aus dem Zimmer.
Schlaf gut, meine süße Quasselstrippe…