Heute vor 80 Jahren wurden in den USA das Ende der Prohibition gefeiert. Am 5. Dezember 1933 wurde das Experiment, erwachsenen Bürgern den Alkohol-Konsum zu verbieten, endgültig aufgegeben. Eine nicht zu unterschätzende Rolle dürfte dabei leeren Kassen des Staates gespielt haben, denn infolge der Wirtschaftskrise gab es kaum Einnahmen. Durch die nun wieder sprudelnden Steuern auf legal konsumierten Alkohol sollte das geändert werden – in den vergangenen dreizehn Jahren hatten sich nämlich nur die Gangsterbosse der Mafia am illegalen Geschäft mit der begehrten Ware dumm und dämlich verdient.
Zwar wurde ein Ziel der Prohibition durchaus erreicht – die Menschen tranken durchschnittlich weniger Alkohol und medizinische Statistiken belegen, dass es weniger Todesfälle durch Alkoholmissbrauch gab. Dazu muss man aber auch wissen, dass vor der Einführung des Alkoholverbots zumindest in Teilen der Bevölkerung wirklich unmäßig getrunken wurde, und eben nicht nur Bier und Wein, sondern harte Sachen. Ganze Familien wurden ins Elend gestürzt, weil der Familienvater regelmäßig den Lohn versoff und häusliche Gewalt war weit verbreitet – so verwundert es auch nicht, dass es in erster Linie eine Frauenbewegung war, die sich für ein Alkoholverbot einsetzte. Sowohl die Woman’s Christian Temperance Union als auch die Anti-Saloon League fanden schnell neue Anhängerinnen und konnten schon vor der Verabschiedung des 18. Zusatzartikel, der nach seiner Ratifizierung durch 36 Staaten im Januar 1920 inkraft trat, lokale Alkoholverbote in einigen Gemeinden durchsetzen.
Aufwind dürfte die Enthaltsamkeits-Bewegung auch durch eine zunehmende Deutschenfeindlichkeit infolge des ersten Weltkriegs erhalten haben. Das Brauwesen in den USA wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts von deutschen Einwanderern dominiert, bekannte Namen sind etwa Anheuser Busch in St. Louis oder Die Miller Brewing Company von Frederick Miller in Milwaukee. Den Deutschen konnte man mit der Prohibition prima das Geschäft vermasseln, zumal auch Bier und Wein auf der Liste der verbotenen Getränke standen, die bei ersten Überlegungen zu einem solchen Gesetz eigentlich ausgenommen werden sollten. Verboten wurden am Ende alle alkoholischen Getränke.
So richtig erfolgreich war das Alkoholverbot allerdings nicht – zwar sank der durchschnittliche Alkoholkonsum in der Bevölkerung nachweislich und wie schon geschildert nahmen auch Krankheiten und Todesfälle durch Alkoholkonsum ab. Wer sich aber betrinken wollte, fand dazu noch immer Gelegenheit, denn der Schwarzmarkt, Schmuggel und Schwarzbrennerei garantierten lukrative Geschäftsmodelle – die Kriminalität an sich nahm in der Prohibitionszeit rasant zu. Insbesondere das organisierte Verbrechen profitierte von der Schattenwirtschaft und erlangte nie dagewesenen Reichtum und Einfluss. Kriminelle wie Johnny Torrio, Al Capone oder Meyer Lansky gründeten kriminelle Imperien – das Staat rüstete zwar auf, war aber vergleichsweise machtlos. Der Aufstieg der Mafia und des organisierten Verbrechens ist zweifellos der folgenschwerste Fehlschlag der Prohibition. Denn das konnte man nicht mit einer entsprechenden Gesetzesinitiative einfach abschaffen. Flexibel, wie Geschäftsleute nun einmal sind, stiegen die Mafiosi einfach um – mit illegale Drogen, Waffen, Menschenhandel, Erpressung und so weiter sind sie bis heute sehr erfolgreich.
Aber was wäre die US-Filmindustrie ohne den Paten oder Tony Soprano?