Die Probleme der anderen

Von Juergenkanz @JuergenKanz

In dem heutigen Beitrag geht es einmal mehr um Kreativität, Innovation und Verbesserung, oder etwas präziser ausgedrückt, um eine beabsichtigte Problemlösung


In der Tat ist Problemlösung alles, was wir tun, und wir tun es im wesentlichen aus zwei Gründen: 
  1. Um unsere eigenen Bedürfnisse und Wünsche zu erfüllen, wobei denen allerdings allzu oft Probleme, Engpässe, etc. als große Hindernisse im Wege stehen, und
  2. die Bedürfnisse und Wünsche anderer zu befriedigen, um daraus z.B. Kapital zu schlagen, oder andere Ziele zu erreichen.
Für den Begriff Innovation gibt es viele Interpretationen. Im Rahmen dieses Beitrags bezeichne ich Innovation als die Identifikation von Chancen und deren unmittelbare Transformation in Produkte, Dienste und andere Leistungen. Dazu ein paar Beispiele:
  • Für den einen bietet ein Ansatz wie Six Sigma die Möglichkeit zur Qualitätsverbesserung und Kostensenkung.
  • Ein anderer möchte seine Prozesse stabilisieren und Verschwendung vermeiden. Er wird als Lösungsmöglichkeit dann vielleicht Lean heranziehen.
  • Nach teilweiser oder vollständiger Einführung der zuvor genannten Ansätze, sollein Wettbewerbsvorsprung durch eine hohe (Liefer-)Zuverlässigkeit, Geschwindigkeit und/oder Verfügbarkeit von Produkten erzielt werden. Stehen diese Aspekte im Vordergrund, dann sind meist Lösungen aus der TOC - Theory of Constraints oder Engpasstheorie gefragt.
  • Manche Unternehmen finden plötzlich die Gelegenheit in neue Märkte einzudringen, da es in einem Land eine Veränderung der Gesetzeslage gibt.
  • Chancen gibt es immer wieder, wenn unbefriedigte Kundenbedürfnisse durch Produke und oder Service befriedigt werden können.
  • Ein offensichtlich bestehender Engpass bei einem Kunden oder gar in einer Branche, für den Sie die passende Lösung anbieten können, garantiert das eigene unternehmerische Wachstum.
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Photo Credit, David Niblack, Imagebase.net

Bei der Innovation, gemäß der oben beschriebenen Definition, geht es meistens  um die Identifikation von Verbesserungsmöglichkeiten einer bestehenden Situation, bzw. eines existierenden Problems. Häufig genug sind es jedoch die einfachen Lösungen, die trotz aller bekannten Methoden und Werkzeuge nur schwer zu erzielen sind.
Dies ist übrigens einer der wesentlichen Aspekte, warum ich mich so intensiv mit der Engpasstheorie nach Goldratt beschäftige. Aus der Anwendung der TOC-Denkprozesse sind verblüffend gute, aber auch einfache Anwendungslösungen für das Management von Projekten, Produktion und Lieferketten (Supply Chains) entstanden [1]. Eli Goldratt sagte einst über diese Lösungen, dass sie auf nichts anderem beruhen als auf dem "gesunden Menschenverstand" .
Nachfolgend ein paar Impulse, die Ihnen helfen sollen Chancen auf eigene Problemlösungen zu finden

  • Stets Ausschau nach Problemen, Engpässen, etc. halten
    Eine der Lektionen von KAIZEN ist das ständige Ausschauhalten nach Problemen. Ein Problem richtig zu erkennen, bietet die Chance schneller und besser auf eine Herausforderung zu reagieren. Dabei ist es zunächst unerheblich, ob es sich um interne oder externe Probleme handelt.
    Problemsucher wissen, dass man beinahe alles verbessern kann: seien es Qualität, Service, Preis, Verpackung, Versand, Vermarktung, technische Funktionen oder Werbung für ein Produkt oder Programm. Man kann etwas vielleicht größer oder kleiner gestalten, langsamer oder schneller ablaufen lassen, aber irgendwie, auf die eine oder andere Art und Weise, lässt sich alles verbessern.

  • Nicht an den Symptomen arbeiten
    Sehr häufig werden Symptome oder unerwünschte Effekte kommuniziert, die meist nur verdeckt auf wirkliche Schwierigkeiten hindeuten. Auf diese Effekte kann der Innovator reagieren, doch läuft er Gefahr, dass er am nächsten Tag mit einem weiteren (anderen) Symptom konfrontiert wird. Besser ist es, tiefer einzusteigen und zu versuchen das eigentliche Kernproblem oder den tieferliegenden Konflikt aufzuspüren. Eine Lösung auf dieser Ebene bietet sehr viel weitreichendere Möglichkeiten und führt dazu, dass bei Lösung des Kernproblems meist alle zuvor genannten Symptome und negativen Effekte von allein veschwinden.

    Bekannte theoretische Methoden sind die 5-Why Fragetechnik sowie die 6M-Methode (Ishikawa). Diese Methoden leiden aber in der praktischen Anwendung oft unter der Einschränkung, komplexe Probleme nur unzureichend zu betrachten. So ist es z.B. unmöglich, kombinierte Root Causes zu identifizieren. Dies ist aber auch kein Wunder, denn keine der beiden Methoden basiert auf einem Systemansatz.
    Anders verhält es sich beim Einsatz der TOC-Denkwerkzeuge, um dem Kernproblem auf die Spur zu kommen. Die Engpasstheorie basiert auf dem Denken in Systemen.

  • Das Problem genau beschreiben
    Eine genaue Problembeschreibung kann bereits den Weg zur Lösung beinhalten. Sehr wichtig sind auch die (falschen) Annahmen,scheinbare Widersprüche, oder Konflikte, die einer kreativen Problemlösung momentan im Wege stehen. Dem geht allerdings der vorherige Schritt voraus, denn es geht um die Kernproblembeschreibung und nicht um die detaillierte Beschreibung aller Symptome. Der TOC begeisterte Problemlöser nutzt hierzu üblicherweise den Gegenwartsbaum und die Konfliktwolke aus den Denkprozessen zur Beschreibung und Analyse

  • Reformation der Antworten
    Eine einmal getroffene Entscheidung, gewählte Methode, oder gefundene Lösung, muss nicht für die Ewigkeit gelten. Alles sollte immer wieder auf den Prüfstand. Ändern sich Sichtweisen, oder aber wesentliche Veränderungen im Umfeld, dann gibt es womöglich auch neue Antworten auf alte Probleme oder gewählte Strategien.
    Fordern Sie daher ihre Annahmen und Paradigmen immer wieder heraus. Diese können, müssen aber nicht, mehr richtig sein. Das "No-Free-Lunch-Theoreme" von William Dembski lehrt uns, dass die inhaltlichen Fragen zählen. Methoden bzw. Heuristiken die zu einer Zeit oder in einem speziellen Umfeld hervorragend funktioniert haben, können in anderen Zeitphasen oder Umgebungen scheitern.
    Ein Beispiel dazu: Jim Collins ist erfolgreicher Autor des Bestsellers "Good to Great" [2]. Sein Buch gibt es zwischenzeitlich auch in deutscher Sprache unter dem Titel " Der Weg zu den Besten: Die sieben Management-Prinzipien für dauerhaften Unternehmenserfolg" [3].
    Im Jahr 2001 begannen elf Firmen in den USA zeitgleich mit der Umsetzung seinerPrinzipien, und es nur fair heute nach den Ergebnissen zu fragen

    Die sicherlich guten Management-Prinzipien von Collins, haben bei der Mehrzahl der beteiligtenUnternehmen zu keinem signifikanten Wachstum geführt - im Gegenteil. Lediglich ein Unternehmen konnte seinen Wert um den Faktor 4 vergrößern.  Was 2001 also noch als bestmögliche Strategie galt, ist neun Jahre später nicht mehr erfolgsträchtig.


  • Die neuesten Trends kennen
    Ob als Unternehmen oder als Einzelperson, aktuelle Trends auch in fremden Branchen zu beobachten ist sehr wichtig. In anderen Bereichen gefundene Problemlösungen können auch in der eigenen Domäne anwendbar sein. Diese Gelegenheiten sollten Sie sich nicht entgehen lassen, denn nur selten muss das Rad wirklich neu erfunden werden.

  • Den Anderen zur eigenen Verbesserung nutzen
    Eine Gemeinsamkeit von Unternehmen und anderen Organisationen ist der Werbeslogan "...bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt...". Gemeint ist damit der Kunde,bzw. die mit einer Organisation in irgendeiner Form in Beziehung stehende Person. Aber ist das wirklich so? Wieviele Unternehmen schätzen wirklich den Wert eines Kundenfeedbacks? Wieviele Organisationen würdigen wirklich Äußerungen zu Problemen oder der Benennung von Verbesserungspotentialen? Ich sehe hier noch brachliegende Möglichkeiten für Organisationen.


Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Suche nach neuen Chancen
Ihr
Jürgen Kanz
www.juergen-kanz.de
Quellen:
[1] Theory of Constraints - Ein DO-IT-YOURSELF Baukasten für Kleine und Mittlere Unternehmen (KMU) - PROJEKTE, PRODUKTION, LIEFERKETTEN, Athavale & Kanz, 2012 & 2013, Leanpub.com
[2] Good to Great: Why Some Companies Make the Leap...And Others Don't, Jim Collins,
ISBN-10: 0066620996

[3]Der Weg zu den Besten: Die sieben Management-Prinzipien für dauerhaften Unternehmenserfolg, Jim Collins, ISBN-10: 3423340398