Die Praxis der 7 Zweige

Von Rangdroldorje

Durch die Praxis der Sieben Zweige (tib., yang lag bdun) erfolgt eine sehr kraftvolle Bereinigung und Verdienstansammlung. Daher wird sie im Mahayana immer wieder praktiziert und stellt nach der Zufluchtnahme und dem Entwickeln des Erleuchtungsgeistes die Praxis des Ansammelns dar.
Wie ihr Name schon besagt, besteht sie aus vier Abschnitten, die kürzer oder länger ausformuliert sein können. Im „König der Wunschgebete – Samantabhadras Streben der guten Taten“, das aus dem Avatamsaka-Sutra stammt, werden diese wie folgt benannt:

1) Verbeugungen;
2) Opferungen;
3) Bekennen;
4) Erfreuen;
5) Erbitten;
6) Ersuchen und
7) Widmen.

Nach der Verehrung Manjurshris beginnt der „König der Wunschgebete“ mit den sieben Grundlagen zum Reinigen des Geistes. Jeder dieser Teile hat seine bereinigende Kraft als Gegenmittel gegen Geistesgifte. Verbeugungen wirken gegen Stolz, das Darbringen von Opfergaben wirkt gegen Geiz, das Bekennen der eigenen Übeltaten wirkt gegen Hass, das Erfreuen an den heilsamen Taten anderer wirkt gegen Missgunst, das Erbitten das Dharma-Rad zu drehen wirkt gegen Unwissenheit, das Ersuchen, nicht ins Parinirvana einzutreten, wirkt gegen falsche Ansichten und das Widmen des Verdienstes ist das Gegenmittel gegen Zweifel.

Verbeugungen

Allen Buddhas, den Löwen unter den Menschen, die sich in allen Richtungen und den drei Zeiten befinden, bezeuge ich mit jedem einzelnen Teilchen meines Körpers meine Verehrung und Körper, Rede und Geist sind voller Hingabe.
Durch die Macht dieses Gebetes, dass ein Streben nach guten Taten ist, erscheinen alle Siegreichen ganz lebhaft in meinem Geist. Ich vervielfältige meinen Körper so oft wie es Teilchen im Universum gibt. Mit jedem einzelnen verbeuge ich mich vor allen Buddhas.

Opfergaben

In jedem Teilchen weilen so viele Buddhas wie es Teilchen gibt und um sie herum alle ihre Erben und ich stelle mir nun vor, dass alle Siegreichen den gesamten Raum der letztendlichen Wirklichkeit vollständig anfüllen.
Mit einem endlosen Ozean des Lobpreises, mit Klängen eines Ozeans an verschiedensten Melodien begrüße ich sie und besinge die edlen Eigenschaften der Buddhas und preise all jene, die zur vollkommenen Glückseligkeit gelangt sind.
Jedem einzelnen Buddha bringe ich als Opfergaben die lieblichsten Blumen, die schönsten Kränze, Musik und duftende Salben, die besten Sonnenschirme, hellsten Butterlampen und das beste Räucherwerk dar.
Jedem einzelnen Buddha bringe ich als Opfergaben erlesene Kleidung und die besten Wohlgerüche, dar sowie Haufen aus Räucherwerk, so groß wie der Berg Meru, wohlangeordnet in perfekter Ausrichtung.
Die unermesslich großen und weitreichenden Opfergaben werden diesen Siegreichen immer wieder und wieder aus Hingabe und von meinem Vertrauen in die guten Taten motiviert dargebracht. Vor jedem einzeln Siegreichen verneige ich mich und bringe Opfergaben dar.

Bekennen

Unter dem Einfluss von Begierde, Hass und Täuschung habe ich mit Körper, Rede und Geist alle möglichen negativen Taten begangen. Jede einzelne dieser bekenne und bereinige ich.

Erfreuen

An den heilsamen Taten der Siegreichen, Bodhisattvas, der Pratyekabuddhas, jener in Schulung der Arhats jenseits der Schulung und der Lebewesen im gesamten Universum erfreue ich mich aus ganzem Herzen.

Erbitten

Euch, die wie ein Leuchtfeuer seid, deren Licht in alle Welten strahlt, die die Stufen der Erleuchtung durchlaufen, die Buddhaschaft erlangt haben und frei von Anhaftung sind, all Ihr Beschützer, ich bitte Euch, dreht das unvergleichliche Dharma-Rad.

Ersuchen

Bitte geht nicht ein in den Zustand völligen Friedens [Nirvana], sondern bleibt weiterhin zum Wohle aller Wesen und bewirkt ihr Wohlergehen und Glück immer wieder für so viele Zeitalter, wie es Teilchen im Universum gibt. So bitte ich Euch mit gefalteten Händen darum!

Widmen

Verbeugen, Darbringen, Bekennen, Erfreuen, Erbitten und Ersuchen – wie gering das Heilsame auch sein mag, ich widme dies alles der Erleuchtung.

Durch diese Praxis werden die Ursachen für diesen Pfad der Bodhisattvas zur Erleuchtung gesetzt. Der Pfad wird als „König der Wunschgebete“ genannt, da er die „vortrefflichen Aktivitäten der Edlen“ beschreibt. Nachdem es sich um eine Praxis des Sutrayana handelt, wird hier die Stufenpraxis des Ansammelns und Reinigens ausgeführt.
Anschließend werden im Hauptteil des Gebetes die Einzelheiten des Pfades in allen Einzelheiten beschrieben. Dann kommt die Erklärung der Vorzüge und Qualitäten mit dem Abschluss. Aber dazu ein anderes Mal.