Europa tauchte lange Zeit auf der Liste meiner Traumreiseziele nicht auf. Mich zog es mehr in die Ferne. Das hat sich aber vor einigen Monate geändert, und auf meiner imaginären Liste standen seitdem die griechischen Inseln Zakynthos und Santorini, sowie die kroatischen Nationalparks Krka und Plitvicer Seen. Letztere beide Wünsche erfüllten mein Mann und ich uns im Spätsommer. Mit dem Auto fuhren wir nach Kroatien, und besuchten die beiden eindrucksvollen Parks. Über Krka hatte ich Euch bereits berichtet, meine Tipps und Fotos sowie viele Antworten auf gängige Fragen zum Nationalpark Plitvicer Seen folgen jetzt.
Wie kommt man zu den Plitvicer Seen?
Kroatien und die Plitvicer Seen kann man von Deutschland aus gut mit dem Auto erreichen. Aus meiner Heimat Unterfranken fährt man bis zu den Seen ungefähr 900 Kilometer. Bis auf das letzte Stück der Strecke in Kroatien und einen Abschnitt von wenigen Kilometern in Slowenien (der je nach Startort in Deutschland eventuell auf der Route liegt) kann man die Fahrt bequem auf der Autobahn zurücklegen. Denkt daran, Euch möglichst noch vor der Grenze die Vignetten für Österreich und Slowenien zu besorgen. Wir haben sie an einer Raststätte vor der deutsch-österreichischen Grenze für beide Länder gekauft. In Österreich und Kroatien sind manche Strecken mautpflichtig. In Österreich wird die Maut für die betroffenen Tunnel im Voraus kassiert, in Kroatien zieht man beim Auffahren auf die Autobahn ein Ticket an einer Mautstation, und gibt dieses beim Abfahren ab. Der Mautbetrag richtet sich nach der auf der Autobahn zurückgelegten Strecke.
Am einfachsten ist es, wenn Ihr den Ort Plitvice ansteuert, falls Euer Navi den Nationalpark nicht findet, oder falls Ihr eine Karte benutzt und Euch unschlüssig seid, wo der Eingang des Nationalparks liegt. In Plitvice ist es unmöglich, die beiden Eingänge zu den Seen zu verfehlen. Wer lieber mit dem Flugzeug anreisen möchte, hat direkt drei Flughäfen zur Auswahl, die alle fast gleich weit von den Seen entfernt sind: Zagreb, Zadar und Rijeka. Alle drei Flughäfen sind zwischen 140 und 180 Kilometer vom Nationalpark Plitvicer Seen entfernt, und die Strecke lässt sich einfach per Mietwagen oder auch Bus zurücklegen. An den beiden Eingängen der Nationalparks, die sechs Kilometer voneinander entfernt liegen, stehen ausreichend kostenpflichtige Parkplätze zur Verfügung.
Welche Ausrüstung ist empfehlenswert?
Die Wanderwege des Nationalparks sind sehr gut begehbar. Wanderschuhe sind auf keinen Fall nötig. Schuhe mit Profil bieten sich an, da es auf den Stegen manchmal etwas rutschig sein kann. Normale Turnschuhe reichen zum Wandern im Nationalpark auf jeden Fall aus. Ich selbst bin in dieser Hinsicht immer etwas verrückt, und es hat mittlerweile nahezu Tradition, dass ich bevorzugt mit meinen Flip Flops Wanderungen und Touren unternehme (siehe auch hier). Eigentlich hatte ich mir in den Tagen vor dem Besuch des Nationalparks fest vorgenommen, meine Laufschuhe zu tragen. Am Morgen der Tour war es aber bereits so warm, dass ich mich wie magisch zu meinen Flip Flops hingezogen fühlte, und diese dann tatsächlich trug. Sie sind dank der Sohle aus einer Yogamatte und des leichten Profils aber irre bequem und ich laufe in ihnen an heißen Tagen lieber als in Turnschuhen, sodass ich sie auch liebevoll „meine Wander-Flip-Flops“ nenne (hier gibt es sie). Tatsächlich war ich im Park nicht die Einzige, die mit offenen Schuhen unterwegs war.
Wichtig ist es, ausreichend Verpflegung im Gepäck zu haben. Je nachdem, welche Wanderwege man geht, kann es passieren, dass man für lange Zeit an keinem der wenigen Kiosks vorbeikommt. Diese befinden sich eher im Eingangs- bzw. Ausgangsbereich, und dort kommt man oft für viele Stunden nicht vorbei. Unbedingt zur Ausrüstung sollte eine Kamera, oder zumindest ein Smartphone gehören, weil die Landschaft so atemberaubend schön ist, dass man um den einen oder anderen Schnappschuss einfach nicht herumkommt.
Wie lange brauche ich zur Besichtigung des Parks?
Das hängt ganz davon ab, wie viel man von den Plitvicer Seen sehen möchte, und wie weit man wandern möchte. Der Nationalpark unterteilt sich in die oberen und die unteren Seen. Es gibt im Park verschiedene Wanderwege, die alle mit Buchstaben markiert sind. Oft überschneiden sich die Wege auch. Der längste Wanderweg nimmt sechs bis acht Stunden Zeit in Anspruch. Dabei sieht man sowohl die oberen als auch die unteren Seen. Für die beiden kürzesten Wege benötigt man zwei bis drei Stunden. Bitte beachtet bei der angegebenen Dauer für die Strecken um die reine Laufzeit handelt. Da Ihr sicherlich Pausen zum Fotografieren und Staunen machen werdet, solltet Ihr Euch lieber etwas mehr Zeit einplanen. Da es verschiedene Wanderwege gibt, kann man auch problemlos mehrere Tage im Nationalpark Plitvicer Seen verbringen. Den meisten Besuchern reichen aber erfahrungsgemäß ein bis zwei Tage.
Mein Tipp: Ich kann Euch empfehlen, den Park bereits vormittags und bis zum frühen Nachmittag zu besuchen, da zu dieser Zeit die Sonne wunderschön auf das Wasser strahlt, und es so in allen Blautönen leuchten lässt. Am späten Nachmittag verschwindet die Sonne langsam hinter den Bergen, und nimmt den Seen die helle, strahlende Farbe.
Wie finde ich mich im Park zurecht?
Die Wanderwege tragen die Buchstaben A bis K, wobei G und K in G1 und G2 sowie K1 und K2 untergliedert sind. An jeder Weggabelung sind Hinweisschilder angebracht, welche die Richtungen der einzelnen Wanderwege angeben. An den Eingängen sowie an manchen Knotenpunkten finden sich außerdem Karten der kompletten Seen, auf denen alle Strecken eingezeichnet sind. Eine detaillierte Übersicht zu den Wanderwegen mit Karten gibt es auf dieser meiner Meinung nach sehr hilfreichen Webseite. Die Orientierung im Park war für uns dank der Beschilderung sehr einfach und selbsterklärend. Folgendes Vorgehen kann ich Euch empfehlen: Sucht Euch vorab auf einer der großen Karten einen Wanderweg aus, die dort eingezeichnet sind und deren Dauer angegeben ist, und haltet Euch an jeder Gabelung fortan fest an diesen Buchstaben.
Mein Tipp: Sucht Euch einen Rundweg, der am Veliki Slap, dem größten und berühmtesten Wasserfall der Plitvicer Seen vorbeiführt. Er befindet sich an den unteren Seen, und man kommt so nah an ihn ran, dass man beim Beobachten der rauschenden Massen sogar ein paar Spritzer Wasser abbekommt.
Wo kann man übernachten?
Rund um den Nationalpark gibt es unzählige Hotels, Ferienwohnungen und Gasthäuser, in denen man sich zur Besichtigung der Plitvicer Seen einquartieren kann. Auch innerhalb der Grenzen des Nationalpark liegen mehrere Hotels. Die Unterkünfte im Umkreis befinden sich nicht in unmittelbarer Nähe der Eingänge, sondern mindestens eineinhalb Kilometer von diesen entfernt. Ebenso gibt es zwei Campingplätze an den Seen. Die Unterkünfte im Nationalpark und rundherum sind keine großen Hotelanlagen und Resorts, sondern Landhäuser, die sich perfekt in die idyllische Natur fügen, und wenige Zimmer in gemütlicher Atmosphäre haben.
Mein Hoteltipp: Zugegeben, es ist etwas subjektiv, einen Hoteltipp abzugeben, wenn man vor Ort nur in einer einzigen Unterkunft genächtigt hat. Da wir von dieser aber von vorne bis hinten begeistert waren, gebe ich Euch den Tipp trotzdem. Wir verbrachten während unseres Besuchs der Plitvicer Seen eine Nacht im Plitvice Miric Inn. Das kleine Hotel liegt zwei Kilometer vom Eingang 2 des Nationalparks entfernt, und wenn ich mich an diese wunderschöne, zuckersüße Unterkunft zurückerinnere, werde ich richtig wehmütig, dass wir dort nur eine Nacht verbrachten.
Die familiengeführte Pension sieht aus wie aus dem Bilderbuch: Sie liegt am Hang, inmitten von grünen Wiesen, vor dem Eingang stehen Hollywoodschaukeln, und bunte Blumen säumen den Weg hinein ins kroatische Landhaus. Während unseres Aufenthalts im Plitivice Miric Inn haben wir Gäste aus Asien, Nordamerika, Australien und Europa getroffen. Zurecht ist die Unterkunft bei Gästen aus aller Welt berühmt. Unser kleines Zimmer war so urgemütlich, dass ich schon beim Einzug traurig war, am nächsten Tag wieder ausziehen zu müssen. Die Familie Miric war so freundlich und herzlich, dass man eher das Gefühl hatte, bei Verwandten zu Gast zu sein, als in einem Hotel.
Am Abend entschieden wir uns dafür, in der Pension zu essen. Das war eine der besten Entscheidungen dieser Reise. Das Abendessen kostete 20 Euro pro Person, und beinhaltete einen Salat und einen riesigen Topf Suppe vorweg (jeder von uns hatte zwei bis drei Teller, und wir waren eigentlich danach schon fast satt), ein riesengroßes, wahnsinnig leckeres Hauptgericht, und selbstgebackenen Kuchen zum Schluss. Zudem gab es so viel selbstgebrannten Schnaps wie man trinken konnte. Wir saßen bei unserem Abendessen draußen auf der überdachten Restaurantterrasse bei Kerzenschein, lauschten der Livemusik, genossen das fantastische Essen, und erlebten einen dieser Momente, in denen einfach alles stimmt.
Wenn wir irgendwann nochmal an die Plitvicer Seen reisen, möchte ich gerne wieder in genau dieser urgemütlichen Pension übernachten, nochmal auf der Restaurantterrasse des Landhauses essen, und mir bestenfalls noch eine zweite Portion für den nächsten Tag einpacken lassen. Wenn Ihr nach Kroatien reist und gerne in der Nähe des Nationalparks übernachten möchtet, kann ich Euch das Plitvice Miric Inn von ganzem Herzen empfehlen.
Was kosten die Plitvicer Seen?
Die Höhe des Parkeintritts ist abhängig von der Saison. 2015 zahlte man in der Hauptsaison von Juli bis August als Erwachsener 180 Kuna (ca. 24 Euro) für einen Tag und 280 Kuna (ca. 37 Euro) für zwei Tage. Von April bis Juni und von September bis Oktober zahlt man 110 Kuna (ca. 14 Euro), wenn man einen Tag im Park bleibt, und 180 Kuna (ca. 24 Euro), wenn man zwei bleibt. In der Nebensaison von Januar bis März und von November bis Dezember werden 55 Kuna (ca. 7 Euro) bzw. 90 Kuna (ca. 12 Euro) fällig, in dieser Zeit fahren aber das Elektroboot und der Panoramazug nicht, die sonst im Preis inklusive sind, und die Wanderwege verbinden sowie besondere Aussichten ermöglichen.
Die Parkplätze an den Eingängen kosten 7 Kuna (einen knappen Euro) pro Stunde. Für Wohnwagen etc. gelten andere Preise. Falls man nicht genügend Proviant dabei hat, kann man sich im Park zu vernünftigen und nicht überzogenen Preisen verpflegen. Auch Führungen durch den Nationalpark kann man buchen, für die aber nach meinem persönlichen Empfinden keine echte Notwendigkeit besteht. Da die Plitvicer Seen ein Touristenmagnet sind, haben die Unterkünfte im Umkreis ihren Preis. Für die Hotels und Pensionen zahlt man zwar keine Unsummen, sie sind – gerade für kroatische Verhältnisse und gemessen an der Größe und Ausstattung – aber auch keine Schnäppchen. In der Hauptsaison bewegen sich die Preise für Unterkünfte in der Nähe meist zwischen 80 und 150 Euro pro Nacht und Zimmer. Die Lage und einmalige Atmosphäre ist aber in meinen Augen jeden Cent wert.
Die Plitvicer Seen gehören zu den schönsten und eindrucksvollsten Sehenswürdigkeiten Europas. Sie sind zu jeder Jahreszeit gleichermaßen faszinierend. Im Frühling erstrahlen die Bäume im Nationalpark in sattem Grün, im Sommer leuchten die Seen gebadet im Sonnenlicht in allen Blautönen, im Herbst sorgen die bunten Blätter in Kombination mit dem satten Blau des Wassers für viel Farbe, und im Winter, wenn es geschneit hat und die Wasserfälle teilweise gefroren sind, erscheinen die Plitvicer Seen, als wären sie nicht von dieser Welt. Nachdem wir uns die Seen diesmal im strahlenden Sonnenschein angesehen haben, und die Schönheit kaum fassen konnten, werden wir uns in einigen Jahren hoffentlich das Spektakel im Winter betrachten.
Zu der Übernachtung wurden wir vom Plitvice Miric Inn eingeladen. Die geschilderte Meinung ist wie immer meine eigene, und wir bedanken uns herzlich für die Gastfreundschaft.