Die #Pforte - #Tür zu deinem Herzen? 2/2

Aber die Pforte sagt noch mehr. Gib einmal acht, wenn du hindurchgehst, unwillkürlich hebst du Kopf und Augen. Der Blick steigt empor und weitet sich in den Raum; die Brust tut sich auf, es wird groß in der Seele. Der hohe Kirchenraum ist das Gleichnis der unendlichen Ewigkeit, des Himmels, darinnen Gott wohnt. Wohl sind die Berge non höher, unmeßbar die blaue Weite draußen. Doch alles ist offen, keine Grenze darin und jene Gestalt. Hier aber ist der Raum für Gott ausgesondert. Für ihn geformt, heilig durchbildet. Wir fühlen in die ragenden Pfeiler hinauf, in die breiten, starken Wände, in die hohe Wölbung: Ja, das ist Gottes Haus, Gottes Wohnung in einer besonderen innerlichen Weise.
Und die Pforte führt den Menschen in die Geheimnis. Sie sagt: „Wirf des Kleine ab, fort mit allem, was eng und ängstlich ist. Weg mit allem Niederdrückenden. Weit die Brust. Hinauf die Augen. Frei die Seele! Gottes Tempel ist dies, und ein Gleichnis von dir selbst. Denn Gottes lebendiger Tempel bist du ja, dein Leib und deine Seele. Mach ihn weit, mach ihn frei und hoch!“
„Hebet euch, ihr Tore! Tut euch von einander, ihr ewigen Pforten, daß der König der Herrlichkeit einziehe!“ ruft es in der Schrift.
Höre du den Ruf. Was hilft dir das Haus von Holz und Stein, wenn du nicht selbst lebendiges haus Gottes bist? Was hilft es dir, wenn die Tore sich hoch wölben, und schwere Flügel sich von einander tun, aber drinnen in dir öffnet sich keine Pforte, und der König der Herrlichkeit kann nicht einziehen? (Von heiligen Zeichen; Romano Guardini 1927)