Und jetzt schnell nach Hause!
Unlängst schrieb ich über „die perfekte erste Nachricht beim Online-Dating“, es gibt dazu auch ein Video auf YouTube. Danach berichtete ich meiner Kollegin davon, die sehr begeistert reagierte. Ganz aufgeregt wollte sie sofort das Video ansehen und den Text lesen – das kam mir schon etwas komisch vor, ich hatte gar nicht gewusst, dass sie offenbar so aktiv Online-Dating betreibt. Dann war sie jedoch verdächtig still, scrollte verzweifelt auf der YouTube-Kanalseite auf und ab und fragte irgendwann: „Und wo ist jetzt das Video zur perfekten ersten Nacht?“.
Tja, ein kleiner Verhörer, tut mir leid. Doch es scheint ein Thema von Interesse zu sein – also lohnen sich ein paar Gedanken dazu.
Zunächst: Gibt es eine perfekte erste Nacht? Ich glaube: Nein. Erste gemeinsame Nächte sind voller Schwierigkeiten, unangenehm-halbpeinlicher Situationen und Unsicherheiten. Volltrunkene One-Night-Stands seien hier nun mal ausgenommen, es geht eher um bewusst gemeinsam verbrachte Übernachtungen. Auch ohne Sex. Perfekt kann da erst mal gar nichts sein – daher gehe ich am liebsten irgendwann nach Hause. Um Fragen zu entgehen wie: Wo und wie ziehe ich mich jetzt aus oder um? Wie dünn sind die Wände zum Bad? Wer liegt wie wo und sagen wir uns jetzt „Gute Nacht“? Oder ich schlage vor, dass man doch die ganze Nacht wach bleiben könnte und sich unterhalten. Mit manchen Männern geht das. Und dann funktionieren auch die nächsten Nächte.
Die, mit denen es nicht geht, lesen wohl auch, was man so findet, wenn man „erste gemeinsame Nacht“ googelt. Nämlich nur 08/15-Ratschläge wie: Man solle Kerzen und Blumen besorgen (auch weil beides „unangenehme Gerüche“ überdecke), Satinbettwäsche, weil Frauen das mögen würden. Solche Dinge.
Zu allem kann ich erneut Nein sagen – Rosen und Seidenbettwäsche sind eine billige Imitation von TV-Romantik, die uns alle unter Druck setzt und nichts für entspannte Stimmung tut. Stattdessen – und bessere Tipps gibt es leider nicht – hilft ein bisschen Alkohol, die späte Stunde, gemütliches und schmeichelhaftes Licht, ein Sofa, auf dem beide genug Platz haben, man sich aber auch bequem nah kommen kann, ein voller Magen (ein leerer würde komische Geräusche machen) und ein ordentliches Fernsehprogramm. Serien sind gut, weil, so belegen Studien, die fiktiven Protagonisten wie ein gemeinsamer Freundeskreis funktionieren und für Verbundenheit sorgen. Für den Rest brauchen wir das Zaubermittel ZsaZsaZsu, erste Berührungen und – mehr Nächte.
Gute Nacht!