Die päpstliche Queen und die geistige Verwirrung der Briten

Von Nu
Nelson Jones machte vor kurzem in einem Kommentar im "New Statesman" auf einen interessanten Zustand des britischen Gottesbewusstseins aufmerksam. Für Briten scheint es unverständlich zu sein, dass man in Amerika ständig den Allmächtigen anruft, damit er Amerika segne (God Bless America). Des damaligen amerikanischen Präsidenten G.W. Bush treuester Pudel in Europa, der ehemalige britische Ministerpräsident Tony Blair, hatte in seinem Nachahmungseifer versucht, auch sein Land in die Gunst des Allmächtigen zu stellen und er rief zum Entsetzen seines Volkes die Worte "God  Bless Britain" aus. Im Land brach daraufhin das blanke Entsetzen aus. Nelson Jones schilderte des betretene Schweigen, das nach diesem Spruch herrschte: "Kommittees wurden einberufen, die politischen Helfer fühlten sich ungemütlich und guckten auf ihre Schuhspitzen, ein mürrischer Beamter erinnerte Blair in einem missbilligenden Ton daran, dass "dies nicht Amerika ist". Nach Jones ist das weniger Ausdruck dessen, dass die Amerikaner religiöser sind wie die Briten, sondern eher die Tatsache einer anderen Kultur und Geschichte. "Gott wurde in Britannien normalerweise nicht angerufen, um die Nation segnen zu lassen. Eher war es in der Tradition so, dass er gebraucht wurde, um die Königin zu schützen (God Save the Queen).
Hätte Blair sich an diese Tradition gehalten, hätte er sich bei seinen Landsleuten nicht lächerlich gemacht. Das hätten sie ihm gerade noch abgenommen, auch wenn er damit in den Geruch eines Chauvinisten und etwas altmodischen Menschen gekommen wäre. Sogar in Großbritannien ist dieser gläubige Nationalismus etwas aus der Zeit. Aber eins ist klar, während in den USA das Land gesegnet werden soll, ist es in Großbritannien der Monarch. Genauso werden in Großbritannien die Kriminellen im Namen der Königin eingesperrt, während es in den USA im Namen des Landes geschieht. Irgendwie sind die Briten verglichen mit den US-Amerikanern nicht patriotisch genug. Großbritannien hat keinen Nationalfeiertag, zu Ausbrüchen des Patriotismus kommt es eher mal zufällig wie jetzt, wenn die Königin das Jubiläum ihrer Thronbesteigung feiert, einer aus ihrer Familie heiratet oder die englische Nationalmannschaft die Weltmeisterschaft gewinnt.Für die Briten verkommt der ganze Kirchenpomp, in dem die Königin den englischen Papst spielen darf, immer mehr zur Folklore. Deshalb hängt das Volk daran, weil ihm dafür im tristen Alltag wieder einmal ein ablenkendes Spektaktel geboten wird.
Aber wenigsten gibt es im religiösen Bereich noch die britische Eigenheit, dass die englische Königin den Titel "Verteidiger des Glaubens" (Defender of Faith). Während sich der amerikanische Präsident als oberster Priester der Nation gebärt, steht bei den Briten Gott genauso wie die Königin über der Politik. Wenn ein Premierminister also plötzlich ihn anruft, dann maßt er sich etwas an, was nicht zu seinem Kompetenzbereich gehört. Nur die Königin ist ermächtigt "Gott zu tun", so wie sie das des Öfteren tut wie zum Beispiel in den Weihnachtsansprachen. 80% der Briten sollen damit einverstanden sein, dass sich die Königin so "gottnah" benimmt. Nur einige Stänkerer aus dem säkularen Bereich sind der Ansicht, dass das enge Bündnis der Königin mit Gott, atheistische Bürger und Bürgerinnen ins Abseits stellt. Dabei sind die Briten nur schwach religiös. Sie glauben an etwas,regen sich aber nicht dafür. Für die Meisten ist Glaube auch eine private Angelegenheit.
"Die Verteidigung des Glaubens" hat eher einen perversen Hintergrund. Er wurde dem englischen König Heinrich VIII noch verliehen als er noch im Bund mit dem Papst stand und gegen den Reformer Luther wetterte. Danach verkrachte er sich mit dem Papst, gründete eine Kirche nach seinem Geschmack und nahm sich das Recht weiterhin der "Verteidiger des Glaubens" zu sein und damit meint er natürlich des "rechten" Glaubens. Das sieht der Unfehlbare in Rom aber anders.
Siehe auch:
Londoner Monarchie-Jubelorgien dank willfähriger Medien
Informationsquelle:
God, the Queen and Tony Blair - New Statesman