Es ist wieder so weit. Zum 84. Mal werden am kommenden Sonntag in Los Angeles die begehrten goldenen Trophäen verliehen und die Creme de la Creme der amerikanischen Filmindustrie wird aufgetakelt und gut gelaunt über den roten Teppich flanieren. Insgesamt scheinen die Acadamy Awards einen Teil ihrer Bedeutung eingebüßt zu haben. Das Interesse scheint zum einen verflogen zu sein und die Show wird von Jahr zu Jahr lahmer. Letztes Jahr wurde mehr über die Garderobe von Anne Hatheway und die dümmlichen Witze von James Franco diskutiert, als über die auszuzeichnenden Filme.
Die Oscars stehen zum anderen längst nicht mehr nur für Qualität in Filmen. Oft werden Filme nicht honoriert, die für die Amerikaner unbequeme Themen abhandeln. Oft ist die Verleihung selbst eine Hollywood Schnulze. Das ganze entbehrt nicht einer gewissen Vorhersehbarkeit. Zum Beispiel war vollkommen klar, dass Heath Ledger im Jahr 2009 den Oscar für die beste Nebenrolle in „The Dark Knight“ posthum erhält. Einfach, weil die ganze Klischeekiste so herrlich hollywoodlike war. Der sympathische Nachwuchsschauspieler, der in einem Batmanfilm die Herausforderung seiner Karriere findet, stirbt wegen des Stresses und der seelischen Nachwirkungen der Dreharbeiten. Huch! Plötzlich merken alle, was für ein fantastischer Schauspieler er ist. Leider werden einige andere Schauspieler übersehen, die in der selben Saison mindestens genau so gut gespielt haben, ohne dabei drauf zu gehen. Josh Brolin hätte als Lebender wesentlich mehr mit der Auszeichnung anfangen können.
Egal. Das ist lange her und nach der Oscar-Verleihung ist vor der Oscar-Verleihung. Soll heißen, wir fiebern trotzdem dem kommenden Sonntag entgegen und um das Fiebern zu verstärken, schaue ich heute mal, was uns denn alles erwartet, wenn wir uns schon die Nacht um die Ohren schlagen.
Unter dem Sternenhimmel der wichtigsten Hochburg der amerikanischen Filmszene, wird die 84. Oscar-Verleihung in diesem Jahr von Billy Crystal moderiert. Das finde ich gut, denn es ist schon ein paar Jahre her, dass er zu Letzt im Kino zu sehen war.
Im Vorfeld gab es diesbezüglich natürlich auch wieder zahlreiche Eklats. Brett Ratner sollte die Show eigentlich produzieren, konnte sich aber in zahlreichen Fernseh- und Radioshows nicht ganz zusammen reißen und behauptete beispielsweise, dass Proben am Set nur was für Schwuchteln seien, worauf hin sich Ratner im Visier der Presse und der gesamten Gay-Szene der USA sah. Zusätzlich beleidigte er die Moderatorin einer TV-Talksendung und plauderte bei Howard Stern ungezwungen über sein Sex-Leben. Der Druck wurde immer größer und Ratner sah sich schließlich gezwungen von seinem Posten als Produzent der 84. Oscar-Verleihung zurück zu treten. Aus Solidarität stieg sein Moderator Eddie Murphy auch gleich mit aus. Die Wartelisten für Produzenten der Show sind unglaublich lang, weshalb auch fix entsprechende Nachfolger gefunden wurden. Brian Gazer und Billy Crystal also. Wen kümmert's, wer die Show produziert. Letztendlich läuft es ja in jedem Jahr auf das Selbe hinaus. Ein Haufen Stars, von denen ein paar einen Preis kriegen, anschließend versuchen, eine Dankesrede zurecht zu stottern und dann verziehen sie sich wieder.
Das alles hat mit den Filmen überhaupt nichts zu tun. Das ganze drum herum ist aber nun mal das Wichtigste an der ganzen Schose.
Schauen wir jetzt endlich mal auf die Liste der Nominierten.
In dieser Saison gab es einige Filme, die mit Konventionen getrotzt haben und durchaus mutige Experimentierfreude an den Tag gelegt haben. Ganz oben steht „The Artist“, der schon als größter Favorit in diesem Jahr gehandelt wird. Der Stummfilm versteht sich als Hommage an das Kino der 20er Jahre und dokumentiert die größte Umwälzung, die das Medium bisher durchlaufen hat – vom Stummfilm zum Tonfilm. Das gewagte Konzept geht voll auf und „The Artist“ hat gute Chancen auf die begehrte Auszeichnung und wird wahrscheinlich auch den Regie-Oscar einstreichen. In eine ähnliche Kerbe schlägt auch der neue Film von Martin Scorsese, der mit „Hugo Cabret“ eine Persiflage an alte Filmklassiker auf eine recht verblüffende Art und Weise produziert hat. Zu den überraschenden Titeln gehört auch der letzte Film von Terrence Malick „Tree Of Life“. Diese drei Filme haben meiner Meinung nach die größten Chancen auf den Preis „Bester Film“.
Als beste Hauptdarsteller sind auch einige Vertreter nominiert, die bisher noch nie in dieser Liste aufgetaucht sind, Brad Pitt beispielsweise. Ich tippe allerdings auf George Clooney und Meryl Streep als Gewinner. George Clooney ist einfach unglaublich beliebt beim amerikanischen Publikum und beweist obendrein, dass er ein vielseitiger Darsteller ist und dennoch sein Image als gut aussehender Playboy aufrecht erhalten kann. Dies ist seine fünfte Nominierung und einen Oscar hat er bereits 2006 für „Syriana“ erhalten. Meryl Streep ist da ein etwas anderes Kaliber. Ihre Laufbahn als Schauspielerin ging verhältnismäßig spät los. Im Familienepos „Das Geisterhaus“ spielte sie in Gesellschaft eines sagenhaften Casts und ging deshalb vielleicht etwas unter. Es folgten solide Auftritte, etwa mit Robert Redford in „Jenseits von Afrika“. Der richtige Durchbruch schien erst vor ein paar Jahren gekommen zu sein. In „Der Teufel trägt Prada“ eroberte sie die Massen im Sturm. 2008 war ihr Jahr mit „Mamma Mia“ und „Glaubensfrage“. Sie war eine der ersten Schauspielerinnen, die im gleichen Jahr einen Oscar und eine goldene Himbeere erhielt. Jetzt beweist sie als „Eiserne Lady“, dass sie selbst enorm komplexe und stark geprägte Figuren, wie Maggie Thatcher enorm überzeugend darstellen kann. Sei der Film, wie er sei, aber an Meryl Streep ist nichts auszusetzen. Mit beiden Formaten – sowohl sympathisches Familiendrama, wie auch Biopic - können die Amis übrigens immer sehr viel anfangen, was auch stets eine gewisse Rolle spielt, wenn es um die Vergabe der Preise geht.
Waren das schon die wichtigsten Kategorien? In der Königsdisziplin der deutschen Filmindustrie ist diesmal kein deutscher Film dabei. Als bester fremdsprachiger Film ist unter anderem der belgische Film „Bullhead“ dabei. Der düstere und gleichermaßen faszinierende Thriller um einen Viehzüchter, der an eine Bande von Verbrechern gerät, ist allerdings wohl chancenlos. Zu böse und hart für die zartbesaiteten Amis. „Bullhead“ wahrscheinlich eher ist dazu verdammt den Gesetzmäßigkeiten des Remakes zum Opfer zu fallen.
Der Auslandsoscar geht wahrscheinlich in den Iran. „Nader & Simin“ handelt vom Leben in der iranischen Gesellschaft. Es geht um ein Ehepaar, welches sich scheiden lassen will. Dass das nicht so unkompliziert abläuft ist klar. Der Film übt eine sehr deutliche Kritik an der Gesellschaft und wurde im Iran zeitweise verboten. Obwohl es derzeit gewisse Spannungen zwischen den USA und dem Iran gibt, hilft dieser Film, das fremde Land kennen zu lernen und funktioniert so ähnlich, wie seinerzeit „Das Leben der Anderen“. Die amerikanischen Zuschauer und Kritiker lieben es sozusagen, sich die Augen öffnen zu lassen, nur um sich letztlich in ihrer Meinung über ein Unrechtssystem bestätigt zu fühlen.
Zum Ende noch der obligatorische Aufreger. Ein Film, der mir sehr am Herzen liegt, und meiner Meinung nach viel mehr Beachtung – sprich Nominierungen – verdient, heißt „Drive“. Der coolste Film der letzten Jahre. Die Story ist so kreativ, wie ein Körnerbrot, aber der Stil und das gesamte Machwerk ist unglaublich innovativ, intensiv und toll und großartig. „Drive“ ist lediglich in der Kategorie für den besten Sound nominiert. Durchaus gerechtfertigt, aber wen interessiert denn diese kleine Kack-Kategorie?
Egal. Am kommenden Sonntag kommen die Oscars unter die Leute und die Spekulationen nehmen ein Ende. Zumindest bis zum nächsten Donnerstag. Ab dem ersten Donnerstag der neuen Saison gehen die Spekulationen nämlich von vorne los.
Die Oscars stehen zum anderen längst nicht mehr nur für Qualität in Filmen. Oft werden Filme nicht honoriert, die für die Amerikaner unbequeme Themen abhandeln. Oft ist die Verleihung selbst eine Hollywood Schnulze. Das ganze entbehrt nicht einer gewissen Vorhersehbarkeit. Zum Beispiel war vollkommen klar, dass Heath Ledger im Jahr 2009 den Oscar für die beste Nebenrolle in „The Dark Knight“ posthum erhält. Einfach, weil die ganze Klischeekiste so herrlich hollywoodlike war. Der sympathische Nachwuchsschauspieler, der in einem Batmanfilm die Herausforderung seiner Karriere findet, stirbt wegen des Stresses und der seelischen Nachwirkungen der Dreharbeiten. Huch! Plötzlich merken alle, was für ein fantastischer Schauspieler er ist. Leider werden einige andere Schauspieler übersehen, die in der selben Saison mindestens genau so gut gespielt haben, ohne dabei drauf zu gehen. Josh Brolin hätte als Lebender wesentlich mehr mit der Auszeichnung anfangen können.
Egal. Das ist lange her und nach der Oscar-Verleihung ist vor der Oscar-Verleihung. Soll heißen, wir fiebern trotzdem dem kommenden Sonntag entgegen und um das Fiebern zu verstärken, schaue ich heute mal, was uns denn alles erwartet, wenn wir uns schon die Nacht um die Ohren schlagen.
Unter dem Sternenhimmel der wichtigsten Hochburg der amerikanischen Filmszene, wird die 84. Oscar-Verleihung in diesem Jahr von Billy Crystal moderiert. Das finde ich gut, denn es ist schon ein paar Jahre her, dass er zu Letzt im Kino zu sehen war.
Im Vorfeld gab es diesbezüglich natürlich auch wieder zahlreiche Eklats. Brett Ratner sollte die Show eigentlich produzieren, konnte sich aber in zahlreichen Fernseh- und Radioshows nicht ganz zusammen reißen und behauptete beispielsweise, dass Proben am Set nur was für Schwuchteln seien, worauf hin sich Ratner im Visier der Presse und der gesamten Gay-Szene der USA sah. Zusätzlich beleidigte er die Moderatorin einer TV-Talksendung und plauderte bei Howard Stern ungezwungen über sein Sex-Leben. Der Druck wurde immer größer und Ratner sah sich schließlich gezwungen von seinem Posten als Produzent der 84. Oscar-Verleihung zurück zu treten. Aus Solidarität stieg sein Moderator Eddie Murphy auch gleich mit aus. Die Wartelisten für Produzenten der Show sind unglaublich lang, weshalb auch fix entsprechende Nachfolger gefunden wurden. Brian Gazer und Billy Crystal also. Wen kümmert's, wer die Show produziert. Letztendlich läuft es ja in jedem Jahr auf das Selbe hinaus. Ein Haufen Stars, von denen ein paar einen Preis kriegen, anschließend versuchen, eine Dankesrede zurecht zu stottern und dann verziehen sie sich wieder.
Das alles hat mit den Filmen überhaupt nichts zu tun. Das ganze drum herum ist aber nun mal das Wichtigste an der ganzen Schose.
Schauen wir jetzt endlich mal auf die Liste der Nominierten.
In dieser Saison gab es einige Filme, die mit Konventionen getrotzt haben und durchaus mutige Experimentierfreude an den Tag gelegt haben. Ganz oben steht „The Artist“, der schon als größter Favorit in diesem Jahr gehandelt wird. Der Stummfilm versteht sich als Hommage an das Kino der 20er Jahre und dokumentiert die größte Umwälzung, die das Medium bisher durchlaufen hat – vom Stummfilm zum Tonfilm. Das gewagte Konzept geht voll auf und „The Artist“ hat gute Chancen auf die begehrte Auszeichnung und wird wahrscheinlich auch den Regie-Oscar einstreichen. In eine ähnliche Kerbe schlägt auch der neue Film von Martin Scorsese, der mit „Hugo Cabret“ eine Persiflage an alte Filmklassiker auf eine recht verblüffende Art und Weise produziert hat. Zu den überraschenden Titeln gehört auch der letzte Film von Terrence Malick „Tree Of Life“. Diese drei Filme haben meiner Meinung nach die größten Chancen auf den Preis „Bester Film“.
Als beste Hauptdarsteller sind auch einige Vertreter nominiert, die bisher noch nie in dieser Liste aufgetaucht sind, Brad Pitt beispielsweise. Ich tippe allerdings auf George Clooney und Meryl Streep als Gewinner. George Clooney ist einfach unglaublich beliebt beim amerikanischen Publikum und beweist obendrein, dass er ein vielseitiger Darsteller ist und dennoch sein Image als gut aussehender Playboy aufrecht erhalten kann. Dies ist seine fünfte Nominierung und einen Oscar hat er bereits 2006 für „Syriana“ erhalten. Meryl Streep ist da ein etwas anderes Kaliber. Ihre Laufbahn als Schauspielerin ging verhältnismäßig spät los. Im Familienepos „Das Geisterhaus“ spielte sie in Gesellschaft eines sagenhaften Casts und ging deshalb vielleicht etwas unter. Es folgten solide Auftritte, etwa mit Robert Redford in „Jenseits von Afrika“. Der richtige Durchbruch schien erst vor ein paar Jahren gekommen zu sein. In „Der Teufel trägt Prada“ eroberte sie die Massen im Sturm. 2008 war ihr Jahr mit „Mamma Mia“ und „Glaubensfrage“. Sie war eine der ersten Schauspielerinnen, die im gleichen Jahr einen Oscar und eine goldene Himbeere erhielt. Jetzt beweist sie als „Eiserne Lady“, dass sie selbst enorm komplexe und stark geprägte Figuren, wie Maggie Thatcher enorm überzeugend darstellen kann. Sei der Film, wie er sei, aber an Meryl Streep ist nichts auszusetzen. Mit beiden Formaten – sowohl sympathisches Familiendrama, wie auch Biopic - können die Amis übrigens immer sehr viel anfangen, was auch stets eine gewisse Rolle spielt, wenn es um die Vergabe der Preise geht.
Waren das schon die wichtigsten Kategorien? In der Königsdisziplin der deutschen Filmindustrie ist diesmal kein deutscher Film dabei. Als bester fremdsprachiger Film ist unter anderem der belgische Film „Bullhead“ dabei. Der düstere und gleichermaßen faszinierende Thriller um einen Viehzüchter, der an eine Bande von Verbrechern gerät, ist allerdings wohl chancenlos. Zu böse und hart für die zartbesaiteten Amis. „Bullhead“ wahrscheinlich eher ist dazu verdammt den Gesetzmäßigkeiten des Remakes zum Opfer zu fallen.
Der Auslandsoscar geht wahrscheinlich in den Iran. „Nader & Simin“ handelt vom Leben in der iranischen Gesellschaft. Es geht um ein Ehepaar, welches sich scheiden lassen will. Dass das nicht so unkompliziert abläuft ist klar. Der Film übt eine sehr deutliche Kritik an der Gesellschaft und wurde im Iran zeitweise verboten. Obwohl es derzeit gewisse Spannungen zwischen den USA und dem Iran gibt, hilft dieser Film, das fremde Land kennen zu lernen und funktioniert so ähnlich, wie seinerzeit „Das Leben der Anderen“. Die amerikanischen Zuschauer und Kritiker lieben es sozusagen, sich die Augen öffnen zu lassen, nur um sich letztlich in ihrer Meinung über ein Unrechtssystem bestätigt zu fühlen.
Zum Ende noch der obligatorische Aufreger. Ein Film, der mir sehr am Herzen liegt, und meiner Meinung nach viel mehr Beachtung – sprich Nominierungen – verdient, heißt „Drive“. Der coolste Film der letzten Jahre. Die Story ist so kreativ, wie ein Körnerbrot, aber der Stil und das gesamte Machwerk ist unglaublich innovativ, intensiv und toll und großartig. „Drive“ ist lediglich in der Kategorie für den besten Sound nominiert. Durchaus gerechtfertigt, aber wen interessiert denn diese kleine Kack-Kategorie?
Egal. Am kommenden Sonntag kommen die Oscars unter die Leute und die Spekulationen nehmen ein Ende. Zumindest bis zum nächsten Donnerstag. Ab dem ersten Donnerstag der neuen Saison gehen die Spekulationen nämlich von vorne los.