Die Orangen der Frau Ciccarello

Die Frau Ciccarello rettet mich immer über den Winter.
Macht mich glücklich und taucht mein Leben in leuchtendes Orange, so muss das damals auch bei Bhagwan gewesen sein.

Sehnsüchtig warten meine Kolleginnen und Kollegen und ich in 14-tägigem Abstand auf ihren Anruf.

“Frau Moritsch da?”

Frau Moritsch heißt eigentlich ganz anders, für Frau Ciccarello heißt sie aber Moritsch und sie ist unser heißer Draht zu der Familie, die im Winter immer die wundervollsten Orangen direkt aus Sizilien zu uns bringt.
Saftig, reif, unbehandelt und so voller Geschmack, wie man sie hier sonst in keinem Laden findet.

Die Orangen der Frau Ciccarello

Manchmal bringen sie auch anderes mit, Grapefruits, Zitronen, frische junge Artischocken, Mandarinen, Olivenöl und Käse.

Frau Moritsch ist gerade nicht da.
Ich frage erwartungsfroh, ob es um die Orangen geht, was ich ihr ausrichten soll.

“Arantsche da, könne abholen”

Yeah.
Das Stichwort, auf das wir alle sehnsüchtig warten.

Arantsche abhole.
Wir organisieren uns irgendwie und holen kistenweise die Arantsche ab.

Die Orangen der Frau Ciccarello

“Le arance più gustose” steht drauf auf den Kisten.
Und das ist tatsächlich auch drin.

Die Orangen der Frau Ciccarello

Bei den Ciccarellos gibt es auch oft noch ein paar Rezepttipps.
Zum Beispiel für den berühmten sizilianischen Orangensalat, den sie nur mit roten Zwiebeln, Olivenöl und Salz zubereiten.
Mehr braucht es da auch nicht, Geschmack ist da mehr als genug.
Die ganze Herzlichkeit der Sizilianer findet man in diesem kleinen Lagerraum und den ganzen sonnigen Geschmack dieser Insel, selbst im tiefsten Winter, auch.

Die Orangen der Frau Ciccarello

Eine Kiste mit fast 20 kg reicht für unseren 2-Personenhaushalt meistens gerade mal 2 Wochen. Unter der Woche esse ich sie gerne pur, am Wochenende wird ausgepresst, was das Zeug hält, wir machen Salat daraus oder kochen eine Marmelade.

Die Orangen der Frau Ciccarello

Dieses Mal eine Marmelade mit Aperol, leicht herb, aber nicht bitter, durch etwas abgeriebene Schale, Filets und Saft super-orangig und einfach wunderbar gut.
Diese Marmelade könnte ich pur löffeln, was bei mir äußerst selten vorkommt.
Die Inspiration hierfür kam von Delicious Days, meine ist dann aber doch ganz anders geworden.

Die Orangen der Frau Ciccarello

Die Schale für diese Marmelade reibe ich ganz bewusst mit der normalen Küchenreibe ab, sie wird so feiner und somit auch für eigentliche Zesten-Gegner akteptabler und schon etwas angequetscht, was die ätherischen Öle gleich noch mal ordentlich frei setzt.

Die Orangen der Frau Ciccarello

Wenn ihr sie nachkochen wollt, macht euch bitte die Mühe und probiert die Orangen vorher, die Qualität ist wirklich sehr abhängig von den verwendeten Früchten.
Wer es etwas weniger herb mag, kann die Aperol-Menge etwas verringern und dafür entsprechend mehr Orangensaft nehmen.

Die Orangen der Frau Ciccarello
Zutaten für die Marmelade:

Ca. 8-10 Orangen, je nach Größe
150 ml Aperol
330 g Gelierzucker 2:1

Zuerst 3-4 der Orangen (je nach Größe) filetieren. Das geht am einfachsten, wenn man oben und unten einen Deckel abschneidet, so dass die Orange oben und unten flach wird.
Dann mit einem richtig scharfen Messer die Haut von oben nach unten so abschneiden, dass das Weiße komplett weg ist. Den austretenden Saft in einer Schüssel auffangen.
Nun die Orangenfilets noch zwischen den Häutchen herausschneiden und in etwas kleinere Stücke schneiden.
Von 1-2 Orangen (je nach Geschmack) mit einer Reibe nur die orangene Schale dünn abreiben.
Die restlichen Orangen auspressen, bis man 300 ml Saft erhalten hat.
Orangenfilets, Saft, Schale und Aperol aufkochen. Gelierzucker hinzufügen und mindestens 3 Minuten kochen lassen, Gelierprobe machen (wenn die Flüssigkeit auf einem kühlen Tellerchen nicht geliert, noch etwas Gelierzucker oder auch etwas Zitronensäure hinzufügen).
Wenn die Marmelade fertig ist, noch ganz heiß in sterilisierte Gläser füllen und diese für ca. 5 Minuten auf den Kopf stellen.

Mehr davon!

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