Auf der Opelrennbahn hatten wir den ersten echten Einsatz als Racing-Archäologen – inklusive Abhänge runter rutschen und Steilkurevn hochklettern. SO habe ich mir das vorgestellt :-D
Wenn man sich heute die Überreste der Opelrennbahn in Rüsselsheim anschaut, dann denkt man sich “DARAUF sind die damals Rennen gefahren? Nackter Beton, der sicher nicht den Grip gehabt haben konnte wie Asphalt und auch einige der Rillen zwischen den einzelnen Platten dürften für ordentliche Schläge im Kreuz gesorgt haben. Ganz besonders hart muss es in den Steilkurven gewesen sein, wenn die Fliehkräfte die Fahrzeuge in die Federungen gepresst hat. Wir sprechen hier ja von den 20er Jahren. Da war eh noch nicht viel mit Federungen angesagt. Das heißt die Fahrer muss es durchgeschüttelt haben, wie ein Ritt auf der Rüttelplatte.
Bis zu 50.000 Zuschauer standen an der Opelrennbahn. Sowohl oben am “Betonkragen” der Steilkurven, sodass sie quasi die Fahrer abklatschen konnten – als auch im Innenfeld der Strecke. Das muss damals schon Kirmes-Charakter gehabt haben: Mit Imbissbuden, Getränkestädnen und Klohäuschen.
Nach einigen Jahren wurde dann auch eine Brücke über die Strecke gebaut. Es wurde wohl zu *hüstel* unsicher, wenn Zuschauer während der Rennen mal eben über die Strecke gerannt sind ;)
Genau genommen war die Opelrennbahn kein Oval, sondern eine asymmetrische Ellipse mit 12 Meter Breite. Es ging nicht in einer Lenkradstellung stur geradeaus durch die 32° Betonsteilkurven – es musste auch gelenkt werden.
Hier wurde der erste Geschwindigkeits-Rekord über 100km/h aufgestellt und Fritz von Opel hat hier sein Raketenauto Rak-1 getestet.
145 km/h war das Durchschnittstempo, das mehr oder weniger über das gesamte Rennen gefahren wurde. Bei einer Streckenlänge von 1,5km könnt Ihr ja mal eben eine Rundenzeit nachrechnen – Dreisatz Galore!
Der große Vorteil der Opelrennbahn für die Zuschauer war, dass sie dauerhaft Action zu sehen bekamen. Vorher gab es ja nur Straßen und Bergrennen, wo Start- und Zielpunkt nicht identisch waren. Das heißt, die Fahrzeuge kamen nur einmal an den Zuschauern vorbei. Durch die abgeschossene Charakteristik des Ovals bekamen die Zuschauer viel emrh zu sehen.
Das Aus für die Opelrennbahn kam ausnahmsweise nicht wie bei so vielen Strecken wegen Sicherheitsbedenken, sondern sie wurde durch moderne Rundstrecken mit anspruchsvollerer Streckenführung wie den Nürburgring, den Hockenheimring und die Solitude verdrängt.
Interessant fand ich die Abrissmethoden, die man sich damals überlegt hat. Die Leutchen kloppten damals die Streckendecke auf pflanzten ein paar Bäume rein, in der Hoffnung, dass diese die Betonplatten aufsprengen, sodass nur noch die Brocken weggetragen werden mussten. Sieht man hier am oberen Bildrand:
Das hat glücklicherweise nicht so gut funktioniert – sonst hätten wir ja nichts zum Rumklettern gehabt :-D
Und ganz herzlichen Dank an Herrn Powalka für die Führung und die vielen Geschichten über die Rennbahn!
Ein kleines Update mit weiteren Bildern und einigen Geschichten der Opelrennbahn lege ich noch nach.