Die ökologischen Grenzen des Kapitals – Wieso es keinen „grünen“ Kapitalismus geben kann

„Der Ideologie eines „grünen“ Kapitalismus fällt angesichts der sich global häufenden ökologischen Krisenerscheinungen künftig eine zentrale Rolle bei der Legitimierung der kapitalistischen Produktionsweise zu. Der Irrglaube an einen ökologisch „nachhaltigen“ Kapitalismus, wie er von den „Grünen“ propagiert wird, ist Ausdruck einer diese politische Strömung zutiefst prägenden Verlogenheit, die sich innerhalb der Dekaden ihres opportunistischen „Gangs durch die Institutionen“ ausformte. Die Erfahrung von Jahrzehnten in politischem Selbstverrat – die einigen „Grünen“ Karrieren vom Steineschmeißer zum Bombenschmeißer ermöglichten – versetzt das grüne Personal in die Lage, das weit verbreitete dumpfe Gefühl, dass „es so nicht mehr weitergehen kann“, in ein Bekenntnis zur Fortführung eben dieser kapitalistischen Tretmühle umzuformen. Die Ahnung, dass die kapitalistische Produktionsweise global an ihre ökologischen Grenzen stößt, können die „grünen“ Kapitalismusapologeten ohne weiteres in ein Plädoyer für einen „grünen Kapitalismus“ verwandeln. Dieses ideologische Vorgehen ist charakteristisch für ein politisches Milieu, das die weitgehende Entrechtung der auf dem Arbeitsmarkt Überflüssigen im Rahmen der „Hartz-IV-Gesetze“ unter der zynischen Parole „Fördern und Fordern“ verkaufte und den ersten Angriffskrieg in der Nachkriegsgeschichte Deutschlands auf die Bundesrepublik Jugoslawien als eine „humanitäre Intervention“ legitimierte.

Kapitalistischer, sich in Warenfülle äußernder „Reichtum“ muss tatsächlich produziert werden: Der Kapitalist investiert sein als Kapital fungierendes Geld in Rohstoffe, Arbeitskräfte und Energie, um in Fabriken hieraus neue Waren zu schaffen, die mit Gewinn verkauft werden. Das hierdurch vergrößerte Kapital wird in diesem uferlosen Verwertungsprozess in noch mehr Energie, Rohstoffe etc. investiert, um wiederum noch mehr Waren herzustellen. Dieser potentiell endlose Kernprozess kapitalistischer Produktion hat die Selbstverwertung, also das unaufhörliche Wachstum des Kapitals zum Ziel – niemand investiert sein Geld, um danach weniger oder genauso viel zu erhalten. Hiermit müssen auch die Aufwendungen – Rohstoffe und Energie – für diesen Verwertungsprozess permanent erhöht werden. Deswegen wird auch künftig der Rohstoff und Energiehunger der kapitalistischen Verwertungsmaschinerie anschwellen, und er wird – wenn er nicht durch gesellschaftlichen Widerstand gestoppt wird – erst durch die nächste Weltwirtschaftskrise oder den ökologischen und zivilisatorischen Kollaps unterbrochen oder zum Scheitern gebracht werden.

In den fossilen Energieträgern war die Sonnenenergie von Millionen von Jahren gespeichert, und die Kapitaldynamik hat sie in einem erdgeschichtlichen Wimpernschlag unwiederbringlich verbrannt, um hierdurch einen irrationalen, irren Selbstzweck möglichst lange aufrechtzuerhalten: dass aus Geld mehr Geld werde. Mit dem Ausbrennen dieser fossilen Verwertungsmaschine geht dem kapitalistischen Wachstumszwang auch die energetische Basis zur weiteren Expansion verloren – eine ökologische, postkapitalistische Gesellschaft, die auf größtmögliche Ressourcenschonung und die Befriedigung zumindest der elementaren Bedürfnisse aller Menschen ausgerichtet sein müsste, ist nur jenseits von diesem aus der Kapitalakkumulation resultierenden, blinden Wachstumszwang überhaupt noch denkbar.“

Von TOMASZ KONICZ, 12. Juli 2011

Quelle und gesamter Text:

http://www.hintergrund.de/201107121646/wirtschaft/welt/die-oekologischen-grenzen-des-kapitals.html



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