Die Ohnmacht der Allmächtigen

Die Maschinen zu schwer, die Anzüge zu schwarz, die Autos zu lang, die Fantasien zu wild. Den Westen, angekommen in einer Phase der Dekadenz und Selbstbetrunkenheit, hat US-Präsident Barack Obama bei seinem Besuch in Dublin mit einer außergewöhnlichen Aktion an mehr Zusammenarbeit, größere Bescheidenheit, Demut und sorgsameren Umgang mit den natürlichen Ressourcen gemahnt, die wir nur von unseren Enkeln und Urururenkeln geborgt haben. Beim Verlassen der US-Botschaft schien alles ganz normal - wie damals Kennedy und seitdem jeder nachfolgende Präsident fuhren die Obamas in der zweiten Limousine des imposanten Trosses, begeistert gefeiert von jubelnden Zuschauern.
Dann aber zeigt sich, wie die Überdehnung eines Imperiums im Kleinen aussieht: Der Wagen von Obama kommt noch die kleine Schwelle an der Toreinfahrt hinauf. Locker. Doch beladen mit all der Geschichte, der Schuld, den Skrupeln und verschwiegenen Schwächen, den Billionen von Schulden und den gebrochenen Versprechen setzt der Präsidentenwagen auf. Und steht wie festgeschweißt im Niemandsland zwischen US-Territorium (US-Präsident auf dem Rücksitz) und Irland (Fahrer und Leibwächter).
Die Weltgeschichte zwinkert, die Ohnmacht der Allmächtigen, von Heiner Rank vor fast 40 Jahren als Alptraum einer fernen Zukunft beschrieben, steigt für einen tollen Moment in die Gegenwart herunter. 41 Sekunden dauert er. "Obama's car gets stuck at US Embassy" - ein Augenblick wie Brandts Kniefall in Warschau, die Inthronisierung des "First Dog", Clintons feuchte Zigarrenbeichte und Reagan und Kohl in Bitburg. Auch politisches Gewicht wird am Ende nur in Kilo gemessen.


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