Die Nachricht von Robert Enkes Tod erreichte mich am Telefon. Ich konnte es nicht glauben und war sofort schockiert. Beim Lesen der Meldungen kommen oft Tränen. Durch das Forum vom http://www.das-fanmagazin.de/ bin ich Hannover plötzlich wieder ganz nah, eigentlich zu nah. Es wirkt irreal, aber fast jeder Fan hat tatsächlich etwas zu sagen. Es fällt mir schwer mit dem Lesen der Kommentare und Medienberichte aufzuhören, obwohl sie immer wieder alles aufwühlen und sich ähneln. Meine eigene Trauer jedoch verwirrt mich, mir fehlen die Worte.
Warum bin ich eigentlich traurig? Richtig gekannt habe ich Enke nicht. Ich habe ihn vor Jahren für das 96-Fanzine Notbremse interviewt. Das war fast alles an persönlichem Kontakt mit ihm, sonst habe ich ihm aus der Kurve oder vor dem Bildschirm zugejubelt. Er war keiner aus meinem wirklichen Leben, kein Freund, kein Verwandter und nicht einmal ein flüchtiger Bekannter. Er war der Torwart meines Lieblingsvereins Hannover 96 und das bedeutet mir wohl mehr als ich ahnte. Selbst 15.000 Kilometer von Hannover entfernt im chilenischen Concepción.
Enke war ein Idol, er hatte dem Fußballzirkus ein menschliches Gesicht gegeben. Leider waren es oft seine Schicksalsschläge, die die allgemeine Aufmerksamkeit weckten. Wie er auftrat, gefiel den Menschen. Es machte aus einem unnahbarem Profi einen Vertrauten und so ist die kollektive Trauer wiederum keine Überraschung, hat er mit den Fans doch etwas gemeinsam: Enke ist 96, so wie wir es sind.