Die Normannin | Patricia Bracewell

die Normannin

Titel: Die Normannin (Band 1)
Autor: Patricia Bracewell
Format: Taschenbuch
Preis: 9,99 €
Seitenzahl: 640 Seiten
Verlag: Rowohlt Verlag
Bei Amazon:
Taschenbuch: 9,99 €
Kindle Edition: 9,99 €

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Im Jahre des Herrn 1001 wird das Schicksal der jungen Emma aus der Normandie besiegelt. Ihr Bruder, Herzog der Normandie, hat ihre Ehe mit dem englischen König Æethelred arrangiert. Doch dabei geht es nicht um Emma, sondern um Macht und Politik. Der König ist auch alles andere als begeistert von einer neurlichen Ehe und lässt diesen Unmut seine neue Königin deutlich spüren. Der jungen Frau wird schnell bewusst, dass sie nicht nur Königin ist, sondern auch Gefangene. Eine Geisel, in einem grausamen Spiel. Doch Emma setzt sich zur Wehr und kämpft um ihren Weg zur Macht und um ihren Sohn.

Doch dann droht großes Unheil auf England niederzustürzen, denn Sven Gabelbart, der dänische Kög, plündert und brandschatzt an Englands Küsten. Sollte der König der Dänen mit seinen Wikingerhorden Erfolg haben, ist Emmas Schicksal erneut offen.

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Auf diese Buchreihe wäre ich wohl von alleine niemals gekommen. Doch der Rowohlt Verlag hat mir die ersten been Bände freundlicherweise zugeschickt und ich bin sehr froh, dass ich darauf aufmerksam gemacht wurde. Herzlichen Dank an den Verlag, für das Rezensionsexemplar.

Ich hätte nicht gedacht, dass ich die 640 Seiten dieses Buches so schnell auslesen könnte, doch das Buch, einmal angefangen, hat mich an sich gefesselt. Ich konnte es einfach nicht mehr weglegen. Noch nie bin ich in der englischen Geschichte so weit nach hinten gereist. Und die Zeit, in der das Buch spielt, ist auch nicht sehr gut überliefert. Es gibt nur sehr wenige Niederschriften, wie die Autorin auch in einem Nachwort berichtet, dennoch hatte sie ein unglaubliches Interesse an Königin Emma aus der Normanie und hat aus dem wenigen, was sie in Erfahrung bringen konnte, diese wunderbare Geschichte gemacht.

Die ersten Seiten des Buches sind durch Karten, welche Æethelreds Königreich zu dieser Zeit zeigen. Es hilft, sich innerhalb des Buches in dem Land zurecht zu finden. Außerdem werden die Familienverhältnisse des Königshauses geklärt und es gibt ein Glossar, welches die älteren Begriffe erklärt. Gerade das Glossar war sehr hilfreich und ich bin froh, dass es am Anfang des Buches war, denn sonst wäre ich recht hilflos gewesen, was gewisse Bezeichnungen angeht.

Im Vordergrund der Handlung stehen vier recht unterschiedliche Protagonisten, die alle ihr eigenes Päckchen zu tragen haben. So unterschiedlich sie auch sind, ihre Schicksale scheinen untrennbar miteinander verbunden zu sein.
Natürlich gibt es zunächst Emma, die zu Beginn der Geschichte gerade einmal 15 Jahre alt ist. Das Mädchen wird an einen englischen König verheiratet, der mehr als doppelt so alt ist wie sie und bereits ein dutzend Kinder mit seiner ersten Ehefrau hat. Ihr Bruder Richard vereinbart mit dem Herrscher jedoch, dass Emma, ander als seine erste Frau, zur Königin gekrönt wird. Was ihr, und den aus der Verbindung hervorgehenden Kindern, ebenso wie Richard selbst, einen Vorteil verschaffen könnte.
Die junge Frau ist ein Wildfang, sehr Sprachbegabt und mutig. Diese Art und Entschlossenheit verhilft ihr am Hof des Königs nicht den Verstand zu verlieren, denn diese neue Welt steckt voller Intrigen, Verrat und Machtkämpfen. Man kann niemandem trauen und genau das muss Emma sehr schnell und schmerzlich lernen.
Vor allem das unterühlte Verhältnis zu ihrem neuen Ehemann macht ihr zu schaffen, denn er scheint vollkommen unglücklich über diese Verbindung mit ihr zu sein.
Von allen vier Protagonisten ist mir Emma die liebste gewesen. sie ist so unfassbar stark und mutig, egal wie aussichtslos ihr die Lage auch vorkommt. Trotz all dem Druck und den wenigen Verbündeten, die sie am Hof hat, versucht sie aus allem das Beste zu machen und es gelingt ihr auf wunderbare Weise irgendwo einen Funken Hoffnung zu finden, der sie am Leben erhält.

Æethelred, der König, kommt ebenfalls zu Wort. Als seine Frau stirbt, wäre es ihm am liebsten, nicht noch einmal heiraten zu müssen, denn er hat genügend Erben gezeugt, um seiner Familie den Thron zu sichern. Doch er könnte noch etliche Jahre König sein und ein König braucht eine Frau. Also muss er eine Braut wählen und diese Entscheidung ist nicht leichtfertig zu fällen, denn es gibt einige Anwärterinnen, die sehr gerne seine Ehefrau wären. Er muss abwägen, welche Partie die beste für England wäre und entscheidet sich schließlich für die Schwester des Herzogs aus der Normandie. Wenn Richard die Küste vor den Wikingern schützen kann, ist diese Ehe ein großer Vorteil für ihn.
Doch schon nach kurzer Zeit bereut der König seinen Entschluss, seiner neuen Braut zugestanden zu haben auch Königin zu werden. Er denkt, ihr zu viel Macht zugesprochen zu haben, die er für sich beanspruchen hätte können. Überhaupt passt Æethelred Emmas Verhalten nicht, denn sie ist alles andere als das gefügsame junge Ding, das er sich vorgestellt hat.
Der König ist Patricia Bracewell besonders gut gelungen. Nicht, dass er nett wäre, ganz im Gegenteil. Er ist ein furchtbarer Mensch, der schier wahnsinnig vor Angst ist, von irgendjemandem verraten und getötet zu werden. Außerdem fürchtet er die Rache, seines toten Bruders, der ursprünglich auf dem Thron sitzen sollte und dessen Tod ein Geheimnis für die Öffentlichkeit ist. Doch Æethelred weiß genau, wie er zu Tode gekommen ist.
Diese Angst hat die Autorin perekt dargestellt und ich habe ihn zeitweise wirklich gehasst. Wie kann ein Mensch so grausam und gleichzeitig so zerfressen vor Angst sein?

Die zweite Frau, aus deren Sicht wir die Ereignisse erfahren können ist Elgiva, die Tochter eines der mächtigsten Berater des Königs. Sie ist nur ein Jahr älter als Königin Emma und wäre selbst gern an der Seite des Königs gestanden, um ihn zu heiraten. Doch stattdessen muss sie in ihren Hofstaat eintreten und der jungen Königin dienen. Egliva selbst ist felsenfest davon überzeugt, dass ihr eigentlich die Krone gebührt hätte und aus diesem Grund wächst in ihr ein unumstößlicher Hass gegen die junge Königin, der von ihrer ehemaligen Amme Groa auch noch geschürt wird. Die alte Frau redet dem Mädchen unablässig ein, dass sie eines Tages die Krone ergattern wird und genau diesen Traum verfolgt das Mädchen mit Entschlossenheit. Ihr geht es dabei kaum um den Mann, den sie heiraten wird, sondern nur um ihre eigene Machtstellung. Sie interessiert sich nur dafür, mächtig zu werden. Daher bin ich sehr gespannt, wie sich ihre Geschichte noch entwickelt wird, denn grundsätzlich unsympathisch ist die junge Frau nicht. Sie ist eigensinnig, sehr freizügig und recht Vorlaut. Sie kann es nicht leiden von wichtigen Geschäften ausgeschlossen zu werden und hat daher Schwierigkeiten sich unterzuordnen. Gleichzeitig wird sie, genauso wie Emma, dazu gezwungen sich klein zu halten und die Befehle ihrer Familie auszuführen, ob es ihr nun passt oder nicht. Sie hat mir teilweise einfach nur Leide getan, denn natürlich ist sie maßlos enttäuscht gewesen, als der König nicht sie ausgewählt hat, sondern eine fremde Braut. Ihr dann auch noch dienen zu müssen hilft nicht gerade dabei, die Situation zu verbessern. Wären die beiden Frauen in nicht so unterschiedlichen Welten aufgewachsen, hätten sie vielleicht Freunde werden können.

Als letztes gibt es noch den ältesten Sohn und Erben des Königs, Athelstan, der uns als Leser noch eine ganz andere Sicht der Dinge zeigt. Aufh er ist mir sehr sympathisch gewesen, nicht zuletzt dessen, dass er versucht seinem Vater immer wieder mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Obwohl er immer wieder zurückgewiesen und gedemütigt wird, lässt er davon nicht ab. Ich finde sein Durchhaltevermögen sehr bewundernswert, denn zu wissen, dass ein Land ins Unglück stürzen kann, wenn der eigene Vater sich vor Ratschlägen verschließt, muss wirklich bedrückend sein. Trotzdem tut Athelstan alles was in seiner Macht steht, um nicht nur sein Land, sondern auch die Königin zu schützen.
Die Autorin gibt in ihrem Nachwort an, dass über ihn kaum etwas niedergeschrieben ist, dennoch wollte sie ihm eine wichtigere Rolle zugestehen und es ist ihr wunderbar gelungen den jungen Erben darzustellen.

Doch nicht nur die Charaktere sind der Autorin wunderbar gelungen, denn durch ihren Schreibstil wurden sie erst besonders lebendig. Es hat großen Spaß gemacht diese Geschichte zu lesen und zu erfahren, wie sich die Schicksale der Protagonisten immer wieder von Neuem änderten. Auch die Weiterentwicklung der einzelnen Personen, ins Negative oder Positive, haben mich begeistert und von sich einnehmen können.

fazit

Patricia Bracewell schafft es, Charaktere wunderbar zum Leben zu erwecken. Ihr Schreibstil ist fesselnd und die Art, wie sie erzählt, lässt den Leser in das alte England eintauchen. Man fühlt sich direkt in diese Zeit hineinversetzt, als die Wikinger noch eine Bedrohung waren, ein König voller Wahnsinn keinem Vertraut und eine Königin darum kämpft ihre Stellung zu halten und ihren Sohn zu beschützen.Ein wirklich großartiges Buch. Ich freue mich sehr darauf den zweiten Teil zu lesen und lasse deshalb noch ein bisschen Platz nach oben. 4 / 5 Sterne.

4-Sterne


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