Der Pfad des Sutra
Sogar beim Leiden werden ihre Quelle, ihr Vergehen und der Pfad als substanzielle Objekte aufgefasst, durch das Erkennen der persönlichen Identitätslosigkeit wird der Pfad der Shravaka vollendet, indem man erkennt, dass sie nicht durch sich selbst existieren. Durch das Erkennen der Natur aller Erscheinungen und Geisteszustände der drei Bereiche als wechselseitig bestehende Ereignisse, wird der Pfad der Pratyekabuddha vollendet. Indem man Gewissheit darin erlangt, dass die Erscheinungen nichts anderes sind als der Geist, wird der Pfad der Cittamatra vollendet. Durch das Erkennen der Bedeutung der zwei Arten der Identitätslosigkeit, wird die Vollkommenheit der Weisheit vollendet. Indem man Samsara und Nirvana mit dem Geist des Erwachens versiegelt, wird das Fahrzeug der Bodhisattvas vollendet. Und durch das eigentliche Erkennen von Samsara und Nirvana als großes Leersein, die zur universellen Grundlage aller mittleren Wege werden, werden diese alle vollendet.
Der Pfad des Tantra
Indem man die eigenen Handlungen und Verhaltensweisen nicht mit dem Gewöhnlichen verwechselt, wird das Kriyayana vollendet. Indem man sich so verhält, dass die eigene Sicht und Lebensführung ungetrennt sind, wird das Caryatantrayana vollendet. Erkennt man, dass die Sichtweise von größter Wichtigkeit ist, wird das Yogayana vollendet. Durch das Realisieren der Ungetrenntheit der Wirklichkeit der Gottheit und der eigenen Erscheinung, wird der gesamte Pfad des Mahayoga vollendet. Indem man die Ungetrennheit der absoluten Natur und ursprünglichen Weisheit erkennt wird alles im Anuyoga vollendet. Indem man alles, was dem Geist erscheint, das durch Umgestaltung einfach verschwindet, so belässt, wie es ist, wir die Geist-Klasse des Atiyoga vollendet. Und indem man die Ungetrenntheit von absoluter Natur und Gewahrsein realisiert, wird das Yana der Raum-Klasse im Dharmakaya vollendet, dem Gewahrsein, das als der Grund präsent ist.
In Übereinstimmung mit den individuellen Fähigkeiten und dem Verdienst wird es gelehrt, sodass eine Person durch die Grundlagen und Pfade der Befreiung voranschreiten kann. Andererseits auch wenn es keine Unterschiede in Qualität oder Größenordnung des grundlegenden Geistes der fühlenden Wesen geben mag, spricht man davon, als ob es Unterschiede in ihrer Erkenntnisfähigkeit aufgrund ihres Vorherrschens des Greifens nach einem Ich und ihrem daraus resultierenden Fehler, die Bedeutung der Identitätslosigkeit zu erkennen gibt. Die Abfolge der Yanas wird als ein Pfad des stufenweisen Vorankommens gelehrt, genauso wie bei einer Treppe. Wisse, dass dies nicht so ist, als ob jemand auf der untersten Stufe ist, völlig unfähig zu einem nahen Licht des Himmels aufzusteigen, noch ist es so, dass jemand, der ganz oben ist, nicht auch herabsteigen müsste, so wie Planeten und Sterne, die am Himmel emporsteigen. Vielmehr ist es von der Macht der früheren Übung abhängig, auf welches Yana man trifft, dem karmischen Impuls, der dabei stufenweise erweckt wird.
Dies wurde vom Ngak’chang Rangdrol Dorje (Enrico Kosmus) aus dem Vajra-Herz-Tantra des Dudjom Lingpa übersetzt.