Deutschland ist bekanntlich nicht gerade das schnellste Land um Innovationen im Bereich der Informations-Technologie zu übernehmen. So kann man z.B. trotz längst vorhandener Gesetzgebung über Digitale Unterschriften immer noch nicht per gesicherter E-mail etwa ein Bankkonte eröffnen oder rechtsverbindliche Dokumente schicken.
Man muss immer noch zum guten alten Papier greifen und noch dazu die Post mit Gebühren beglücken, denn sie hat ja (noch) das Briefmonopol.
Aber die Zeiten ändern sich, sogar für die Post. So bietet der gelbe Riese seit neulich einen neuen Service: die elektronische Post. Nicht zu verwechseln mit einer gewöhnliche e-mail, deren Adressat sich mit rechtgesicherter Sicherheit sich nicht so einfach ermitteln lässt. E-mails sind weiterhin vergleichbar mit Postkarten.
Das soll bald Vergangenheit sein, denn die Post ist in Zugzwang nachdem etliche E-mail-Anbieter bereits ähnliche Dienste anbieten (siehe De-Mail von GMX). Dazu muss der zukünftige elektronische Post-Kunde einiges an Verwaltungsaufwand über sich ergehen lassen. Denn schließlich muss die Post 200% sicher sein, dass Otto Müller nun wirklich Otto Müller ist.
Der Weg ist lang und kompliziert, es lässt sich in etwa so beschreiben:
1) Vorbedingung: Man muss mindestens 18 Jahre alt sein, stolzer Besitzer eines Handys sein sowie den Wohnsitz in der Bundesrepublik Deutschland haben. Ein PC mit Drucker wäre von Vorteil (notfalls kann man sich einen ausleihen oder mit Hilfe eines gütigen Arbeitgebers einen benutzen)
2) Registrierung: Eile ist geboten für alle Menschen mit gewöhnlichen Namen, denn nur der erste ihrer Gattung kann die begehrte Adresse [email protected] ergattern. Der Rest wird mit Kombinationen zwischen Buchstaben und Ziffern, die eine gewisse Ähnlichkeit mit dem eigentlichen Namen haben, vorlieb nehmen müssen. Die Registrierung erfolgt bei epost.de
3) Passwort auswählen: Da hat sich die Post hohe Hürden ausgedacht, denn das Passwort muss ein Sonderzeichen, mindestens einen Großbuchstaben sowie Ziffern enthalten und mindestens 10 Zeichen lang sein. Also da ist gutes Gedächtnis notwendig. Bei der Registrierung wird sofort eine TAN aufs Handy geschickt und erst nach Eingabe dieser TAN lässt sich die Anmeldung fortsetzen.
4) Postident durchführen: Nach Ende der Registrierung wird das übliche Postident-Verfahren durchgeführt, das Formular kann gleich ausgedruckt werden. Dann wird man per SMS informiert, wann die Aktivierung erfolgt.
5) Adresse bestätigen: Eigentlich ist die Adresse bereits in Personalausweis enthalten und die wurde im Rahmen des Postidentverfahren ja auch angegeben, aber sicher ist sicher, die Post schickt noch eine sogenannte Adress-TAN auf die angegebene Adresse und diese TAN muss ins System eingegeben werden (ziemlich gut versteckt wo). Erst dann ist das System freigegeben und der erste Brief kann verschickt werden. Außerdem bekommt man auch eine “Entsperr-TAN” für den Fall, dass man das komplizierte Passwort vergessen hat. Diese TAN lässt sich auch nur ein einziges Mal benutzen und man bekommt eine neue.
6) Guthaben einzahlen: Der erste Unterschied zur normalen E-mail wird recht schnell deutlich: Das gute alte Porto gibt es natürlich weiterhin. Also ist es nicht wie bei der häuslichen E-mail, doe eigentlich kostenlos ist (von Provider-DSL-Gebühren abgesehen), hier muss ganz normal frankiert werden. Die Preise sind praktisch die gleichen wie bei einem normalen Brief. Ein einfaches Dokument kostet 0,55 EUR. Man kann aber nur ganze Euro Beträge einzahlen, was wiederum übers Konto oder über Kreditkarte abgebucht wird. Das Porto hängt auch von der Anzahl der im Brief enthaltenen Dokumenten ab. Die Preisliste ist hier angegeben.
7) Der Service: In der kostenlosen Version genießt man ganze 100 MB Speicherplatz. Man kann auch epost-Briefe schicken mit folgenden Zusatzleistungen:
- Einschreiben Entwurf
- Einschreiben mit Empfangsbestätigung
- Persönlich verschlüsselt
- Persönlich signiert
- C4 Umschlag
- Farbig
Man kann sowohl “Briefe” als auch E-mails verschicken (dazu müssen aber die E-mail-Postfächer konfiguriert werden). Bei epost-“Briefen” muss der Empfänger nicht unbedingt Teilnehmer vom epost-Service sein. In diesem Fall wird die epost von der Post ausgedruckt, in einen Umschlag gesteckt und ganz normal per normaler Post verschickt. Das System gibt außerdem Informationen, wann in etwa die epost ankommen wird.
E-mail-Anbindung
Wer vermeiden möchte, schon wieder einen neuen E-mail-Service abzufragen, dem bietet die epost das abholen von E-mails von anderen Providers. Gesendet werden E-mails aber weiterhin von der epost-Adresse aus.
9) Fax: Ein Fax-Service ist im Paket enthalten, d.h. man bekommt eine eigene Fax-Nr. und braucht dann kein extra Fax-Gerät.
10) Anlagen: Man kann mit epost auch Anlagen verschicken, allerdings kennt das System nur PDFs. Also lohnt es sich darüber nachzudenken, wie man PDFs erzeugen kann (für Mac User kein Problem)
Fazit: Wer das komplizierte Anmeldeverfahren hinter sich hat, hat die Möglichkeit, überall wo ein internetfähiger PC steht, auch seine Post zu verschicken und das zum gleichen Preis wie vorher. Berücksichtigt man noch das Ersparnis an Zeit, Umschlägen, Papier kann sich der neue Service lohnen.
Also, schon die Adresse registriert ?