Die nächste Vuelta a España soll zur Pilgerfahrt werden

Von Nu
Die diesjährige Ausgabe des Radrennens “Vuelta a España” (Spanienrundfahrt) wird am 24. August in den Rias Baixas in der nordwestlichen spanischen Region Galicien (Galicia) gestartet werden. Deshalb stellte der Präsident der Region, Alberto Núñez Feijóo, die 68. Ausgabe des Rennens heute in Vigo vor. Feijóo ist Mitglied der spanischen Regierungspartei Partido Popular (PP) und am 1. Dezember 2012 zum zweiten mal zum Präsidenten der galizischen Regierung, der “Xunta de Galicia” gewählt worden.
Entsprechend seinem parteilichen Hintergrund liegt auch ihm viel daran, die Galicier bei jeder Gelegenheit zu mehr Anstrengungen und Opfern auszurufen. Diesmal sollen die stark in Verruf geratenen Profi-Rennfahrer als Beispiel herhalten. Feijóo lobte ihren Mut, ihre Entschlossenheit und ihre Fähigkeit über ihre Kräfte hinauszugehen. “Das soll uns eine Inspiration sein, dieses Beispiel aufzunehmen, diese totale Hingabe, damit Spanien mit seinen derzeitigen Schwierigkeiten fertig werden kann”, erklärte er und wies auch auf den Mannschaftsgeist bei den Radrennfahrern hin, ohne den kein Erfolg möglich sein. Und damit es alle begreifen setzte er noch einen drauf: “Das muss für uns jeden Tag eine Referenz sein, auf das Fahrrad steigen, den Blaumann anziehen, um zu arbeiten, den ganzen Tag zu trainieren, kämpfen und dann auch siegen”.
Und natürlich darf der Hinweis nicht fehlen, dass der Start im Land des Pilgerweges nach Santiago stattfinden wird. Santiago de Compostela ist die bekannteste Stadt Galiziens und der galizische Präsident ist überzeugt, dass “die Radrennfahrer die Botschaft des Apostels (Jakob / Santiago) auf der Tour 2013 mit sich tragen werden”.
Ob man bei uns die Profi-Radrennfahrer als großes Beispiel hinstellen würde? Nach den vielen Dopingfällen der letzten Jahre und der Uneinsichtigkeit der davon betroffenen Größen des Radsports, kann man sich damit wohl nur lächerlich machen. In Spanien ist das aber alles anders. So schrieb der Spiegel am 18. August 2012 kurz vor Beginn der letzten “Vuelta” über den nach einer Dopingsperre wieder mitfahrenden Alberto Contador: “Seiner Popularität in der Heimat tat dies keinen Abbruch. Politiker, darunter auch der damalige Sportminister, sprangen Contador zur Seite, die Massen jubelten ihm weiter zu. Mehr als 700 Freizeitsportler beteiligten sich Ende Mai dieses Jahres an dem Amateurrennen, das Contador rings um seine Heimatstadt Pinto organisiert hatte. Und die für ihn schönsten Sprüche seiner Unterstützer ließ Contador auf das blauweiße Trikot drucken, mit dem er seine Trainingsfahrten während der Sperre absolvierte.”
So bleibt nur zu hoffen, dass die Botschaft des Apostels auch zu einer Läuterung der Radsport-Sünder beiträgt. Die lokalen Politiker sind ja ohnehin kein gutes Beispiel. Zur Zeit kocht der Skandal des José Luis Baltar, des Präsidenten der Provinzverwaltung von Ourense, hoch. Über ihn schreibt eine spanische Webseite: “Wenn der Kazikismus ein Form der Ausübung der Politik ist, dann ist Baltar seine Verkörperung. Zur Zeit wird er von der Staatsanwaltschaft wegen fortgesetzter Veruntreuung öffentlicher Gelder angeklagt. Er hat in zahllosen Fällen eine Politik der Vetternwirtschaft praktiziert.”
Informationsquelle
Feijóo avoga por tomar como referencia o esforzo dos ciclistas para “gañar a volta” da crise – Xunta de Galicia
José Luis Baltar: retrato de un cacique gallego al que se le esfuma la impunidad – zoom.news