Die Drogerie-Kette gilt als einer der schlimmsten Arbeitgeber des Landes – jetzt meldet Schlecker Insolvenz an. Besitzer Anton Schlecker, mit einem Vermögen von drei Milliarden Dollar unter den 200 vermögendsten Menschen der Welt, wird seine persönlichen Sorgen in Grenzen zu halten wissen. Leidtragende sind wie immer die Arbeitnehmer und diejenigen, die ihre Forderungen an die Drogerie-Kette nun ersatzlos abschreiben können.
Bis Ende März sollen 600 „unrentable Filialen“ geschlossen werden. Vorher waren schon 600 weitere dicht gemacht worden. Dennoch will Schlecker die rentablen Filialen „und einen grossen Teil der Arbeitsplätze“ erhalten. Das dürfte kein Problem sein, nachdem man die Ansprüche Dritter in dem anstehenden Insolvenz-Verfahren schnell auf Null herunter fährt. In Deutschland gab es bei Schlecker zuletzt 30.000 Beschäftigte und weitere 15.000 im Ausland.
Überdimensionale Leiharbeit, Bezahlung unter Tarif, Ausspionieren der Mitarbeiter – Schlecker bot die gesamte Palette brachialen Unternehmertums in Deutschland. Ein einziges Mal (Amtsgericht Stuttgart 1998) trieben es die geschäftstüchtigen Schwaben zu weit. Wegen Lohndumpings wurden die Eheleute zur Zahlung von zwei Millionen Mark und zu je zehn Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Mit Hilfe Verd.is konnte den Händlern nachgewiesen werden, daß sie 610 Mitarbeiter über Jahre unter Tarif entlohnt haben.
Anton Schlecker weiss, was er tut. Wie so viele andere vor ihm wird er sein Unternehmen jetzt „gesundinsolvenzen“, in die Röhre schauen Arbeitnehmer und Gläubiger. Man muss die Marktwirtschaft nur richtig zu nutzen wissen.