Die Nachfahren der Mayas


Maya - Kalender

Die Nachfahren der Mayas kämpfen um ein Leben in Selbstbestimmung

Seit der Zeit der “zapatistischen” Aufstände ist die wirtschaftliche Lage für die indigene Bevölkerung im Süden Mexikos vielerorts nicht besser geworden. Es gibt kaum feste Arbeit und noch viel weniger Teilhabe am Reichtum des Landes. Bis heute ist Hunger und Unterernährung ein Problem.
Das Aufbegehren hatte viele Gesichter, aber so richtig wahrgenommen wurden die Aufständischen erst, als sie Ihre Gesichter hinter Skimasken versteckten. Sie sind zu ihrem Markenzeichen geworden.  Die „zapatistische Befreiungsbewegung“ besteht hauptsächlich aus der EZNL, übersetzt “Zapatistische Armee zur Nationalen Befreiung”, einer Art Guerrilla – doch mit Waffengewalt gekämpft wurde nur kurz und das ist schon einige Jahre her. Es gibt auch keinen Plan zur Weltrevolution oder zur Einführung irgend einer Weltanschauung, die mit einem “..ismus” (*) endet oder einer Lehre, die jedem die Welt erklärt und die eigene Sichtweise zur Allgemeingültigkeit erhebt. Im Gegenteil: Sie wollen lernen, anstatt zu belehren.

Die “Zapatista” benennen sich nach ihrem Vorbild
, Emiliano Zapata.

Zapata

Vorbild für die Indigenas: Emiliano Zapata (Holzschnitt) – Tierra y Libertad!


Emiliano Zapata (1879-1919) war ein Bauernführer aus dem Bundesstaat Morelos, und sicherlich der radikalste unter den mexikanischen Revolutionären. Er kämpfte um die Rückgabe der Hazienda-ländereien an die Bauern, sein Schlachtruf war “iTierra y libertad!” (,Land und Freiheit!”). Die zapa
tistische Bewegung lag im Konflikt mit den konservativen Anhängern des alten Regimes – und auch mit deren liberalen Gegnern. Im November 1911 verbreitete Zapata seinen “Plan de Ayala” und forderte die Rückgabe des ganzen Landes an die Bauern. Nachdem er mehrere Schlachten gegen Regierungstruppen in Zentralmexiko (einige im Verband mit Pancho Villa) gewonnen hatte, wurde er 1919 in einen Hinterhalt gelockt und getötet. (1)

Ein Leben in Würde, Freiheit, Land und genug zu essen

Die „Indigenas“ wollten nicht “Land” alleine. Sie wollten endlich als eigenständige Völker mit eigener Sprache anerkannt werden, ihre eigenen Anführer wählen dürfen und nach den eigenen Sitten leben. Aber nicht nur das. Es ging insbesondere um existenzielle Forderungen: Um Lebensgrundlagen, ein Leben in Würde, Freiheit, Land, und genug zu essen. Es rumorte bereits Ende der 80ger, als ich das erste mal den Süden Mexikos bereiste. 1994 begannen die Aufstände.
„iYA BASTA!“ (“Es reicht, Es ist genug”) sagten sie.

Von der Globalisierung betroffen und von einem Handelsabkommen namens NAFTA in ihrer Existenz bedroht

Weitgehend unbeachtet und mittlerweile von der Weltöffentlichkeit vergessen, gab es seit dem Beginn der Auseinandersetzungen viele Tote und Willkür in Chiapas. Unrechtmäßige Landenteignungen finden seit Jahrzehnten statt.
Am 1. Januar 1994 trat das Nordamerikanische Freihandelsabkommen NAFTA in Kraft, dem Mexiko beigetreten war. (9) Eine Katastrophe besonders für die Ureinwohner der Region. Plötzlich wurde der Markt mit dem in Massenproduktion und viel billiger hergestellten Kaffee aus US-amerikanischer Produktion überschwemmt. Eine Existenzgrundlage, der Kaffeeanbau ging verloren. Die Lage war so, dass die Zapatisten schliesslich eine „Kriegserklärung“ gegen den Staat Mexiko ausriefen. Es kam zur Besetzung der Stadt San Christobal de Casas und zur einseitigen Waffenstillstandserklärung der hoffnungslos überlegenen Staatsmacht. Es kam zu Hungerstreiks, Märschen und Friedensaufrufen sowie zur zahlreichen Bemühungen von „Nichtregierungsorganisationen“ (NGOs). Schliesslich wurden selbstverwaltete Kreise und “Zapatistische” Dörfer ins Leben gerufen und Waffenstillstand ausgerufen.

“Niederschwelliger Krieg”

Es kam zu vielen Morden, der weiter schwelende Konflikt wurde zu einem bis heute andauernden Kampf zwischen ungleichen Gegnern, der als “niederschwelliger Krieg” oder “Krieg niederer Intensität” bezeichnet wird. Begriffe, die ekelerregend sind, wie auch dessen “Kriegsführung”  mit verabscheuungswürdigen Methoden verläuft. Dazu zählen:

-willkürliche Festnahmen von als EZNL Unterstützern Verdächtigten
-Anstiftung von Einheimischen zu Morden
-Die Verwüstung von Feldern und Vernichtung von Ernten
-Abschlachten von Nutzvieh und Pferden
-Ausweisung unliebsamer Personen
-Einsatz Paramilitärischer Gruppen zur Einschüchterung von Unterstützern in der Bevölkerung

Das Massaker von Acteal: Bis heute nicht aufgeklärt

45 Tzotzil-Indigene wurden 1997 beim Massaker in Acteal im südmexikanischen Bundesstaat Chiapas umgebracht. Bis heute wurde niemand für diese Gräueltat verurteilt. Die Opfer gehörten der pazifistischen Organisation „Las Abejas” („Die Bienen“) an. Las Abejas steht den Zapatisten nahe, lehnt den bewaffneten Kampf jedoch bis heute ab. (4) Der einheimische Journalist Jose Alfredo Jimenez, Angehöriger des Volks der Tzotzil zeigte diesen Dokumentarbericht über das Massaker von Acteal auch in Deutschland. Sein starker Film wäre es wert, von einem ARD-Weltspiegel oder dem ZDF-Auslandsjournal aufgegriffen zu werden, um den authentischen und bewegenden Beitrag einem großen Publikum zu zeigen, denn er ist bis heute top-aktuell. Er erzählt weit mehr als die Geschichte der Betroffenen und wirft Schlaglichter auf weitere Problemfelder, die ebenfalls hier im Artikel vorkommen.

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Der Frieden in Chiapas ist trügerisch.Nicht nur durch paramilitärische Gruppen werden die “zapatistischen” Gemeinden heimgesucht. Auch eine innere Spaltung bedroht die Gemeinschaften, die durch ihren erklärten Widerstand gegen den Staat und dem Willen selbstverantwortlich und selbstverwaltet zu leben zusammengehalten werden.

“Die Strategie der mexikanischen Regierung, die aufständischen Indígenas durch Geldgeschenke und die Verbesserung staatlicher Schulen und Krankenhäuser zu ködern und damit zu spalten, scheint aufzugehen. Beispielsweise bietet die Regierung allen Bauern Subventionen zum Kauf von Saatgut an – vorausgesetzt, sie können eigenen Landbesitz nachweisen. Einige Überläufer versuchen deshalb, sich ihren Teil von dem gemeinschaftlich genutzten Land zu sichern, das sie vor Jahren mit Hilfe der Zapatisten reichen Großgrundbesitzern abgenommen hatten. In den autonomen Gebieten aber gilt eine klare Regel: Wer die Bewegung verlässt, verliert auch sein Land.
Über diese internen Konflikte berichten vor allem internationale Beobachter, die seit Jahren in Chiapas leben. Die Einheimischen selbst reden kaum oder nur äußerst ungern darüber. „Es ist wahr, viele sind müde geworden“, sagt Rosa zögernd. „Vielleicht, weil der Widerstand viel Arbeit kostet.“ Und was bedeutet das für das Zusammenleben im Dorf und in den Familien? „Es gibt keine Probleme“, versichert sie. „Man redet miteinander.“ schreibt Gundula Stoll in einem Artikel für die “Lateinamerika-Nachrichten (7)

Viele aus den Völkern der Tzotzil und Tzeltal kämpften damals und bis heute für ihre Rechte. Die Tzotzil sind ein Maya-Volk und ihre Sprache wird aktuell von ca. 350.000 Menschen gesprochen und ist neben „Tzeltal“ eine der lebendigsten Sprachen der Ureinwohner Mexikos. Viele Tztotzil, etwa 250.000 sprechen kein Spanisch, die offizielle Landessprache.

Die Tzotzil nennen sich batsil winik´otik, „wahre (ursprüngliche) Menschen“. Der Name Tzotzil leitet sich von der Eigenbezeichnung der Tzotzil von Zinacantán sots’il winik ab, was „Fledermausmenschen“ bedeutet (sots’il „Fledermaus“, winik „Mensch“). Ein Mythos besagt, dass die Vorfahren der Tzotzil in Zinacantán eine Fledermaus vorfanden, die sie sodann als Gottheit verehrten. „(2)
Heute sind die Mayas christianisiert. Seit Beginn der Aufstände stand der forsche Bischof Samuel Ruiz García an der Seite der Armen. Die katholische Kirche hat jedoch seit jeher Probleme mit den Befreiungstheologen. Sie versuchte den alternden Bischof durch einen zur Seite gestellten Vertreter Raul Vera abzulösen. Doch es war zu lesen, dass auch dieser sich sehr schnell von dem “konservativen” Kurs der offiziellen Kirche löste und sich in die Lage der indigenen Bevölkerung einfühlte und ihnen beistand. Schliesslich versetzte – oder besser – verbannte man ihn in den Norden Mexikos. (6)

Tzotzil - Prozession

Das Maya Volk der Tzotzil bei einer Prozession – San Chuan Chamula – Ihr Freiheitskampf wurde vom Bischof und Befreiungstehologen Ruiz unterstützt

Im Süden Mexikos, im Bundesstaat Chiapas stellen die Indios die Mehrheit der Bevölkerung. Man schätzt, etwa zwei Millionen. Chiapas ist ganz anders als der trocken-heisse Norden des mittelamerikanischen Landes, den viele vielleicht aus Western als Bild in Erinnerung haben. Im Süden Mexikos, das mehr als 5mal größer als Deutschland ist, gibt es tropischen Regenwald, Berge, eine Natur von überwältigender Schönheit. Dort befinden sich einige der berühmtesten und erhaltenen Tempelanlagen der Mayas, die touristischen Attraktionen, imposante Überreste einer untergegangenen – oder besser: von Eroberern brutal vernichteten Hochkultur. Direkt neben diesen Zeugnissen einer weit entwickelten Gesellschaft, leben die letzten Nachfahren der Mayas in einem Staatswesen, dass sie am liebsten los wäre, in einem Zustand der Entrechtung und schwelender Bedrohung.

In ihr Schicksal ergeben – die letzten Lacandonen

Der Maya-Stamm der Lacandonen, der in Abgeschiedenheit des Lacandonischen Regenwaldes überlebte und schliesslich nur noch 200 Menschen in 60 Familien zählte, hat seine Lebensgrundlage heute durch “Ökotourismus”, staatlicher Unterstützung und etwas Brandrodungsfeldbau. Die “Lacandones” sind die einzige indigene Gruppe Mexikos , welche die Abkommen von San Andrés nicht unterzeichnet haben. Dieses Abkommen beinhaltet die Anerkennung der Rechte und der Kultur der indigenen Bevölkerung. (10) Sie haben sich ihrem Schicksal ergeben.

In den selbstverwalteten Dörfen der Zapatisten dagegen,  findet immer noch der gleiche Konflikt, der “niederschwellige Krieg” seine Fortsetzung, bis heute. Immer noch gibt es Angriffe gegen die “zapatistischen” Gemeinden in Chiapas. Es sollte endlich Schluss sein damit, doch die Weltöffentlichkeit nimmt kaum noch Anteil.

ein Artikel von Hans-Udo Sattler

P.S.: Eine Aktion von Avaaz, einer Organisation für Bürger-Petitionen fordert endlich den “STOPP DER REPRESSIONEN” (8), richtet Appelle an die Regierung Mexikos, und die Regierung des Bundesstaates Chiapas, Südmexiko.An dem Aufruf haben bisher nur etwas mehr als ein Dutzend Menschen teilgenommen. Das ist beschämend wenig!
Ein paar Mausklicks sollte es Ihnen schon wert sein, ein Leben in Würde und Selbstbestimmung für die letzten Mayas zu unterstützen.

Zum Aufruf: <hier anklicken>

 

Leser-Telefon:
Sagen Sie Ihre Meinung! Ihr Leser-Telefon: +49 (0) 2779-216 658


Quellen – weiterführende Links

Foto: Maya-Kalender:  by Michael Mertes (Aristillus) pixelio.de
(1) Google.books über Emilio Zapata, John Noble – Mexiko
(2) Abbildung: Zapata-Holzschnitt “Viva Zapata”
(3) Tzotzil – wikipedia.org
(4) Poonal “Selbst gedreht” ein Interview mit dem Dokumentarfilmer Jose Alfredo Jimenez
(5) Bild: Prozession San Juan Chamula – Kulturelles Zentrum der Tzotzil (Chiapas). Prozession auf dem Weg in die Pfarrkirche. GNU-Lizenz für freie Dokumentation, wikipedia.org/chiapas
(6) NZZ Archiv: Vatikan auf konservativen Kurs in Chiapas
(7) Lateinamerika-Nachrichten Teilen und Herrschen in Chiapas
(8) Avaz.org: “Stopp der Repressionen und Angriffe”
(9) Informationen über das NAFTA-Abkommen: wikipedia.org
(10) Mexiko-lexikon.de – “San Andres Abkommen”


Chiapas im Süden Mexikos – Eine beeindruckende Region

Quelle: Youtube.com, Uploader: VideoElEconomista

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