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Die Musikindustrie ist ein Quell der Drogensucht, der Partys, des Alkohols und des ungezügelten Sex. Das wissen wir seit dem Rock’n’roll der 70er, seit Mick Jagger und David Bowie. Das diese Welt einen geldfixierten Rattenschwanz in Form von gewinnorientierten Plattenlabeln hinterherzieht auch. Insofern erzählt „Kill Your Friends“ wenig Neues. Was den Film allerdings besonders macht, ist der kreative Kopf dahinter. John Niven, der mit dem gleichnamigen Buch seinen Durchbruch feierte, arbeitete selbst jahrelang als A&R-Manager bei bedeutenden Plattenlabeln. Während seiner Zeit lehnte er Bands wie The Muse oder Coldplay ab – letztere mit der Begründung sie seien Radiohead für Trottel. Führt man sich die Ausdrucksweise der Hauptfigur Steven Stelfox vor Augen, ist sein Verhalten wahrscheinlich nicht weit von der Wirklichkeit entfernt.
Denn wenn Steven eines ist, dann ein hemmungsloser Zyniker. Für ihn ist Musik nur da um Geld zu verdienen, die Kunst dahinter ist nicht von Belang. Was zählt sind Verkaufszahlen, Klicks, Reviews – eben alles, was dem Plattenlabel (und letztlich ihm selbst) dient. Kollegen sind bloß Mittel zum Zweck, Gefühle haben in seiner Welt keinen Platz. In Ansätzen steckt hier das Material, aus dem „American Psycho“ gemacht ist. Charakterlich sind sich Stelfox und Bateman tatsächlich ähnlich, allerdings geht das amerikanische Pendant weitaus ungezügelter und härter zur Sache. „Kill Your Friends“ wirkt eher wie der kleine, nette Bruder, selbst wenn Stelfox mehr und mehr die Fassung verliert.
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Das ist dank bitterbösem Voice Over höchst unterhaltsam, eine subtile Dekonstruktion der Musikindustrie ist „Kill Your Friends“ aber nicht. Dafür fehlt ihm das Feingefühl in den Fingerspitzen. Viel lieber ist der Film laut, haut auf den Putz und zieht sich das Kokain kilogrammweise durch die Nase. Bis sie blutet. Nicholas Hoult („Warm Bodies“, „Skins“) gibt dem Talentscout Stelfox ein passendes Gesicht, Arroganz und kühle Raffinesse finden sich in seinen Augen. Sein Leben ist auf wackeligen Stützen gebaut, denn es reicht ein Hit oder Misserfolg um ihn zum König zu erheben oder in der Gosse landen zu lassen. Diesem Druck ohne Drogen standzuhalten? Für ihn und sein Umfeld unmöglich.
„Kill Your Friends“ ist zwar in seinen Grundzügen Satire, aber eher am Spektakel interessiert, als an einem Offenlegen der Abgründe der Musikindustrie. Er verfolgt den Werdegang seiner Hauptfigur, bietet seinen hasserfüllten und zynischen Gedanken viel Raum. Das ist zu weiten Teilen witzig und bissig – mehr aber nicht. „American Psycho“ war die Dekonstruktion einer gesamten Generation und Bateman quasi der Tumor, der die Folge einer fehlgeleiteten Gesellschaft darstellte. Stelfox hingegen ist ein Großmaul, der beruflich aufsteigen möchte. Insofern hinkt der vom Verleih hergestellte Vergleich ein wenig.
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BEWERTUNG: 7,5/10Titel: Kill Your FriendsFSK; ab 16 freigegebenLaufzeit: 100 MinutenGenre: Satire, Komödie, ThrillerAutor: John NivenRegisseur: Owen HarrisDarsteller: Nicholas Hoult, James Corden, Ed Skrein, Rosanna Arquette, Joseph Mawle, Craig Roberts, Moritz Bleibtreu, Tom Riley, Georgia King