Bei Amazon:
Gebundene Ausgabe: 17,95 €
Kindle Edition: 13,99 €
Auri lebt, abgeschottet vom rationalen Denken der Menschen an der Universität, im Unterding. Dort hat sie gelernt die Dinge ganz anders wahrzunehmen, ihre Geheimnisse zu enthüllen und auf ihre Stimmen zu hören.
Auri ist einer der geheimnisvollsten Charatkere in der Königsmörder Chronik und somit auch am Interessantesten. Diese Geschichte steckt voller Bilder, wunderbarer Worte und der Musik, die die Stille verbreitet.
Zuerst musste ich darüber nachdenken, was eine Geschichte oder Erzählung haben muss, um gut zu sein. Durch meine Schullaufbahn und auch mein Deutschstudium bin ich mit den Merkmalen einer Erzählung sehr gut vertraut. Natürlich habe ich auch reichlich Erfahrungen mit Geschichten gemacht, indem ich sie einfach gelesen habe. Ich würde also von mir behaupten, dass ich weiß, was eine gute Geschichte ausmacht. Doch bei dieser hier trifft beinahe nichts zu, was ich sonst als absolut wichtig empfinde.
Es gibt nur Auri als Person in diesem Buch. Das Mädchen, das man von den Königsmörderchroniken her kennt. Sie ist blond, klein, zierlich und in jedem Fall unterernährt. Sie lebt ganz allein im Unterding, ist Menschenscheu und versucht im Einklang mit ihrer Welt zu leben. Sie braucht die Harmonie, welche auch in jedem von ihr entdecktem Raum herrschen muss. Mehr gibt es nicht. Nur Auri.
Das bedeutet auch, dass es keinerlei Dialoge oder sonstiges gibt. Es ist einfach nur Auri mit ihren Gedanken. Auri, wie sie ihren Alltag meistert und sich darauf vorbereitet, dass Kvothe bald zu ihr kommt, um seine Musik zu machen.
Niemand spricht mit ihr, niemand sieht nach ihr, es ist ganz und gar allein Auri.
Auch die Handlung an sich, wenn man sie nur so betrachtet und nicht tiefer geht, gibt sie nicht viel her. Ich denke daher, dass dieses Buch nur dann empfehlenswert ist, wenn jemand sich ein bisschen Zeit nimmt um mehr darüber nachzudenken. Man muss es vielleicht sogar wirklich zwei Mal lesen, um sich ganz sicher zu sein.
Dieses Buch ist nicht spannend erzählt oder läuft auf etwas ganz Wichtiges hinaus. Es beleuchtet nur eine Woche in Auris leben. Wie sie zurecht kommt und was sie alles tut, wenn sie weiß, dass Kvothe am Ende der Woche kommen wird.
Ich hatte zu Beginn der Geschichte selbst große Probleme damit, zu verstehen oder nachzuvollziehen, was Auri tut und aus welchen Gründen. Mich hätte es mehr interessiert zu erfahren wie sie dort hinein gekommen ist. Welche Beweggründe sie hatte sich von der Zivilisation abzuschotten und im Unterding zu leben. Ganz für sich allein. Doch all diese Fragen, die in meinem Kopf schwirrten haben in diesem Buch keine Antwort erhalten.
In diesem Buch stecken Antworten auf ganz andere Fragen.
Es ist ein schöner Blick in Auris Lebenswelt. Man spürt, dass sie eine ganz besondere Bindung zu den Gegenständen, die sie im Unterding findet, entwickelt. Vieles was sie entdeckt ersetzt für sie vielleicht Menschen. Sie möchte nichts und niemanden verärgern, will in ständiger Harmonie mit diesen Gegenständen und Räumen leben. Und auch die Namen scheinen eine große Bedeutung zu haben. Erst wenn der Raum oder der Gegenstand dazu bereit ist kann auch Auri selbst erkennen wie der Name lautet.
Es ist etwas ganz besonderes, wenn auch etwas wirr. Aber es bringt dem Leser Auri näher.
Gegen Ende des Buches kann ich sagen, dass ich mich sehr viel besser in Auri hineinversetzen kann. Ich kann nachvollziehen weshalb sie sich den Gegenständen und Räumen gegenüber so verhält. Sie ist schließlich ganz allein dort unten. Sie hat nichts und niemanden und fühlt sich einfach nur einsam. Ihr ist bewusst, dass dort oben Menschen wie sie sind und trotzdem lebt sie lieber dort unten ganz allein.
Denn dort im Unterding kann sie in Harmonie leben. Dort hat sie die Harmonie selbst in der Hand und kann dazu beitragen, dass sie fortbesteht.
Und zwischen dieser Harmonie, an die sie sich klammert, kommen die Treffen mit Kvothe. Diese Treffen bringen Schwung in ihren Alltag. Sie richtet sich danach aus und hat somit einen Sinn und ein Ziel, worauf sie hinarbeitet.
Am Ende war ich fast schon zu Tränen gerührt, weil sie sich solche Gedanken darum gemacht hat und wie sie dann zu einer Lösung kommt, die sie als perfekt ansieht.
Letztendlich hat diese Geschichte nichts, was eine “richtige” Geschichte hat. Es gibt keine Dialoge, es gibt nur einen Charakter und es passiert eigentlich nur zwischen den Zeilen etwas. Man lernt ein einsames Mädchen besser kennen und wenn einem diese Art von Geschichte gefällt, dann liebt man Auri nun umso mehr.
Ich möchte dieses Mädchen am liebsten in den Arm nehmen und ihr zeigen, dass sie nicht allein ist. Und doch weiß ich auch, dass sie sich niemals so nah an mich herantrauen würde.
Auri bleibt nach wie vor ein Geheimnis aber durch dieses Buch bin ich ihr sehr viel näher gekommen und das freut mich. Ob es letztendlich ein Buch ist, das jeder lesen sollte? Ich weiß es nicht. Man sollte ausprobieren, ob man bereit dazu ist wirklich etwas tiefer zu gehen. Darüber nachzudenken aus welchen Gründen Auri so ist wie sie ist. Erst dann, wenn man sich wirklich etwas öffnet, ist dieses Buch etwas für den Leser.
Wer Fan des Autors und seines Schreibstiles ist, der wird mit diesem Buch, was das Schreiben angeht, an der richtigen Stelle sein. Es ist genial geschrieben. Rothfuss beweist, dass man mit solch einer Wortgewalt aus einer Geschichte mit nur einem Charakter so viel mehr machen kann, als ein Leser auch nur erahnt.
Es hat mir Spaß gemacht dieses Buch zu lesen, auch wenn ich zu Beginn kleinere Stolpersteine im Weg hatte. Auri ist mir näher gebracht worden und ich bin noch mehr von Rothfuss Schreibstil begeistert als ohnehin schon. 4 / 5 Sterne für diese Geschichte.