Die mir den Tod wünschen von Michael Koryta – Rezension

Gnadenlose Jagd

An einem stürmischen Tag wird der vierzehnjährige Jace Zeuge eines brutalen Mordes. Jace kann entkommen – doch er weiß, dass die Verbrecher ihn gesehen haben. Die Blackwell-Brüder, ein psychopathisches Killer-Duo, wollen seinen Tod. Jace kann niemandem mehr vertrauen. Unter neuer Identität soll er in Montana Zuflucht finden. Ethan Serbin, ein erfahrener Überlebensspezialist, steht ihm in der gnadenlosen Bergwelt zur Seite. Derweil bahnen sich die beiden Killer ihren blutigen Weg und kreisen ihre Opfer immer weiter ein. Für Ethan und Jace beginnt ein furioser Höllenritt … (Klappeninnentext)

Nach den ersten Seiten habe ich eine extrem spannende Story erwartet. Michael Koryta beschreibt diese Szene sehr atmosphärisch und ich habe teilweise die Luft angehalten beim Lesen. Schon der erste Satz: „Am letzten Tag des Lebens von Jace Wilson stand der Dreizehnjährige am Rand eines Steinbruchs, den Blick auf das kalte, ruhige Wasser gerichtet, und verstand endlich, was ihm seine Mutter vor ein paar Jahren einmal gesagt hatte: Du kannst Schwierigkeiten bekommen, wenn du Furcht zeigst; noch größere Schwierigkeiten bekommst du aber, wenn du die Angst leugnest.“ ließ meine Augen leuchten in der Hoffnung, in einen sprachlich brillanten Thriller einzutauchen. Tatsächlich hat Michael Koryta mich sprachlich beeindruckt. Aber die Spannung flachte zunächst total ab.

Michael Koryta hat seinen Thriller in drei Teile gegliedert und im Nachhinein erkennt man schon an den Überschriften, dass er seine Geschichte zunächst auf ein solides Fundament setzt, die wichtigen Personen nach und nach sehr detailliert einführt. Das hätte gerne ein wenig spannender sein können, in mir machte sich bereits Enttäuschung breit. Ethan Serbin ist zwar eine interessante Persönlichkeit, aber erst als die beiden Brüder auftauchten, keimte wieder Hoffnung, dass mir das Buch doch gefallen könnte. Ich musste sofort an Tarantino denken, denn die Brüder Blackwell scheinen einem seiner Filme entsprungen zu sein. Ich liebe solche schrägen Vögel und obwohl oder vielleicht gerade weil sie derart böse sind, waren sie für mich das Sahnehäubchen in dieser Story und jagten mir nicht nur einen Schauer über den Rücken.

Michael Koryta hat schon seine ganz eigene fast schon eigenwillige Art, Spannung zu erzeugen, die mir zunehmend besser gefiel.

Die Katastrophe war nie beabsichtigt, der Schaden stellte sich auf Umwegen ein.“ (S.338)

Die anfängliche Enttäuschung wandelte sich in Begeisterung, denn selten habe ich eine derartig konsequente Spannungs-Steigerung in einem Thriller erlebt. Der letzte Teil ist einfach atemberaubend und hält noch einige Überraschungen bereit.

Der Schreibstil ist recht flüssig und stellenweise für einen Thriller auch ziemlich anspruchsvoll, was mir richtig gut gefällt und sich sehr angenehm von dem sonst in diesem Genre leider oft üblichen einfachen Stil abhebt. Die Einteilung in drei Abschnitte ist sehr gelungen, die Hauptpersonen sind sehr gut gezeichnet. Und im Nachhinein verzeihe ich auch die Längen in den ersten Kapiteln.

Fazit: Ungewöhnlicher Thriller, der an Spannung enorm zulegt und mit einem atemberaubenden Ende aufwartet.

Der Autor:
Michael Koryta begann bereits in jungen Jahren seine ungewöhnliche Karriere. Schon auf der Highschool arbeitete er nebenbei für einen Privatermittler-Agentur – eine Tätigkeit, die Koryta bald zu seinem Hauptberuf machte. Nebenbei verdingte er sich als Reporter und unterrichtete an der Indiana University. Wenn er nicht gerade schreibt, begibt sich der Abenteurer und Outdoor-Fan Koryta bevorzugt in die Beartooth Mountains. Mit Die mir den Tod wünschen stürmte er die amerikanischen Bestsellerlisten und gilt in den USA derzeit als einer der aufregendsten Thrillerautoren. (Quelle: Verlagsseite)

Webseite von Michael Koryta

„Die mir den Tod wünschen“ ist im Heyne Verlag erschienen

Leseprobe

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