Die Menschenrechte gehen auf das Christentum zurück?

Von Nicsbloghaus @_nbh

WEIMAR. (fgw) Immer wie­der bekommt man zu hören – von Klerikern, ihnen höri­gen Politikern und Medien, dass die Menschenrechte, Freiheit und Demokratie, Rechtsstaatlichkeit etc. auf die Bibel, auf das Christentum, zurück­ge­hen…

Execution of Thomas Armstrong

Aber ist dem wirk­lich so? Wenn die Bibel das unun­stöß­li­che Wort »Gottes« sein soll, dann sind die dort gemach­ten Aussagen allgemein-gültig. Denn sonst wären sie ja nicht die abso­lute Wahrheit und es gäbe auch keine Geschichte. Geschichte ist Entwicklung. Und damit kommt die Priesterkaste in Erklärungsnot und beginnt sich zu dre­hen und zu wen­den: Die Texte müß­ten aus der Zeit her­aus ver­stan­den wer­den und immer wie­der neu inter­pre­tiert… Zu die­sem Thema ist bereits sehr viel Richtigstellendes geschrie­ben wor­den.

Dieser Tage kam mir ein Wikipedia-Artikel unter die Augen, aus dem ich nach­fol­gend zitie­ren möchte. Dieser Artikel wirft ein bezeich­nen­des Licht auf die behaup­tete Barmherzigkeit und Menschlichkeit, Nächsten- und sogar Feindesliebe einer aller-christlichen Religion und einer auf die­ser fußen­den Rechtsprechung und ihrer Strafvollstreckung bis in die Neuzeit, selbst wenn ein­zelne Herrscher - in einem »Mutterland der Demokratie« spä­ter bei der Vollstreckung eine gewisse »Milde« wal­ten lie­ßen.

Hanged, drawn and quar­te­red

»Hanged, drawn and quar­te­red (eng­lisch für erhängt, aus­ge­wei­det und gevier­teilt) war die in England ver­hängte Strafe für Hochverrat, ins­be­son­dere wenn es um Land, Herrscher oder Falschmünzerei ging. Verhängt wurde sie von den Assisen, einem von der Krone ein­ge­setz­ten Gerichtshof für Kapitalverbrechen, der Delikte »jen­seits von Mord und Totschlag« ver­han­delte.

Die Strafe wurde erst­mals unter dem eng­li­schen König Edward I. 1283 an dem wali­si­schen Prinzen Dafydd ap Gruffydd voll­streckt. Im Jahre 1305 erlitt auch der schot­ti­sche Nationalheld Sir William Wallace die­ses Schicksal. 1605 wur­den die Mitverschwörer von Guy Fawkes, die an der Schießpulververschwörung betei­ligt waren, zu die­ser Todesart ver­ur­teilt. Fawkes selbst wurde zum Tode am Strick ver­ur­teilt. Er ver­kürzte sein Sterben, da es ihm gelang, vom Galgenpodest zu sprin­gen, wobei er sich das Genick brach. Auch der eng­li­sche Humanist Thomas Morus sollte infolge sei­ner Weigerung, für Heinrich VIII. den Suprematseid abzu­le­gen, auf jene Art ster­ben. Das Urteil wurde aller­dings dahin­ge­hend vom König ent­schärft, dass Morus 1535 ent­haup­tet wurde.

Erst ab 1814 wur­den Teile der Strafe pos­tum voll­streckt (dra­wing, quar­te­ring).

Aus über­lie­fer­ten und gesi­cher­ten Quellen stellte sich die Bestrafung so dar:

  • Als Ort der Vollstreckung war der Heimatort des Verurteilten vor­ge­se­hen, nicht der Ort sei­ner Festnahme oder der Sitz des Gerichts.
  • Der Verurteilte wurde auf einem Gatter (Holzrost) zum Richtplatz gezerrt (dra­wing).
  • Er wurde am Hals auf­ge­hängt und, kurz bevor er starb, her­un­ter­ge­nom­men (han­ging).
  • Danach wurde er bei leben­di­gem Leib aus­ge­wei­det: Die Genitalien wur­den abge­schnit­ten und seine Gedärme aus dem Körper geholt (man­che Quellen sehen dies als alte Bedeutungvon dra­wing an).
  • Sie wur­den dem Verurteilten und der zuse­hen­den Menge zur Begutachtung gezeigt.
  • Sein Herz wurde her­aus­ge­schnit­ten und zusam­men mit den Eingeweiden vor den Augen aller Zuschauer ver­brannt (Quellen berich­ten von noch leben­den Verurteilten, was aus medi­zi­ni­schen Gründen aber unwahr­schein­lich ist).
  • Dann wurde er geköpft, und der Torso wurde in vier Teile zer­hackt oder zer­sägt (quar­te­ring).

Diese - mit dem Kopf in der Regel fünf - ver­blei­ben­den Teile wur­den zur Abschreckung auf fünf Pfählen in sei­nem Heimatort ver­teilt öffent­lich zur Schau gestellt. Das öffent­li­che »Anprangern«, oder in die­sem Fall die öffent­li­che Zurschaustellung von Körperteilen der Verurteilten, wurde in England 1843 abge­schafft. In der Regel wurde diese Art der Bestrafung nur an Männern voll­streckt. Frauen wur­den auf dem Scheiterhaufen ver­brannt.

Die Verbrennung von Frauen wurde in England 1790 abge­schafft. »Hanged, drawn, and quar­te­red« ist in sei­ner Gesamtheit sogar erst 1870 aus der eng­li­schen Rechtsprechung getilgt wor­den.«

Da kann ich mir die ket­ze­ri­sche Bemerkung nicht ver­knei­fen, daß dage­gen die Kreuzigungen im heid­ni­schen Römischen Reich vor 2000 Jahren nicht ganz so men­schen­ver­ach­tend waren wie diese „christ­li­che« eng­li­sche Justiz.

SRK

Text- und Bildquelle: de.wikipedia.org/wiki/Hanged,_drawn_and_quartered

[Erstveröffentlichung Freigeist Weimar]